2019 · CHINESE WOMAN

Photographs by Thomas Karsten


240 Seiten
170 Abbildungen
XL Format 24×32 cm,
170g schweres Kunstdruckpapier,
Farbe (alles 4 farbig CMYK) 
Hardcover + amerikanischer Umschlag
Fotobuch mit einer fiktiven Geschichte 
von Sunita Sukhana
Sprache: Deutsch + Englisch
Preis: 49,90 Euro
ISBN: 978-3-88769-663-4
Verlag Claudia Gehrke, 2019


Sonderausgabe mit Fine Art Giclee-Print (12 Farben), in Museumsqualität
auf Hahnemühle Photo Rag 308g Papier (278,00 Euro)
ist direkt hier zu bestellen: info@thomaskarsten.com

Im Bereich der erotischen Fotografie zählt Thomas Karsten gegenwärtig zu den 
interessantesten Vertretern des Genres. Besonderes Merkmal seiner Aktfotografie ist es,
dass er seine Modelle mit sichtlichem Vergnügen und Vertrauen zum Fotografen sich
selbst darstellen lässt, ohne dabei die ästhetische Kontrolle zu verlieren. Mit fast 
femininem Blick beobachtet er durch seine Kamera Frauen, die gerade dadurch schön 
und sinnlich erscheinen, weil sie sich und ihren Körper völlig unverstellt präsentieren. 
So entstehen subtile erotische und intensive Momente, wie sie in der Aktfotografie 
nur selten anzutreffen sind. 

Andreas J. Mueller 

Ein Text von Sunita Sunita

Erste Begegnung – Teil Eins:

Das erste, was ich sehe, ist ihr Lächeln. Sie ist umgeben von Frauen wie sie, aber sie ist die Einzige, die lächelt. Die mich anlächelt. Um sie herum laufen Leute, lachen, sprechen, schreien und mitten drin sitzt sie und lächelt. Ihr Blick nimmt mich gefangen. Sie zaubert vollkommene Ruhe in die hektische Lobby. Ich nähere mich ihr. Sie lässt mich nicht aus ihren großen, dunklen Augen. Ich spreche mit ihr. Sie nickt nur. Sie lehnt sich zu mir, streicht über ihr Gesicht, greift nach meiner Hand. Mit ihrem Finger schreibt sie ihre Zimmernummer auf meine Handfläche: 127. Meine Hand glüht, mein Arm glüht, mein Bauch, mein Schritt. Sie blinzelt und dreht sich um.

Zimmer 127. Ich klopfe. Sie öffnet die Tür. Lächelt. Blinzelt. Sie schiebt die Träger des weißen Nachthemds zur Seite. Der Stoff rutscht herunter und fällt auf meine Füße. Ich schließe die Tür. Jetzt sitzt sie im Bett, das Bettlaken bis zur Taille hochgezogen. Ich kann ihre Hüfte, ihre Beine, ihre dünnen Füße darunter erahnen. Ihre langen, dunklen Locken fallen über ihre Brüste. Rechts schaut ein Nippel hervor. Ich gehe einen Schritt auf sie zu. Sie lächelt, lässt ihren Blick über meinen Körper schweifen, von oben nach unten. Ich öffne die obersten Knöpfe meines Hemds, halte inne. Sie starrt mich an. Lächelt. Blinzelt. Ich fahre fort. Streife mir Hemd und Hose ab. Lasse die Boxershorts fallen. Jetzt betrachtet sie mich mit ernsten, runden Augen. Ich verfolge, wie sich ihr Brustkorb hebt und senkt. Jedes Mal rutschen die Haare ein Stück weiter zur Seite. Sie lässt noch einmal ihren glühenden Blick über mich schweifen, diesmal von unten nach oben. Dann streicht sie über das Bettlaken, über ihre Beine, bekommt es zu fassen und zieht. Hält inne mit der ums Laken geballten Faust im Schritt. Zieht weiter. Lässt das Laken auf den Boden gleiten. Sie streckt den Arm nach mir aus. Ich trete vor, greife nach ihm, doch sie zieht ihn zurück, streicht über ihren Bauch, ihre spitzen Brüste. Sie lehnt sich zurück, drückt den Rücken durch. Stöhnt.

Erste Begegnung – Teil Zwei:

Ihr Stöhnen reißt mich aus meiner Trance. Ich lege mich neben sie, auf sie, küsse sie, streichele sie. Schließe meine Augen, während ich mit meinen Lippen, dann mit meiner Zunge ihren Oberkörper erkunde. Weiter hinabgleite. Den Haarstreifen finde. Weiter hinabgleite. Ihre weichen Lippen finde und küsse.

Als ich aufblicke, lächelt sie. Ich richte mich auf. Sie blinzelt. Legt ihre Hand auf meinen Rücken und zieht mich an sich. Ihre Beine umschließen mich. Ich finde ihre Wärme, dringe ein. Ihre Beine sind vor ihr, neben ihr, über ihr. Ich bin auf ihr, hinter ihr, neben ihr. Ich glühe. Sie glüht. Ich halte ihren Blick bei den letzten Stößen. Sie stöhnt. Das ist alles, was ich brauche.

Ich bleibe im Bett liegen, beobachte ihren schnurgeraden Rücken, den sie in einen weißen Nachtmantel einpackt. Ich sehe ihr rundes Gesicht im runden Spiegel, die runden Brüste, die der geöffnete Mantel preisgibt. Sie malt ihre Lider zart-violett an. Sie lächelt nicht. Sie spitzt ihre geschwungenen Lippen und fährt mit dem roten Lippenstift über sie. Sie schaut nicht auf, als ich mich anziehe und auf die Tür zugehe. Als ich die Klinke herunterdrücke, treffen sich unsere Blicke im Spiegel. Sie lächelt.

Zweite Begegnung – Teil Eins:

Es ist laut und stickig in dem Kellerclub, in dem wir uns kennenlernen. Wir sitzen in der dunkelsten Ecke der Bar, vier Tische vom nächsten Lautsprecher entfernt, doch wir müssen trotzdem schreien, um uns zu unterhalten. Und das tun wir. Zuerst schreie nur ich. Mache ihr Komplimente. Lobe ihren ausgelassenen Tanzstil. Frage, ob ich durch ihre zerzausten Haare fahren darf. Sie erlaubt es. Sie fühlen sich überraschend kräftig an, nicht so sanft, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Ihre Wangen sind rot von der Hitze und Aufregung. Ich lasse die Haare wieder fallen, bewundere den Kontrast der schwarzen Haare auf dem weißen Shirt.

Zuerst hört sie mir zu. Dann beantwortet sie meine Fragen. Und dann fängt sie an zu reden. Sie redet schnell und laut, brüllt gegen die schrillen Gitarrenklänge an. Sie lächelt nie, sondern lacht nur schallend. Ich mag sie auf Anhieb. Sie trinkt Bier, und besteht darauf, es selbst zu zahlen. Ich frage mich, wieso. Wieso sollte eine Frau einer anderen Frau Drinks ausgeben? Ich frage sie, ob sie deshalb zögert. Sie sagt: Nein. Sie versteht schon. Aber sie weiß nicht, ist es nicht, glaubt sie. Sie sei bisher nur mit Männern zusammen gewesen.

Zweite Begegnung – Teil Zwei:

Nach einem weiteren Bier erzählt sie, dass die Männer keine Ahnung haben. Sie würden sie immer nur eine Sekunde lang lecken, wenn überhaupt. Sie würden sie anstarren, als hätten sie nie eine nackte Frau gesehen und wüssten nicht, was damit anzufangen sei. Sie würden glauben, sie könnte sie nicht verstehen. Ich stimme ihn ihr Lachen ein. Sie versteht alles. Ein Lied geht gerade zu Ende, als ich rufe: „Du musst danach fragen! Du musst dir nehmen, was du willst!“ Leute drehen sich zu mir um. Gelächter. Ihres übertönt alle. Dann sagt sie: „Was will ich denn? Kann es überhaupt anders sein?“ „Mit mir schon“, sage ich und meine es es aus vollstem Herzen. „Ich habe es bisher immer geschafft, Frauen in Nullkommanichts zum Kommen zu bringen, besonders solche, die bisher nur mit Männern zusammen waren.“ Sie lacht. Dann fragt sie, wo ich wohne. Ich führe sie in meine Schneiderei. Sie ignoriert die Nähmaschinen und all die Stoffe und folgt mir in das Schlafzimmer.

Zweite Begegnung – Teil Drei:

In dieser Nacht bringe ich es ihr alles bei. Alle Künste des Liebens. Alles, was man mit einem Frauenkörper anstellen kann. Alles, was man geben kann, und alles, was man nehmen kann. Sie ist gut im Geben und schlecht im Nehmen. Sie kommt nicht in Nullkommanichts. Wir versuchen es mit verschiedenen Materialien: Leinen, Seide, Netz, Kaschmir. Als ich sie mit einem Stück Tüll fest einwickele, es zwischen ihren Beinen zerreiße und sie lecke – nicht für eine Sekunde, sondern für Sekunden um Sekunden, Minuten um Minuten – kichert sie erst, dann schreit sie, dann wimmert sie. Aber sie kommt nicht. Manchmal schließt sie ihre Augen und atmet tief ein und aus, dann will sie weitermachen. Sie will immer weitermachen.

Am Ende der Nacht bin ich erschöpft. Sie hat herausgefunden, was sie will, und gelernt, danach zu fragen. Denn sie hat danach gefragt – immer und immer wieder. Und ich habe auch etwas gelernt. Manche Frauen wollen nicht einfach nur kommen. Sie wollen spielen, erkunden, es so lange herauszögern wie möglich. Sie wollen wollen. Und irgendwie mag ich das.

Dritte Begegnung – Teil Eins:

Als sie anruft, wünsche ich mir, ich könnte ihre Stimme fotografieren. Denn die ist tief und heiser mit einem unzuordenbaren Akzent. Vielleicht ist auch nur der Empfang schlecht. Trotzdem habe ich sie sofort vor Augen: Eine dunkelhäutige südländische Schönheit mit wilden, braunen Locken, prallen Brüsten und einem gigantischen Hintern. Ich kann ihre voluminösen Lippen vor mir sehen, ihre dichten Wimpern klimpern hören.

Ein paar Wochen später steht eine Frau vor meinem Studio, die nichts mit meiner Fantasie gemein hat. Sie ist schmal, geradezu dürr. Sie trägt weite Klamotten und darüber eine Krawatte. Unter dem roten Pulli ist nicht einmal ein Ansatz von Brüsten erkennbar. Ihre Haut ist porzellanfarben, ihre Augenbrauen sind zwei gerade Striche. Doch als sie mich begrüßt, höre ich dieselbe dunkle Stimme, die mich bei unserem Telefonat so fasziniert hat. Die Stimme passt nicht zu dem zarten Wesen, das vor mir steht. Das Einzige, wozu sie passt, ist ihr fordernder Blick.

Dritte Begegnung – Teil Zwei:

Als wir im Park ankommen, lässt sie, noch während ich mein Kamerazubehör aufbaue, alle Klamotten fallen. Unterwäsche trägt sie sowieso nicht. Sie setzt sich auf eine Bank, spreizt die Beine und wartet auf den Beginn des Shootings. Es kann losgehen, ich bin bereit, sagt sie, als ich noch die Lichtverhältnisse messe. Sie ist bereit. Also muss es losgehen. Das erste Bild, das ich von ihr mache, zeige bereits ihre vollkommen entblößte Vulva. Ihre Schamlippen stellen alles in den Schatten. Sie sind phänomenal.

Ich schlage eine Pause vor. Sie beschwert sich, sagt, sie brauche keine Pause. Doch ich lasse ihr keine Wahl. Ich setze mich neben sie und wir unterhalten uns. Über Musik und Politik und unsere Pläne für den Sommer. Langsam wird sie lockerer. Beginnt zu lächeln. Öffnet ihre Haare. Sie rennt nackt über den Rasen. Sie beeindruckt mich, aber sie macht mir keine Angst mehr.

Dritte Begegnung – Teil Drei:

Ich schlage vor, dass sie etwas von ihrer Kultur zeigen könnte. Sie sagt, dass sie keine Kultur habe. Dann fängt sie an zu tanzen. Sie biegt ihren Körper, verknotet ihn, verzerrt ihn. Ihre Rippen treten überdeutlich hervor.

In der nächsten Pause schließt sie die Augen und massierte ihre Klitoris. Langsam und monoton, aber lange – sicher für zwanzig oder dreißig Minuten. Sie macht keinen Ton. Sie muss gemerkt haben, dass ich sie beobachte, denn sie erklärt mir, dass sie das beruhige. Dass Sex nicht immer gleich Anstrengung sein muss oder Aufregung. Manchmal ist es pure Entspannung.

Vierte Begegnung – Teil Eins:

Schon als Kind wurde mir beigebracht, ich solle mich wie eine Dame benehmen. Ich solle ruhig sein, den Mann aussprechen lassen. Ich solle zart sein, süß, weich, ohne Ecken und Kanten – ein echtes Mädchen eben. Ich solle demütig sein, devot im Bett, mich bloß nicht beschweren oder – noch schlimmer – preisgeben, dass es mir gefällt. Es sei meine Pflicht den Männern gegenüber, nicht mein Vergnügen. Das sei es, was Männer wollten und lange habe ich mich darangehalten.

Doch dann stellte sich mir plötzlich die Frage: Was wollen Frauen? Ich fand es heraus, traf mich mit einigen. Die ersten Frauen, die ich kennenlernte, wollten mir beibringen, stark zu sein, selbstbewusst, fordernd. Ungehemmt im Bett, laut schreiend. Die nächsten wollten, was die Männer wollten. Und plötzlich wollten die Männer, was die Frauen wollten. Es war anstrengend. Ich musste immer wieder von vorne beginnen, mich bei jeder Person aufs Neue herantasten, mich anpassen.

Vierte Begegnung – Teil Zwei:

Irgendwann hielt ich dieses Liebesleben nicht mehr aus. Ich konnte nicht mehr mithalten. Ich verlor den Überblick. Frauen, Männer, Glieder, Körper, Gesichter – es verschmolz alles und ich fühlte mich vollkommen orientierungslos. Das war ein neues Gefühl für mich, denn an Orientierung hatte es mir nie gemangelt. Immerhin hatte ich schon seit klein auf permanent Wegweiser erhalten, Richtlinien, Regeln von meiner Familie, den Freundinnen, älteren Schwestern, den Männern, mit denen ich schlief, den Frauen, die mich befriedigten, von mir selbst. Plötzlich hatte ich keine andere Wahl, als es alles loszulassen.

Also ließ ich es los. Ich fragte mich, was ich eigentlich will. Wollte ich ernst sein oder verspielt? Verrucht oder zurückhaltend? Wie ein Prolet oder wie eine Ballerina? Abenteuerlustig oder bequem? Unnahbar oder das Mädchen von Nebenan? Die Wahrheit ist: Ich will das Alles und noch mehr. Und zwar unabhängig von den Menschen um mich herum. Ich will alles ausprobieren, alles erleben, alles sein. Und das bin ich auch.

Sunita Sukhana

Geboren 1991 in Darmstadt. Von klein auf erzogen ihre Eltern sie als Weltenbürgerin, weshalb die Familie viele Länder in Asien und Europa, später auch in Nord- und Südamerika bereiste. Studium der Staatswissenschaften mit den Schwerpunkten Soziologie und Politik (Bachelor) an der Universität Passau und der Deutschen Literatur (Master) an der Universität Tübingen. 2011 machte sie ein Auslandssemester an der Western Michigan University in den USA und kehrte später getrieben von der Liebe und Abenteuerlust mehrmals nach Michigan zurück. Unter anderem absolvierte sie dort ein fünfmonatiges Praktikum bei der Tageszeitung Three Rivers Commercial News. Zurück in Deutschland lernte sie das Verlagswesen kennen und lieben während ihres anderthalbjähren Volontariats beim konkursbuch Verlag Claudia Gehrke. Heute arbeitet sie als freiberufliche Lektorin und Social Media Managerin und ist stets für ausgefallene Projekte aller Art zu haben.

Ihre Leidenschaft für Bücher teilt sie außerdem auf ihrem Blog buecherreisende.wordpress.com

First Encounter – Part One:

The first thing I see is her smile. She is surrounded by women like her, but she is the only one who smiles. Who smiles at me. All around her there are people walking, laughing, talking, yelling and she’s sitting in the middle of it all and smiles. Her gaze takes me captive. She is magically creating total quiet in the hectic lobby. I approach her. She keeps her big, dark eyes glued on me. I talk to her. She just nods. She leans forward, strokes her face and takes my hand. With her finger she writes her room number on my palm: 127. My hand glows, my arm glows, my belly, my crutch. She blinks and turns around.

Room number 127. I knock. She opens the door. Smiles. Blinks. She pulls the straps of her white night gown to the sides. The gown slides down and lands on my feet. I close the door. Now she is sitting in the bed, having the sheet pulled up to her waist. I can guess her hips, her legs, her thin feet underneath. Her long, dark curls fall on top of her breasts. On the right side a nipple is peeking through. I take a step towards her. She’s smiling, takes in my body, from the top to the bottom. I open the first buttons of my shirt, pause. She stares at me. Smiles. Blinks. I continue. Take of my shirt and pants. Drop the boxers. Now she’s looking at me with serious, round eyes. I observe the way her chest is rising and falling. Each time her hair slides an inch farther to the side. Again, she takes in my body, this time from the bottom to the top. Then she strokes the sheet and her legs, she grabs it and pulls. She pauses with a clenched fist in her crotch. Resumes pulling. Lets the sheet slide to the floor. She reaches for me. I step forwards, reach for her arm, but she pulls it away and strokes her belly, her pointed breasts. She leans back, bends over backwards. Moans.

First Encounter – Part Two:

Her moan pulls me out of my trance. I place myself next to her, on top of her, kiss her, caress her. I close my eyes while letting my lips, then my tongue, explore her upper body. I slide farther down. I find a streak of hair. Slide father down. I find her soft lips and kiss them.

When I look up, she’s smiling. I sit up. She blinks. She puts her hand on my back and pulls me towards her. Her legs embrace me. I find her warmth and enter it. Her legs are in front of her, next to her, above her. I’m on top of her, behind her, next to her. I glow. She glows. My eyes lock with her’s during the last thrusts. She moans. That’s all I need.

I keep lying in bed and observe her dead straight back, which she covers with her night gown. I can see her round face in the round mirror, her round breasts which the open gown reveals. She colors her lids in a soft Violet. She’s not smiling. She purses her lips and covers them with red lipstick. She doesn’t look up when I get dressed and approach the door. When I push down the handle, our eyes meet in the mirror. She smiles.

Second Encounter – Part One:

It’s loud and stuffy in the basement room where we meet. We’re sitting in the darkest corner of the bar, four tables away from the next speaker, but nevertheless we have to yell in order to have a conversation. So, we are yelling. First only I yell. I compliment her. Praise her playful dancing. Ask her, if I can run my fingers through her hair. She allows it. They are surprisingly strong, not as soft as I have imagined. Her cheeks are red from the heat and excitement. I let go of her hair and admire the contrast of the black hair on the white shirt.

At first, she’s only listening. Then she’s answering my questions. And then she starts talking. She talks fast and loud, shouts over the jarring guitar sounds. She never smiles, she only laughs out loud. I like her instantly. She drinks beer but insists on paying it herself. I wonder why. Why should a woman pay for another woman’s drink? I ask her if that’s why she hesitates. She says: No. She understands. But she doesn’t know, she’s not gay, she doesn’t think so. So far, she has only been with men.

Second Encounter – Part Two:

After another beer she tells me that men know nothing. They eat her out for one quick second or not at all. They stare at her like they’ve never seen a naked woman before and have no idea what to do with her. They think that she can’t understand them. I join in with her laughter. She understands everything. A song is just ending when I yell: “You have to ask for it! You have to take what you want!” People are turning around. Laughter. Her’s drowns out everyone else’s. Then she says: „What do I even want? Is it even possible for sex to be different?“ „With me it is”, I say and mean it from the bottom of my heart. “So far I always managed to make a woman come in no time, especially if they have only been with men before.” She laughs. Then she asks where I live. I take her to my tailor shop. She ignores the sewing machines and all the fabrics and follows me into my bedroom.

Second Encounter – Part Three:

This night I teach her everything. All the arts of lovemaking. Everything you can do with a woman’s body. Everything you can give and everything you can receive. She is good in giving and bad in receiving. She does not come in no time. We try different fabrics: linen, silk, net, cashmere. When I wrap her in a piece of tulle, rip it between her legs and eat her out – not for a quick second but for seconds over seconds, minutes over minutes – she first giggles, then yells, then whimpers. But she doesn’t come. Sometimes she closes her eyes, takes a deep breath, before she wants to continue. She always wants to continue.

At the end of the night I’m exhausted. She found out what she wants and learned to ask for it. And she asked for it – again and again and again. I have also learned something. Some women don’t just want to come. They want to play, explore, delay it for as long as possible. They want to want. And in some way I like that.

Third Encounter – Part One:

When she calls, I find myself wishing I could take a picture of her voice. Because it’s deep and husky with an unidentifiable accent. Maybe the reception is simply bad. Nevertheless, I can picture her instantly: A Mediterranean beauty with wild, dark curls, firm breasts and an enormous ass. I can picture her voluminous lips, hear her thick eyelashes fluttering.

A couple of weeks later a woman is standing in front of my studio who shares nothing with my fantasy. She is slim, almost lean. She’s wearing loose clothes topped with a tie. Beneath her red sweater you can barely imagine her flat breasts. Her skin has the color of porcelain, her eyebrows are two straight lines. But when she greets me, I hear the same dark voice which has fascinated me so much during our phone call earlier. The voice doesn’t match the delicate creature standing in front of me. The only thing that matches her voice is her demanding facial expression.

Third Encounter – Part Two:

When we reach the park, she immediately drops all her clothes, while I’m still arranging my camera supplies. She wears no underwear anyway. She sits down on a bench, spreads her legs and waits for the shooting to begin. Let’s start! I’m ready, she says while I’m still measuring the light conditions. She’s ready. That’s why we have to start. The first picture I take is already showing her entirely exposed vulva. Her labia outshine everything. They are phenomenal.

I suggest a break. She complains, says, she doesn’t need a break. But I offer her no choice. I sit down next to her and we start talking. About music and politics and our plans for the summer. Slowly she becomes at ease. She starts to smile. Opens her hair. She runs naked across the lawn. I’m impressed by her, but I’m not scared of her anymore.

Third Encounter – Part Three:

I suggest that she could present her culture in some way. She says, that she doesn’t have a culture. Then she starts dancing. She bends her body, knots it together, deforms it. Her rips are protruding distinctly.

During the next break she closes her eyes and massages her clitoris. Slowly and monotonously but for a long time – certainly for twenty or thirty minutes. She makes no sound. She must have noticed me watching her because she starts explaining that this is calming her down. That sex doesn’t have to equal effort or excitement. Sometimes it’s pure relaxation.

Fourth Encounter – Part One:

When I was a child I was already taught that I had to behave like a lady. I had to be quiet, wait for the men to speak. I had to be tender, cute, soft, without any rough edges – a real girl. I had to be humble, submissive in bed, not dare to complain or – even worse – reveal that I enjoy it. Sex was my duty to men and no pleasure. They told me this was the way men wanted it and for a long time I followed these rules.

But then I wondered: What do women want? I figured it out, met with some of them. The first women I got to know intimately wanted to teach me how to be strong, confident, demanding. Uninhibited in bed, moaning loudly. The next women wanted what men wanted. And suddenly there were men who wanted what women wanted. It was exhausting. I had to start anew all the time, learn everything again and again, adjust permanently.

Fourth Encounter – Part Two:

There came a point when I couldn’t bear this love life anymore. I couldn’t keep up. I lost all orientation. Women, men, limbs, bodies, faces – everything blended in with each other and I felt utterly lost. Which was a new feeling for me because my life had never lacked orientation before. Ever since my childhood I had received signposts, guidelines, rules from my family, my girlfriends, older sisters, men I slept with, women who satisfied me, from myself. Suddenly I had no choice but to let it all go.

So, I let it go. I wondered what it is that I want. Do I want to be serious or playful? Sexy or shy? Like a prole or like a ballerina? Unapproachable or like the girl next door? The truth is: I want all of it and more – regardless of the people surrounding me. I want to try everything, experience everything, be everything. And that’s what I am.

2018 · AUF DER SUCHE NACH SCHÖNHEIT

Photographien 1982-2017


108 Seiten
94 Abbildungen
XXL Format 30×30 cm,
200g schweres Kunstdruckpapier,
4 farbig CMYK
Hardcover
Fotobuch mit Einführungstexten von 
Andreas J. Mueller und Fritz Franz Vogel
Sprache: Deutsch
Dieses Buch erscheint anlässlich einer Ausstellung
im Deutschen Fotomuseum (www.fotomuseum.eu)
vom 6. Januar 2018 – 3. Juni 2018
in einer limitierten und vom Fotografen signierten Auflage von 300 Exemplaren
mit einem eingelegten Original Fotoabzug im Format 21 x 30 cm
ISBN: 978-3-03858-512-1
edition ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ, 2018

Sonderpreis bis zum Ende der Ausstellung 98,00 Euro, danach 148,00 Euro

nur direkt hier zu bestellen: info@thomaskarsten.com

Im Bereich der erotischen Fotografie zählt Thomas Karsten gegenwärtig zu den 
interessantesten Vertretern des Genres. Besonderes Merkmal seiner Aktfotografie ist es,
dass er seine Modelle mit sichtlichem Vergnügen und Vertrauen zum Fotografen sich
selbst darstellen lässt, ohne dabei die ästhetische Kontrolle zu verlieren. Mit fast 
femininem Blick beobachtet er durch seine Kamera Frauen und Frauenpaare, die gerade
dadurch schön und sinnlich erscheinen, weil sie sich und ihren Körper völlig unverstellt präsentieren. So entstehen subtile erotische und intensive Momente, wie sie in der
Aktfotografie nur selten anzutreffen sind. Zweifellos profitiert Thomas Karsten dabei
von der Tatsache, dass moralische und sexuelle Freizügigkeit, Enthemmung und Zwanglosigkeit
in den vier Jahrzehnten des Entstehens dieser Fotografien sich in einem Zeitalter großmütiger
Liberalität entfalten konnten, wie es die Menschheit seit der Antike nicht mehr erlebt hat.

Differenzierungen und Entwicklungen nachzuspüren, die sich während dieser Epoche
sexueller Toleranz zugetragen haben, war die besondere Idee einer Ausstellung im 
Deutschen Fotomuseum und Kuratorin Kerstin Langner hat den Versuch unternommen, durch
subtile Gegenüberstellung Bildpaare zu schaffen, die dem Betrachter die Augen für Nuancen 
öffnen, die das Einzelbild nicht preisgibt. Die Ausstellung ist nicht nur eine Retrospektive 
mit Werken des Künstlers Thomas Karsten, sondern auch ein Blick zurück in die Zeit eines 
historischen Wandels der öffentlichen Sexualmoral und einer bemerkenswerten Enttabuisierung 
des Erotischen. Sie beschränkt sich nicht nur auf das Sichtbare, sondern suggeriert dem 
Betrachter Kraft seiner Phantasie und seines Vorstellungsvermögens auch Unsichtbares.

Andreas J. Mueller 

EBENBILDER, NACKT GEPAART

Eine Methode der kunsthistorischen Wissensproduktion besteht im Ver-

gleichen. Diese Technik, die Ästhetik von Werken zu erörtern und ihre

Referenzen und Anspielungen zu überprüfen, wird zwar nicht mehr so

gepflegt wie früher. Trotzdem ist das dialektische Verfahren verbürgt.

Gerade im Abgleich ergeben sich Mehrwerte, die bei der Wahrnehmung

einer reinen Bildabfolge nicht gegeben sind. Durch den Wechsesl der

Bezüge, durch die Perspektivenänderung, durch den polyfokalen Blick,

durch die Schärfentiefe des Betrachtens erzielt man je andere Fragestel-

lungen und somit auch Antworten.

Diptychen sind in der Fotogeschichte längst nicht so häufig wie in der

Kunstgeschichte; die Fotografie war schon sehr früh auf die serielle Ab-

bildung fixiert, immer war noch ein weiteres Bild möglich, früher auf dem

Film, heute auf dem digitalen Datenträger. Wer nicht das beste Foto auf

dem Kontaktbogen anstrich und vergrösserte, der verdichte vielleicht

seine Bilder zu visuellen Gedichten wie Heinz Cibulka, zu formaltypologi-

schen Studien wie Bernd und Hilla Becher, zu psychologisch fundierten Bil-

derzählungen wie Duane Michals oder zu grossen gesellschaftskritischen

Tableaus wie Jürgen Klauke. Diptychen als Doppelbilder sind jedoch eher

selten, denn sie sind formal nicht so spannend wie Triptychen, Serien,

Tableaus oder Bildcluster, die aufgrund der Teilung in eine für wichtiger

behauptete Zentraltafel mit Flügeln, Satelliten oder näher und weiter

zugeordneten Bildern immer auch ein Blickregime und damit eine Erzäh-

lung installieren, bzw. hervorrufen.

Bei Diptychen, die durch die Doppelseitigkeit eines Buches, resp. den

Bund als Scharnier schon fast von selbst gegeben ist, findet vor allem eine

Wechselwirkung zwischen zwei Bildseiten statt. Es ist das Auge, das nicht

mehr ein Bild ums andere anschaut wie in der üblichen Katalogstruktur,

sondern die Doppelseite als Einheit betrachtet und einer gegenseitigen

Wechselwirkung der Bilder nicht ausweichen kann/soll. Das Auge flippt,

switcht, springt hin und her. Dank des unmittelbaren Abtastverfahrens

keimt und gedeiht im Quervergleich eine Aussage.

Was steckt hinter den Bildpaaren von Frauen, die hier zusammengestellt

wurden? Gemäss Bildunterschriften erkennen wir auf der linken Seite Akt-

bilder aus den Jahren 1982 bis 2001, alle in Schwarzweiss, vielfach im

quadratischen Format. Aufgrund der Mittelformatkamera sind die Bilder

harmonisch, ruhig, in vielen Fällen aufgrund der dunkleren Vignettierung

an den Rändern gar hermetisch geschlossen. Auf der rechten Seite sind

Bilder neueren Datums aus den Jahren 2002 bis 2017, in Farbe gehalten,

bunt, rechteckig und damit eher dynamisch. Die Bilder sind zumeist mit ei-

ner hochauflösenden, digitalen Spiegelreflexkamera mit ihrem 2:3-Format

aufgenommen und nicht mehr mit einer analogen Mittelformatkamera.

Dadurch ergibt sich tendenziell eine dynamischere Bildwirkung.

Wenn wir weiter feststellen, dass auf den «alten» Bilder die abgebildeten

Frauen in sich ruhen, ihr Konterfei porträtartig wirkt, als ob ihre Identi-

tät abgebildet sei, so zeigen sich die bunten Bilder frecher, lasziver. Die

Frauen getrauen sich mehr, zeigen sich mehr. Der Fokus liegt weniger

auf dem Kopf, die Rahmung ist nicht mehr entlang der Körperhaltung

aufgebaut. Man hat den Eindruck, auch aufgrund der Farbigkeit, dass

nun der Körper in seinem (emotionalen) Ausdruck im Vordergrund steht.

Verkürzt gesagt: Nicht der Kopf macht die Person aus, sondern deren

Körper. In den älteren Fotos scheint der Fotograf etwas zu suchen, die

Person herauszubringen, ihr eine Bühne zu geben sich zu entwickeln, sie

zum Ausdruck der intimen Nacktheit zu bewegen, aus sich herauszufin-

den. Heute ist die Fotosituation gegeben: Der Fotograf muss nichts mehr

suchen, die Modelle, die sich als models verstehen, äussern sich in jeder

Gestik, in jeder Haltung. Eher ist es so, dass der Fotograf die Narzissmen

einfangen, diese nackte Intimität, die körperliche Blösse in ihrem Zeige-

gestus, in ihrer offensiven Selbstdarstellung zähmen, zügeln und kana-

lisieren muss. Nicht er zeigt eine junge Frau, sondern die abgebildete

Person zeigt sich.

Über die Hundertschaft an Bildern lässt sich ein Wandel im Umgang

mit dem eigenen Körper feststellen. Die Frauen zeigen sich heute

offensiver, weniger bedacht auf ihre Identität als vielmehr bewusst als

körperlich-sexuelles Wesen. Bei der heutigen Fotografie handelt es sich

weniger um Aktporträts, dessen Charakteristika Thomas Karsten als ei-

ner der ersten konsequent aus der Aktfotografie herausgearbeitet hat,

sondern um Körperbilder, für deren selfiegeschulten Blicke und Selbst-

wahrnehmungen die heutigen weiblichen millennials den Fotografen als

Instrument betrachtet. Dieser Blick- und Funktionswechsel – damals der

Fotograf der sein Modell nutzt, um Aktporträts zu finden, heute das Mo-

dell, das den Fotografen nutzt, um kräftige und wirkungsvolle Bilder von

sich zu haben, die selbstgesteuert nicht zu haben sind – ist offensichtlich.

Der gesellschaftliche Wandel, vom Aktporträt des Fotografen zum

Körperakt des Modells ist hier durchaus sichtbar, auch wenn der Fotograf

als Profi der ästhetischen Wirkung in beiden Fällen das Zepter in der

Hand hält und die Szenerie kontrolliert, überwacht, ausreizt und aus-

leuchtet, so ist seine Rolle eher die eines Stellvertreters, von dem ein

exklusives «Selbstbild», fast wie ein selfie erwartet wird. Wer tatsächlich

Regie führt, ist nicht immer klar zu erkennen.

A propos Licht: Auch hier stellt man fest, dass das Licht in früheren Jahren

eher studiomässig gesetzt, klarer konturiert ist, bewusst Hell und Dunkel

hervorgehoben sind. In den neueren Aufnahmen kommt viel vorhande-

nes Licht vor. Man macht ein Bild hier und jetzt, drinnen und draussen, wo

es gerade geht. Frau räkelt sich ungeniert und ohne Scham. Es braucht

keinen Schutzraum des Studios mehr: aus dem Schwarz geschälte Person.

Nacktheit ist Ausdruck in und für den Alltag: ins Grün gelegter Körper.

Der Ursprung des Menschen, das goldene Dreieck der Lust ist übrigens

in den frühen Fotos immer irgendwo vorhanden, bisweilen versteckt,

behaart oder im Ungefähren belassen. Anders in den neueren Bildern:

Geschlechtlichkeit ist sichtbar gemacht, Voyeurismus des Fotografen und

Zeigefreude der Porträtierten treffen sich. Die blanke Scham, der rasier-

te Venushügel, die exaltierte Gestik sind Zeichen dafür, einer gewissen

Selbstverliebtheit zu frönen und sich von Kopf bis Fuss als ehrlich und

redlich darzubieten.

Der Blick auf das Doppelbild changiert also, provoziert eine Wechselwir-

kung zwischen alt und neu, zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Der

Blick des Fotografen geht mit der Zeit mit. Der Fotograf «modernisiert»

sich nicht nur im Wechsel von der analogen zur digitalen Fotografie samt

ihren veränderten Arbeitsprozessen vom Chemielabor zur Bildschirm-

arbeit, vom Formalen-Studiomässigen zum Alltäglichen-Dynamischen.

Ebenso zeigt sich in der Freiheit und Uneingeschränktheit zur Selbstre-

präsentation auch eine gewisse Distanz des Fotografen zur fotografierten

Altersgruppe. Es ist nicht mehr ein gleichaltriges Gegenüber, sondern

bedeutend jüngeres.

Die Modelle sind, und dies bleibt in älteren wie jüngeren Bildern gleich,

alle in einem Alter angesiedelt, die diesen jugendlichen Drang offenkun-

dig machen. Es ist die Zeit zwischen 18 und 35. Das Selbstfindungsalter,

das Zeigealter, die Zeit der Schönheit, Attraktivität, der Öffnung. Dass

dieses visuelle Werbealter weitgehend ein weibliches Phänomen ist, ist

trotz aller Emanzipation nicht von der Hand zu weisen. Die Aktfotografie

ist zu weit über 90% eine Fotografie von Frauensubjekten. Männer haben

da wenig zu bewerkstelligen, unabhängig davon, ob Fotografinnen oder

Fotografen am Werk sind.

Thomas Karsten hat die Bilder ausgewählt für eine Ausstellung. Er kehrt

mit dem Medium Ausstellung nicht nur an einen Ort seiner ersten Fotos

zurück – Leipzig, Halle, Ostberlin, München – sondern aktualisiert mit

diesem kleinen Querschnitt, bei rund 100000 Aufnahmen im Archiv, die

seit 1980 entstanden sind, auch seine eigene Aktfotogeschichte, resp.

-biografie.

Wichtig ist zu erkennen, dass es sich hier nicht um Vergleichsbilder geht,

Bilder derselben Person zu unterschiedlichen Zeiten, sozusagen Zeitsprünge

der Biografie. Eher geht es um formale Analogien, um Bildrätsel, um

kleine Motive, die in der Fotografie damals wie heute auftauchen, und

trotzdem grössere Unterschiede erkennen lassen.

Solche fotografischen Quervergleiche und Längsschnittuntersuchungen –

wie von Fee Schlapper («Gegenüberstellung. Porträts über die Zeit», 1988),

Bernd Lasdin («Zeitenwende. Portraits aus Ostdeutschland 1986–1998»,

1998; «Westzeit-Story. Portraits aus Westdeutschland 1989–1999»,1999),

Barbara Davatz («As time goes by», 1999, 2014), Eva Mahn («Heilige

Familie», 2003), Werner Mahler («Schulklasse», 2004) oder Jeffrey A.

Wolin («Pigeon Hill: then and now», 2016) – gibt es zwar auch bei Thomas

Karsten, doch sind diese nicht so leicht zusammenzustellen, weil die foto-

grafierten Frauen, wie erwähnt, nur in einem engen Zeitkorsett für Aktauf-

nahmen zu haben sind. Danach verlieren sie ihr Interesse, tauchen ab und

unter und zeigen sich nicht mehr. Unbestritten wäre ein solches Desiderat,

Körpergeschichte im Vergleich zu sehen, die früheren Modelle aus den

1980er-Jahren wieder zu besuchen und daraus einen Bildvergleichsalbum

zu machen. Wohl würde man entdecken, wie aus dem weiblichen Jungs-

pund, aus dem Frechdachs mit gehörigem Risikoprofil, aus dem Luder

der Zeit von Sturm und Drang eine gewisse Behäbigkeit resultiert, weibli-

che «Muttihaftigkeit», oder auch Verbitterung, weil der Alterungsprozess

in unserer Gesellschaft nach wie vor als Zerfallsprozess wahrgenommen

wird. Aber eben: Gemacht ist diese Publikation (noch) nicht.

Der Körper ist ein Instrument, ein bewusster Teil, Wirkung zu erzeugen,

Lust anzuzeigen. Neugierde und Reiz sind offensive Verhaltensweisen. In

den älteren Aufnahmen sind die Frauen eher bei sich, in sich. Der Blick

von aussen wird pariert, wird gestoppt. In den Fotos jüngeren Datums

wird der Blick von aussen nicht nur zugelassen, sondern geradezu ersehnt.

Schau mich an, ich spiele mit mir, aber du bist leider nicht dabei, du darfst

leider nicht dabei sein. Der Blick geht nach aussen, soll auf einen Betrach-

ter wirken. Der Augenkontakt mit dem Betrachter erzeugt eine Wirkung

von Verbundenheit, von Vertrautheit. – Täusche ich mich oder hat die

Koketterie ebenso zugenommen? Wird die Distanz für eine Berührung

umso grösser je mehr man von sich zeigt? Zeigt frau sich, um den Mann

auf Distanz zu halten, weil dieser dank all den Debatten, Vorwürfen, Äch-

tungen, Eintrichterungen und Gerichtsprozessen weiss, dass er nur schau-

en darf?

So bleibt ein Trost: Eher stirbt die Menschheit aus als dass sie auf medial

wirksame Akte und Artefakte der Lust und List an sich verzichtet.

Fritz Franz Vogel

2017 · MARINA ANNA EICH · black white and naked

ca. 300 Seiten
ca. 200 Abbildungen
Format 21×30 cm,
170g schweres Kunstdruckpapier,
SW (alles 4 farbig CMYK) 
Hardcover
Fotobuch mit verschiedenen Texten 
Texte: Deutsch, Englisch
Preis: 68,00 Euro
ISBN: 978-3-03858-511-4
edition ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ, 2017

Hier direkt bestellen: info@thomaskarsten.com

Black, White, and Naked is Thomas Karsten’s second volume devoted to German actress, Marina Anna Eich. In 2014 he published Marina Anna Eich: An Erotic Portrait. This first work was shot in full color. This newer book, like the title suggests is all black & white, featuring 240 photos. And it’s a beautiful portrait of a most alluring woman. Marina is known as a film actress and producer in her country. She is also a linguist and a classically trained ballet dancer. Video clips and interviews highlight her gentle, intelligent nature and a sweet, feminine demeanor. In contrast, when modeling for Karsten, she unleashes her inner siren – gorgeous, confident, and unabashedly sexual.

Tall and blonde with a dancer’s exquisite, supremely fit form, Marina is a natural before the camera. She is a commanding presence. And Karsten’s black & white photography is the perfect compliment to her daring acts within Black, White, and Naked. The monotone format subdues what might be overwhelming in color and accentuates the glorious, seemingly perfect form that is Marina. Karsten goes everywhere – there are close ups of Marina fingering her vagina, probing her anus, masturbating with dildos, peeing in the snow, and more. Together they are fearless. They are also perfect – both Karsten’s compositions and Marina’s flawless, exquisite form are breathtaking. And its inspiring. 

Photographers dream of discovering a muse like Marina; models dream of being discovered by such a capable visionary as Thomas Karsten. This new volume, like its predecessor, showcases the magic that can happen when two perfect souls find each other. Black, White, and Naked exemplifies what high-end, artistic erotica looks like.

Michelle7-Erotica.com 

THOMAS KARSTEN AND MARINA ANNA EICH: THE GIFT OF JOY

by 
John Wood

In “Thomas Karsten and the Gift of Joy,” the introduction to his book 
White Line, I wrote that “Karsten is a great artist who boldly takes eroticism as his theme—healthy, natural, human eroticism untrammeled by puritanical shame. He is an artist who like poets Walt Whitman and E. E. Cummings communicated the dignity of the erotic experience along with its sensuous thrill.” 1 In one of the previous century’s most joyful, passionate, and erotic poems, poet E. E. Cummings wrote,  

I like my body when it is with your
body. It is so quite a new thing.
Muscles better and nerves more.
i like your body. i like what it does,
. . . i like kissing this and that of you,

This poem reflects that same joyful, passionate, and erotic spirit of Thomas Karsten’s photographs. Erotic art, like any other visual art, is only good if it pulls us back again and again to gaze, to wonder, and to consider. Its power is the same as that of great music which demands we listen again and again, no matter how many times we already have, or great poetry whose melodies and metaphors make us read, reread, and then read again.

The mark of great art is that it is forever fresh and forever rewarding. Unlike pornography, which can lose its erotic charge upon subsequent viewings and necessitate the need for fresh, new examples, true erotic art, regardless of how often it is viewed, remains aesthetically compelling and sexually stimulating. The captured erotic instant must be so caught that the fire of passion burns through time and circumstance—just as it does in the Barberini Faun or Rodin’s similar fauness, Iris, messagère des Dieux, in Rembrandt’s etchings, in Courbet’s L’Origine du monde, the watercolors and drawings of Schiele, in Modigliani, Pascin, Balthus, Belmer, and other masters of the erotic.

Karsten’s newest work, a book of pure, sacred, and erotic hedonism, is a celebration of the sensuousness and beauty of Marina Anna Eich, one of the world’s most alluring women and one of Germany’s great film stars. Karsten’s book is truly a celebration of the original Garden of Eden, the one the great English mystic poet William Blake wrote of in his poetry, a fragrant, lush garden wrecked by a “jealous” deity more interested in mindless obedience and slavery than in independence and joy—the two necessities for a full and complete life.

Here is Eden, the real Eden, where there is no shame—only the labors of joy and pleasure. No other erotic photographer has ever so caught that Edenic moment as Thomas Karsten has. That same sense of a paradise blended with simple joy and frolicksom fun is evident in all his books. Looking at his work, one would think that he set it as his task to cleanse the photographic world of unarousing pseudo-eroticism. Karsten rescues erotic photography from its two equally boring polar opposites: bland nudes in “arty,” sexless poses that stir not the slightest thrill and extreme fetishistic images of humiliation and domination. Erotic art, as I said, is like any other visual art. It is only good if it pulls us back again and again to gaze, to wonder, and to consider the magical gift before our eyes. 

Thomas Karsten celebrates the sexual as it should be celebrated, as healthy men and women have always celebrated it. Like America’s greatest poet Walt Whitman, Karsten understands that 

Sex contains all, bodies, souls,
Meanings, proofs, purities, delicacies, results, promulgations,
Songs, commands, health, pride, the maternal mystery, the seminal milk,
All hopes, benefactions, bestowals, all the passions, loves, beauties, delights of the earth,
All the governments, judges, gods, follow’d persons of the earth,
These are contain’d in sex as parts of itself and justifications of itself.  
(from “A Woman Waits for Me”) 

In other words, the erotic is its own justification because it permeates and invigorates every aspect of our lives. Hart Crane, another great poet and singer of the authentic America before it was hijacked by the xenophobes and religious fundamentalists, wrote that “all else” but our “lusts” are “a fake and mockery.” Our lusts define us, and there should be no shame in them, in sex, or in the erotic. 

Part of the joy of erotic art, especially erotic photography, is that it—again like all the other arts—is a gift to us from the artist and the model, a gift of the emotion inherent in it. Even though erotic art can be an aphrodisiac, it is never meant to be a substitute for sex, any more so than Blake’s Prophetic Books are meant to be a substitute for actual spiritual experience. Both are emotional gifts, one meant to stimulate spiritual contemplation, the other sexual contemplation. When we look at a painting by Caspar David Friedrich or Arnold Böcklin, we do so in order to feel the emotion they felt, just as we listen to a symphony by Mahler or read a poem by Yeats in order to have their emotion recreated and transmitted to us across time. Art is a way for us to have more Life. It is the gift of life itself, for it allows us to absorb into our lives the most essential creative moments of the lives of Blake, Friedrich, Böcklin, Mahler, Yeats, Karsten, and others—but not forgetting those of the visual artists’ models.

When we look at Egon Schiele’s work, for example, at his models with their legs opened for the viewer’s eyes, or the smiling model in Die Traume-Beschaute who has spread her labia apart so that we might even more clearly see her, we can be assured these models were active partners in the creation of the works’ emotional gifts, which in those cases were erotic gifts. Karsten shaped the aesthetic dimension of his photographs and chose to capture and frame certain emotional moments while rejecting others, but part of his work’s gift to the viewer was also shaped by Marina Anna Eich, one of Germany’s leading film stars, a producer, and a linguist. Erotic art, then, is clearly the most generous of the visual arts. Artist and model jointly agree to create and share with others a moment that is usually private, hidden from view, a moment that exists behind closed doors. But it is also the kind of moment which, probably from the beginning of humanity, other people have always wanted to witness. Voyeurism is as natural to our species as is sex. We love knowing the private lives of others. The more private, the more personal the details, the more curious we are to know them. I asked Marina Anna Eich about her experience of working with Karsten. She told me she “did enjoy the project as Thomas has this skill to catch sensuality and nudity in such a nativeness. At some point I didn’t even realize that he was still there being so positively distanced and with a lot of discretion.”

Artists choose to share what they feel comfortable sharing. Rousseau could admit to despicable deeds and personal secrets, things which would have embarrassed others to reveal, just as Yeats could share the frustrations of an old man’s still vibrant lusts but waning vitality, and Musil his casual acceptance of cruelty, or Céline his conflicting anti-Semitism and kindness, or Dostoyevsky his guilt. Fortunately all artists and all models are not alike, and so our lives are enriched by whatever aspects of their personalities they have felt they could share. We take delight in Karsten’s art—and Marina Anna Eich’s generous participation in it—just as we do in the collaboration of any artist and his or her model. Each masterfully communicates what she or he was driven to say, and the result is an aesthetic, psychological, or erotic pleasure—and often a combination of the three, as we see in Eich’s and Karsten’s emotionally rich collaboration.

However, those most private of artistic gifts—the erotic ones—are always the rarest and often the most desired. In the West they have historically been the most denied and the most railed against because of the unhealthy and debilitating hostility of Judaism, Christianity, and Islam to pleasure and to the senses—or at least those three sister religions’ inability to openly acknowledge and delight in the physical. Not since the loss of the classical world has one been able to find urban wall-sculpture depicting erect penises around which is written the joyful Latin expression Hic Habitat Felicitas (Here Lives Happiness.) The triumph of those three austere, desert religions substituted the intoxicating ambrosia of life for a dry, choking, unleavened manna.

The inhabitants of Thomas Karsten’s artistic world still feed on ambrosia and are classically defined. Karsten obviously communicates the playfulness and desire of the bodies he is photographing, but like any other fine arts photographer, he also conveys their sculptural depth and density. His angle and lighting here turn Eich’s voluptuous body into marble, but marble of the most supple and tender quality. Her hands caress herself and transform her into classical sculpture, into a dream of the most rapturous Venus. And again she and Karsten evoke the poetry both of Whitman and Cummings.

In „Spontaneous Me“ Whitman wrote:

Love-thoughts, love-juice, love-odor, love-yielding, love-climbers, and the climbing sap,
Arms and hands of love, lips of love, phallic thumb of love, breast of love, bellies press’d  
and glued together with love,
Earth of chaste love, life that is only life after love,
The body of my love, the body of the woman I love, the body of the man,
the body of the earth.

What Karsten so clearly understands about the nude is a quality both John Berger and Kenneth Clark equally understood and described.  

To render the nude properly one must know the “alphabet of love,” as John Berger put it in his essay on Modigliani. “Everything begins with the skin, the flesh, the surface of the body, the envelope of the soul,” Berger wrote. And he continued to say, “Whether the body is naked or clothed . . . makes little difference. Whether a body is male or female makes no difference. All that makes a difference is whether the painter [or the photographer, I would add] had, or had not, crossed that frontier of imaginary intimacy on the far side of which a vertiginous tenderness begins. Everything begins with the skin and what outlines it. And everything is completed there too.”2 

And as Kenneth Clark famously stated, “No nude, however abstract, should fail to arouse in the spectator some vestige of erotic feeling, even if it be only the faintest shadow—and if it does not do so it is bad art and false morals.”3 

It is “the body of the earth,” it is Gaia, the sacred, living, breathing, procreating, sexually abounding planet herself that the erotic most assuredly and most touchingly celebrates.

Yet there is still more in these photographs, a quality that is so often missing from most “erotic photography” and “erotic literature”—and that is the sheer, unadulterated sense of fun, of joy, and of play—those qualities that give eros so much of its definition. Eich and Karsten were both obviously having fun in making these photographs, which was a three year project. Their pleasure is as evident as any receptive viewer’s must also be.

“The root of the root, the bud of the bud, the sky of the sky of a tree called life,” as Cummings put it—that is finally the meaning of Thomas Karsten’s art. It is the celebration and adoration of that sacred, blessed tree called Life, the tree from which no fruit is ever forbidden.


Notes


1. White Line, photographs by Thomas Karsten (Vevais, Germany: Edition
Galerie Vevais, 2006, deluxe portfolio edition  ; Edition Galerie Vevais, 2008, regular edition). Several passages or variants of them from White Line also appear in this essay.

2. John Berger, “Modigliani’s Alphabet of Love,” in John Berger Selected Essays, ed. 
Geoff Dyer (New York: Pantheon Books, 2001), 391. 

3. Kenneth Clark, The Nude: A Study in Ideal Form (New York: Pantheon Books, 1956), 17.  


Author’s Note:
John Wood is an American poet and art critic. He co-curated the Smithsonian Institution/National Museum of American Art exhibition Secrets of the Dark Chamber, the catalogue of which was a New York Times Book Review Book of the Year. He holds a Ph.D. in English literature and held the Pinnacle Professorship in Liberal Arts at McNeese University, where he directed the MFA program in Creative Writing and Graduate Studies in English for thirty years. In addition to holding a professorship in English literature, he also held a professorship in photographic history. He has frequently given lectures at Harvard and many museums including the Museu Nacional d’Art de Cataluyna (Barcelona), where his subject was the neglected field of Spanish Pictorial Photography. He is Editor of 21st Editions, a fine arts photographic press in the U.S., and a co-editor of Edition Galerie Vevais in Germany. His books of criticism as well as his books of poetry have won a variety of awards including the 2009 Gold Deutscher Fotobuchpreis. He has published books on Flor Garduño, Sally Mann, Eikoh Hosoe, Wouter Deruytter,
Brigitte Carnochan, four on Joel-Peter Witkin, including Witkin’s journals, which he edited, and many other photographers. He has a book forthcoming from EGV jointly written with Harvard poet and art critic Steven Brown on Spanish painter Dino Valls.

2016 · …und schön bin ich doch!

292 Seiten
220 Abbildungen
Format 24×22,5 cm,
170g schweres Kunstdruckpapier,
Farbe (alles 4 farbig CMYK) 
Hardcover
Fotobuch mit verschiedenen Texten 
Texte: Deutsch
Preis: 68,00 Euro
ISBN: 978-3-03858-507-7
edition ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ, 2016

Hier direkt bestellen: info@thomaskarsten.com



…und schön bin ich doch! 
By Thomas Karsten | Published 2017

This may be Thomas Karsten’s most important and long-remembered book. And that’s saying a lot, given that he’s published over a dozen of them. His new title, …und schön bin ich doch! translates to „I am beautiful!“ and is comprised of black & white photographs Karsten took from 1980 to 1990, mainly in what was then East Germany. As he recounts, „It started, about 36 years ago .. in Leipzig. After reviewing these photos … I found [them] still current and somehow timeless, apart from the pubic hair“.

Thomas Karsten is humble; this body of work is an actual time capsule from a bygone era that seems far more distant that it really should. Little more that a single generation past, Europe was split in half, with the people of East Germany unknown and slandered (by those in the West). Karsten’s imagery transports us back to that world and showcases a beautiful collection of people, from young to old, shedding their clothes as if they were shedding the very constraints and inhibitions of Eastern Bloc malaise.

In this day of iphones and selfies, photos are different. Even nudes are different. Sometimes it takes the past work of master photographers like Thomas Karsten to remind us of the power that thoughtful photography holds. His images here are saturated with meaning and portent. Each image is a jewel, an emblem of beauty and freedom. Present day photographers would do well to study this collection and pray that their work holds ups so well. 

Michelle7.com

Was sind schon 36 Jahre?

von Thomas Karsten (Uffenheim, 2016)

Es ist das erste Mal, daß ich ein paar Sätze zu einem meiner Bücher schreibe. Aber es ist ein besonderes Projekt. Begonnen hat es, vor ungefähr 36 Jahren, mit ersten Fotografien in Leipzig. Nach erneuter Durchsicht dieser zwischen 1980 bis 1990 entstandenen Fotografien und vor allem auch der Texte von 1987 habe ich festgestellt, daß beides immer noch aktuell und irgendwie zeitlos ist; abgesehen von den Schamhaaren, obwohl ja auch diese gerade ein Revival erleben… 

Längst umgesiedelt in den Westteil Deutschlands kam 1985/86 die erste Idee zu einem Fotobuch, damals in Zusammenarbeit mit Dorin Popa (Popa Verlag). Nach ersten Absprachen mit meinem Freund Fritz aus Zürich stand das Konzept. Fritz sollte zu allen im Buch abgebildeten Personen reisen und Interviews machen. Die Textauszüge sollten den Bildern gegenübergestellt werden. Das war damals eine abenteuerliche Sache, da viele der abgebildeten Frauen und Männer in der DDR wohnten. Ausgestattet mit einem «West-Kassettenrecorder» und seinem Schweizer Paß (mit dem er sich in Sicherheit wähnte) machte er sich auf die große, journalistisch etwas illegale, für ihn aber auch exotische Reise in den Osten. Zurückgekommen ist er mit einer Unmenge an akustischem Material (neben vielen Begegnungen, die seinen Horizont erweitert haben, Reisen bildet ja immer…). Doch auch Schweizer Päße schützen nicht vor Verhaftungen in Karlsbader Hotels, wenn unbedingt geklärt werden muß, was der Grund für diese Ost-Westkontakte sind… 

Irgendwie, oder weil sich das Projekt zu sehr in die Länge zog, kam die Zusammenarbeit mit dem Popa Verlag zum Erliegen. Alsbald war aber über eine befreundete Lektorin im Prestel Verlag ein Kontakt zum Bucher Verlag in München hergestellt. Dieser Verlag suchte ein Nachfolgeprojekt zum damals sehr erfolgreichen Buch «Boys» von Will McBride. Das Problem war nur, daß sie das gleiche Konzept mit ähnlichem Layout anwenden wollten und dafür war unser Projekt zu textlastig. Ich wurde vor die Entscheidung gestellt: Text raus oder keine Veröffentlichung bei Bucher. Die Verlockung, in die Fußstapfen von Will McBride zu treten, war dann doch, für einen unbekannten Exossifotografen wie mich, zu groß. Nach langem Hin und Her habe ich mich für den Bucher Verlag entschieden. Das Buch erschien 1988 – ich war gerade 30 Jahre alt geworden – und bekam den renommierten «Kodak Fotobuchpreis». 

Wegen dieses Entscheids wäre fast die Freundschaft mit Fritz zerbrochen. Er fand es, durchaus gerechtfertigt, sehr ungerecht, daß ich eigenständig das eigentlich gemeinsame Projekt für meine Karriere kippte, nachdem er unzählige Tage und Nächte, ja Wochen, an den Texten gearbeitet hatte. Einigermaßen gerettet haben wir die Situation mit einem Kompromiß. Fritz, der damals den «raum f» für Fotografie und Performance in Zürich betrieb, verarbeitete für eine Außtellung samt Edition einen Großteil der Texte und Eßays, weshalb gemäß der Zürcher Ausgabe von 1988 die schweizerdeutsche Rechtschreibung zur Anwendung kommt. Das reichlich mit Bildern ausgestattete Buch …und schön bin ich doch» wurde auf einer Xerox-Maschine hergestellt, in Handarbeit gebunden und mit einem Original bestückt. Jetzt ist es ein begehrtes Sammlerobjekt, da es davon bloß 30 Exemplare gibt. 

Seither hat Fritz etliche Texte für meine nachfolgenden Bücher verfaßt, war getreues, phantasiereiches Aktmodell und stets ein kompetenter, wissensreicher Berater in Sachen Bücher und Layout.

NACH-RUF

von Fritz Franz Vogel (Diessenhofen, 2016)

Es ist vorbei. Schon lange vorbei. Die Zeit war eine andere. Der Körper ohnehin ein anderer. Vorbei. Endgültig.

Mit diesem Buch sind wir wieder dort, wo wir angefangen haben. Freund und Fotograf Thomas, ich mit dem Schreiben und als bisweilen fokussiertes Subjekt, damit die Phalanx der Frauenschönheit gebrochen wird; ein nackter Mann ist per se ja nicht grundsätzlich schlechter als eine nackte Frau. Aber klar, die männlichen Zuschreibungen an das schöne Geschlecht sind natürlich gewaltig. Und die Werbeindustrie hat in den letzten drei Jahrzehnten diesbezüglich kaum eine Korrektur hinterlassen, außer daß heute an das male model, der Quotenmann, genauso Ansprüche gestellt werden, daß Mann und Frau ihn attraktiv finden kann. Männer schauen auf Frauen, Frauen schauen durch sie hindurch auf sich.

Es ist also lange her, seit Thomas angefangen hat, mit seiner Kamera das Wesen von vorwiegend weiblichen Menschen aufzuspüren, indem er ihnen eine Bühne bot, ausgezogen vor seiner Kamera zu agieren, ohne Vorgaben und Direktion, ohne Schminke und Pose, dafür mit Frohsinn und Vergnügen, mit Spiellust und Leidenschaft, zwischen Scham und Selbstbewußtsein. 35 Jahre lang hat er Frauen «gesammelt» und ihnen selbst via ihr Konterfei dargereicht. Für die Öffentlichkeit sind hiermit 20 Aktbücher entstanden, zur Erbauung, zur Schaulust, zur Befriedigung. Die 1000 Models sind ihm allerdings wieder abhanden gekommen, denn die Fotosession war bloß ein Moment in ihrer Biografie, sich selbst zu entdecken, sich zu produzieren, aus sich herauszugehen und sich von außen zu überprüfen. Eine Handvoll hat ihm etwas länger beigewohnt oder beigeschlafen. 

Nun, hier sind die Aktporträts der ersten Stunde versammelt, ein Begriff, der damals mit dieser Art Fotos fotohistorisch faßbar und begründet wurde – von Thomas, aber auch von Christian Vogt, Jean-François Bauret und Ingo Taubhorn, später Bettina Rheims, Jock Sturges oder Greg Friedler. So hat man die Porträtierten im Kopf, so sind sie einem mental präsent. Fast alle sind aus dem Blickfeld verschwunden. Und wer mal wieder aufgetaucht ist, der ist gereift, hat Speck angesetzt, ist mit Runzeln befrachtet, das Haar ist ergraut, ehemals pralle Brüste streben nur in Richtung des Newtonschen Gesetzes, aus Teenagern wurden Großmütter. Die Vergänglichkeit ist radikal, der Körper kennt nur eine Option: Verfall. Klar wird das etwas aufgefangen mit Reife und Lebenswille, Luzidität, Wissen und Weisheit. Doch die Fotografie fängt derlei nicht ein. Der Fluch der Zukunft lastet schwer auf alten Fotografien, jedenfalls für jene, die sich in den alten Bildern wiederfinden möchten.

In diesem Zeitbild haben wir es mit Jugendlichkeit zu tun. Diese ist geblieben. Das Wesen der Fotografie ist der Erhalt des einen Moments. Und so erstaunt die Fotografie mit ihrem untrüglichen, ja schmerzlichen Charakter: Es bleibt wie es (schön) war. Kein Wunder, wollen die meisten der Abgebildeten von den Bildern nichts mehr wissen, geschweige denn, neue Bilder machen. Die Aura der damaligen Fotografie ist in die Neuzeit gerettet. Wir von damals erscheinen heute noch frisch und wendig, erquickt und munter, sind voll von Flausen in Sturm-und-Drang-Zeiten. Die Fotografie ist nicht eine Spur in die Vergangenheit, sondern eine Projektion in die Zukunft. Die Zeit ist verflossen, doch die Bilder sind geblieben: wahr, ja wahrhaftig. Das ist erschreckend.

Und der Zeitschnitt offenbart: Es hat sich einiges geändert. Zum einen ist es schwieriger geworden, models zu finden. Die Jüngeren sind nicht mehr so offen, die Gesellschaft tabuisiert heute öffentliche Nacktheit eher als noch im Zuge der Aufklärung der späten 1960er-Jahre. Die Freiheiten wären zwar da, doch machen sich restaurativere Zeiten bemerkbar. Man gibt sich gerne freizügig, doch nicht unbedingt vor einem Fotografen. Zudem macht ja jede seine Bildchen von sich alleine zu Hause oder im engen Freundeskreis. Er stellt zwar all die Anzüglichkeiten in (sogenannt soziale) Netzwerke, doch dies gehört eher zum Gesellschaftßpiel der peergroup als zum ernsthaften Ansinnen, sich mit dem (eigenen) Körper auseinanderzusetzen. Die Texte von damals machen das ohne Zweifel deutlich. Diese Selbstbestimmtheit, dieses Bewußtsein für sich und für den Körper, dessen Bezug zum Lebensraum, sind heute gegeben; man muß sie sich nicht mehr begründen und erobern gegenüber der vorangehenden Gesellschaft. Die Ernsthaftigkeit der fotografischen Sitzung ist dem simplen selfie gewichen. Als eine einfache Form der Kommunikation produziert sich dieses Spiel um Gesehenwerden und Anerkennung ohne Unterbruch, Plan und Stil. Nicht nur die Eigenwahrnehmung und das Selbstbild werden heute dank den tragbaren Multifunktionsgeräten exzeßiv betrieben. Man glaubt, gute Bilder von sich zu haben, in Wirklichkeit sind sie bloß eine Armlänge vom Narzißmus entfernt. Der Ausdruck von Intimität und Schüchternheit, wovon die Interviewten damals erzählten, diese Auseinandersetzung und sexuelle Befreiung im Kleinen, kommt darin kaum vor.

Doch nicht nur die Aneignung des Selbstbildes hat sich geändert. Auch die Kameratechnologie hat einen Wandel gemacht. Zwar ist das Resultat noch immer ähnlich: ein Simulacrum der Wirklichkeit. Doch Fotolabor und Schwarz/Weiß-Chemie haben einem Rechner mit Bildschirm Platz gemacht, angeschloßen an Peripheriegeräte wie Scanner und Speicherstationen. Vergrößerungsgeräte, Entwicklerschalen, Belichtungsuhren, Meßbecher, Thermometer, Abwedler und Retuschierpinsel sind als Werkzeuge in ein Programm namens Photoshop eingebaut. Im Trockenen, bei Tageslicht und im Sitzen statt Stehen wählt und veredelt der Fotograf seine schiere Unendlichkeit von Digitalisaten. Und weil es nur noch die digitale Welt gibt, ist auch die Vergangenheit von Silbernegativen im Mittelformat zu digitalisieren. Der Transfer tut der Bildwirkung jedoch keinen Abbruch. Noch besser sind die Feinheiten am Bildschirm zu kontrollieren und dank großer Abbildung und zeitintensiver Nachbearbeitung zu optimieren, eine Technik, die im monochromen Laborlicht nur mit sehr viel Erfahrung zu bewerkstelligen war. 

Wenn früher pro Session vier, fünf Mittelformatfilme á 16 Bilder gemacht wurden, also vielleicht 80 Bilder zur Auswahl vorlagen, so ist es heute leicht das Zehnfache; ein wahrliches Fotoschießen. Und wenn jemand noch einen kleinen Film braucht, kann dieser mit derselben Kamera mitgedreht werden oder die Einzelbilder werden zum clip animiert. Bilder bleiben nicht mehr in Alben und privaten Schatullen, sondern werden ausgelagert und einsehbar gemacht für Krethi und Plethi, verteilt auf eigenen und fremden Plattformen, beschlagwortet, verknüpft und mit unqualifiziert bewertet von Jedermann.

Im Moment der Aufnahme weiß der Abgebildete vom Endprodukt nichts. Der Spiegel der Kamera gibt das Bild erst später preis. So kommuniziert das abgebildete Subjekt mit sich und dem Fotografen. Die Kamera ist dazwischen und registriert Momente, die später zur Referenz von Zeit und Zustand, Befinden und Empfinden werden. Es ist die kristalline Form eines Augenblicks. Die Fotografie als Zeitkapsel verunmöglicht das Vergessen.

Die Metaphysik des Bildes ist ihre Konstanz, ihre Unerbittlichkeit, ihre Hartnäckigkeit, ihr Verharren in der (damaligen) Gegenwart, die zumeist auch nicht mehr wichtig ist. Die Fotografie verweigert sich dem Altern – ihre digitale Form noch radikaler als das analoge Papierbild – auch wenn die Erinnerung dazu verblaßt, eine Erinnerung an etwas, das vielleicht entzückt, vielleicht befremdet. Die Macht der Fotografie als Trägerin des Zeitmoments ist nirgendwo so stark wie dort, wo man selbst Teil der Zeit ist. Das Bild selbst verfestigt die Erinnerung seinerseits und wird sakrosankt. Es wird Chiffre für eine Zeit, die es nur im kurzen Augenblick so gab. Daß die Erinnerung nur ein Körnchen Wahrheit ist, zeigt uns unser eigener Körper; er läuft ohne Unterlaß gegen unsere Vorstellung von ewiger Zeit und Schönheit.

2015 · Skin to Skin

216 Seiten
220 Abbildungen
Format 24×22,5 cm,
170g schweres Kunstdruckpapier,
Farbe (alles 4 farbig CMYK) 
Hardcover + amerikanischer Umschlag
Fotobuch mit zwei kurzen Einleitungstexten
Texte: Deutsch, Englisch
Preis: 49,90 Euro
ISBN: 978-3887695712
Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, 2015

direkt hier bestellen: info@thomaskarsten.com

Geile Sachen, geile Teile

von Fritz Franz Vogel

Ein Bildverbot in Betracht zu ziehen, ist ein Humbug. Die Menschheit würde nicht existieren, auch die Natur selber nicht, wenn sie sich nicht permanent mit Fortpflanzung abgeben würde. Es ist ihre Grundarbeit, letztlich ihre einzige Bestimmung. Ohne Sexualität keine Zukunft, für nichts und niemanden.

Dennoch: Man hat immer wieder ein Herstellungs- und Verbreitungsverbot ausgesprochen, für anzügliche Texte, für offensichtliche Zeichnungen, für realistische Fotografien oder für pornografische Filme. Man wollte Frauen vor Unzucht schützen, Minderjährige vor Verbrechern abschirmen, Tiere vor übergriffen hüten, Väter als Täter überführen, Familiengewalt eindämmen oder die Gesellschaft friedfertiger machen. Die Zensur wurde religiös begründet, moralisch durchdacht, ästhetisch erstrebt, war ökonomisch beeinflusst, feministisch beansprucht oder soziopolitisch bewiesen. Doch jedes Medium hat die Kritik der Gesellschaft erneut ausgelotet, erweitert und mit der ungeheuren Bildproduktion ad absurdum geführt. Sexualität, egal in welcher Form, lässt sich nicht eliminieren, denn sie ist Lernfeld, Streitobjekt, Emanzipationsgrund, Philosophiegegenstand und Lebenszweck. Jede Technik hat je ihre eigenen Körperbilder hervorgebracht: Holzschnitt, Kupferstich, Daguerreotypie, Stereografie, Albuminfotografie, Hochglanzmagazindruck, SX-70, Super-8, VHS, Youporn … Jede Technik hat nicht nur ihre eigene Ästhetik erzeugt — denn die Technik ist weit mehr die Basis für die entsprechende Ästhetik als die ästhetische Reflexion — , sondern hat immer wieder für noch größere Verbreitung gesorgt. Jede neue Technik hat den Faktor der Verbreitung potenziert. Wer heute mit irgendeinem Gerät am Weltnetz angeschlossen ist, hat binnen Sekunden Zugang zum sexualisierten Körper, der nicht sein eigener ist. Allein die Blinden müssen den Voyeurismus entbehren.

Weil Sex an sich die Welt ist und ihr Dasein bedeutet, sind alle Bereiche des Lebens involviert, diesen Lebensdrang, diesen Hotspot und G-Punkt, diese Verführungssucht, dieses Dauerausschweifungspotential zu ahnden, zu zähmen, zu züchtigen, zu begradigen. Wo nackte Haut ist, sind die Gralshüter von Sitte und Moral, die selbsternannten Erzieher zum guten Geschmack, die lauten Prediger des auszurottenden Bösen, die hübschen Kassandras gegen verrufene Geldquellen immer schon zur Stelle, wohlbemerkt mit eigener Doppelmoral. Allein ihre Existenz ist der Beweis, dass es jemand getrieben hat, es gemacht hat, facere, fuck! Keiner ohne Meister Iste, keine ohne l`origine du monde. Und vor allem: Sex ist kommunikativ, lebensbejahend, zukunftsgerichtet. Und: Sex per se hat noch keinen umgebracht!

Wir reden also darüber, immer und ewig. Wir zeigen, was andere treiben, oft und offener als früher. Wir interessieren uns (erstaunlicherweise!) für das, wie es andere treiben, und stellen mit zunehmendem Alter fest, sie machen es gleich wie wir — wenn wir denn können oder noch könnten, wenn wir Möglichkeit hätten, sähen, nutzten. Wir schämen uns, vielleicht, nicht weil wir moralische Skrupel hätten, nein, sondern weil unser (Steh)vermögen abhanden gekommen ist, das Denken vom Fühlen verdrängt worden ist oder weil uns das Geld für käuflichen Sex reut. Begierde und Begehren sind verflogen, die Vagina ist trocken, die Prostata zwingt zum plaisir sec, die Hautlappen hängen über Gebühr. Manchmal mögen intensive Streicheleinheiten, kosmetischer Jungbrunnen oder medizinische Operationen das Auge betrügen, trotzdem sind Kraft und Saft, Straffheit und Steife, Ausdauer und Frische weg. Der Körper ist nicht gleich der Geist, der immer will, aber nicht immer muss. Der Körper hat seine Grenzen, sein Verfallsdatum: wohl denen, die können und dürfen, den andern bekommen wohl die Bilder der andern, die tun und machen. Naturalia non sunt turpia.

Das Schöne am Buch ist sein kompaktes Wesen. Hier wird es gezeigt, beschönigt, ausgeleuchtet: das Schmiegen und Schmusen, das Lecken und Schmatzen, das Saugen und Stoßen, das Keuchen und Knutschen, das Züngeln und Knabbern, das Kneifen und Zwicken. Sex ist Leidenschaft, Sex ist Duldung, Sex ist Zeitvertreib, Sex ist Triebabfuhr. Hier zeigt uns der Fotograf mehr als wir selber sehen, im eigenen Akt und Handeln. Dummerweise haben wir die Augen immer geschlossen, sammeln uns bei den intimeren Handlungen auf uns selbst, erzeugen den Genuss, indem wir uns von der Welt abwenden und uns auf das Lustgeviert einengen, unsere Schwellkörper mit Blut sättigen, sich Cremaster und G-Punkt zusammenballen, damit die Vereinigung Einheit erzeugt, damit es klappt mit den orgiastischen Gefühlen, damit die Entzückungen über den Körper hereinbrechen, die Liebeswellen aus dem Schatzkästlein ausströmen und die Nervenenden zum Tanzen bringen. Ergossen, erschöpft, ermattet, erschlafft.

Der Fotograf ist ein Beobachter, er ist ein Forscher, er ist ein Voyeur, der dem Trubel und Treiben zuschaut, ohne Hemmungen, ohne Kritik, ohne Anstrengung. Die Umgebung ist ein Labor, eine Spielanordnung. Er entdeckt das Vereinigende im Verborgenen, das Lächeln in den Augenwinkeln, verzückte Blicke. Es ist kein Musterbuch für Stellungen, keine Bedienungsanleitung, kein postmodernes Kamasutra. Solcherlei gab es in den 1970ern, um unseren Eltern auf die Sprünge zu helfen, sie unter der geblümten Bettdecke des bürgerlichen Miefs hervorzuholen. Mit den reich bebilderten Hilfsangeboten wurde das Machen einsehbar, teilbar, mit Freude belegt. Mit den Bildern von Thomas Karsten wird der Geschlechtsakt zum Spieleland, zur Kampfwiese, zum Geschlechterdiskurs, zum Ritual um Freiheit und Anerkennung, zum Fragespiel um Dürfen oder Müssen, zum Biotop seltener Spielarten und zum medizinisch kontrollierten Feuchtgebiet. Ausgelassenheit statt Verdruss, Begeisterung statt Trübsal, Erregung statt Unbehagen. Alles ist möglich, doch die knarrende Bettstatt als bürgerlicher Hort der notwendigen Fortpflanzung ist längst passé. Hier sind die Szenerien schöne Prüfstände für allerlei Verbindungsmöglichkeiten: Kommunikationskojen, Kennenlerncouch, Kopulationsklausen, Liebesinseln und und Abhängematten. Es ist ein Kinsey-Report in Fotografie 60 Jahre nach dessen Deutschübersetzung.

Was uns Thomas Karsten außerdem sagt und beweist, ist noch etwas mehr, etwas, was schon fast vergessen ist angesichts aller Narzissmen, selfies, promiskuitiven Nomaden und egoistischen Monaden. Es handelt sich hier um Paare, physisch und psychisch mal enger, mal weniger verbunden, mal um eine Gespielin erweitert, mal auf ein belangloses Techtelmechtel bezogen. Denn Sex allein funktioniert nicht, nicht wirklich. Auch Bilder sind bloß ein schlechter Ersatz (sie sind vielleicht Anschauungsmaterial, Aufklärungsunterricht, Ideenlieferant, Notbehelf, aber kein Ersatz!). Eine echte Person aus Fleisch und Blut hat halt doch den größten Reiz, jemanden von sich zu überzeugen und diese Sache zu beschließen. Eine geile Sache.

Fotografie ist eine Technik, die Oberfläche abbildet. Es gibt kein anderes Organ, das unterschiedlicher und wandelbarer ist als die Haut. Unsere Oberfläche zeigt uns anhand von Aussehen, Farbe, Wärme, Struktur, Reizungen und situationsabhängigen Funktionen unsere Befindlichkeit, aber auch Störungen, Verstimmungen, Krankheiten, Todesnähe. Fotografie ist also prädestiniert, Haut abzubilden, weil sie selber eine technische Haut ist, reproduzierte Hautfetzen der sich wandelnden Welt.

Und noch etwas. Die Karriere von Thomas Karsten — 35 Jahre Aktfotografie, tausend Models, Freunde, Familien, Paare, Partnerinnen, Gespielinnen, zehntausende Filme, eine halbe Million Bilder – kulminiert ein fotografisches Begehren sondergleichen. Es ist eine Leidenschaft, ein Vermächtnis, auch eine Hypothek. Im Konvolut spiegelt sich die Entwicklung der Aktfotografie der letzten drei Jahrzehnte: vom formalen Akt, über die selbstbewusste Ruhe in Aktporträts, über die ungestüme Tumbheit von Teenagern und pickelbefreiten Schönlingen. Der Körper wurde makellos enthaart, dann wieder mit subkutanem Graffiti tätowiert. Die Geschlechtergrenzen wurden aufgeweicht, gesellschaftlich zunächst Geächtetes, Abweichlerisches wie die Transsexuellen kamen in den Fokus. Schließlich kamen Kinder mit zum Fotografiertwerden. Und als diese Kinder größer waren, zeigten sie sich ungehemmt, befreiten ihren Körper in der Natur, frau entledigte sich Tabus, Lesbenszenen, Onanierende, Urinierende und Kopulierende. ältere mischten sich unter Jüngere, Mütter herzten ihre Töchter. Dazwischen kamen die selbstverliebten Partnerinnen, fungierten als Musen, die sich in monografischen Büchern auszogen, ausbreiteten und zu fiktiven Projektionsflächen für träumende Männerherzen wurden. In den drei Jahrzehnten hat sich bezüglich sexueller Selbstfindung und -bestimmung viel getan in der Aktfotografie, zumindest was ihre Veröffentlichung und generelle Akzeptanz angeht, wie auch in der Literatur, wie im Sachbuchbereich, wie in der Werbung. Die Chiffren dazu lauten: de Sade, Bilitis, Peepshow, Klimbim/Tutti frutti, Lara Croft, Aids, Clinton/Lewinsky, Swingerclubs, Sextourismus, Big Brother, PorNo, Partnerbörsen, Intimrasur, Seitensprung, Escort-Service, Viagra/Botox, Pädophilenhysterie, Femen/Pussy Riot, Verrichtungsboxen, bunga-bunga, S/M, sexting, Nacktselfie… 

Sex ist entzaubert, popularisiert und kommerzialisiert worden: Alles ist da, das Begehren ist weg. Jede Form sexueller Betätigung ist überall möglich, gewöhnlich, verfügbar, es braucht bloß das Einverständnis des andern. Die sexuelle Revolution ist zu ihrem Ende und Ziel gekommen: Homosexualität ist akzeptiert, jede Geschlechtsvariante hat ihren Begriff und ihr Ikon, zum Spiel um Herrschaft und Unterwerfung gehören Fesseln und Peitschen, Tätowierungen und Piercings kommen und gehen und hinterlassen gegebenenfalls halt Narbenspuren, Schönheitsoperationen sind erschwinglich, Tabus sind beseitigt, Enthemmung wird als Form der Emanzipation gefeiert, Belästigungen werden bestraft, Kindermachen ist notfalls an die Medizin ausgelagert, Frühdiagnosen zur Geschlechts- oder Krankheitsbestimmung und dergleichen nehmen zu, Behinderte haben ein Selbstbestimmungsrecht und kaufen Sex, verschrumpelte Körper alter Leute haben selbstverständlich Koitus. Wer hingegen aufreizende Kleidung und Bauchfreiheit bei Teenagern kritisiert, wird mit einem shitstorm eingedeckt und als Täter beschimpft. Wer ein Migrationskind zum Schwimmunterricht anhält oder das offene Gesicht statt ein Kopftuch propagiert, wird auf die individuelle (Glaubens)freiheit verwiesen. Wer als Turnlehrer die manuelle Sicherung anwendet, kann leicht der übergriffigkeit bezichtigt werden. Wer im Gymnasium erotische Literatur lesen lässt, hat mit einer Hausdurchsuchung zu rechnen. Das Individuelle gilt mehr als der Gemeinsinn. Sex ist überall, Sex ist nirgendwo. Keuschheit und Asexualität hingegen, früher überzeugende Kardinaltugenden, stehen auf dem Index der psychiatrischen Krankheiten. 

Die geile Sache ist zwar immer noch dieselbe wie eh und je: aufgereiht an den fünf Haltepunkten zum Parnass – visus, allocutio, tactus, osculum, coitus. Denn an all diesen mehr oder weniger lang zu verweilenden Spielorten braucht es mindestens zwei menschliche Geschöpfe, in möglichst einträchtiger Minne, in gegenseitigem Einverständnis, in ähnlich gelagerter Zielsetzung, in gegenseitig zu erfüllendem Verlangen und Verlustieren. Deshalb ist das tribadische Tun auch bildnerisch interessant, da es von den Zehen bis zu den Haaren reicht und nicht so penisfixiert ist. Dieser gesteigerte Narzissmus, die Spiegelsucht nach sich, die Lust als Dauerbrunftzustand, ein ewiges Kokettieren und Koitieren, Pulsieren und Pervertieren. Gemäß den verführerischen Bildern zu urteilen, scheinen vor allem Frauen die Fähigkeit zu haben, ihre Sexualität mit dem ganzen Körper auszuleben. Dieses Allkörperwahrnehmen, das Sichimandernspüren, das Imanderneinundaufgehen, das Kuschelverstecken erfüllen, das Sanftmütigwonnevollschmiegen. Sie sind nicht so punktuell fixiert wie Männer. Beim Mann gilt (grosso modo): Sex. Punkt. Bei der Frau gilt (grosso modo): Spiel. Komma, Fragezeichen, Auslassungspunkte, Strichpunkt, Gedankenstrich, Doppelpunkt, Ausrufzeichen. Da capo. Vielleicht.

Aber wie es mit dem Sex so ist, es drängen immer wieder neue Personengruppen nach, die noch nicht so viel wissen, die auch teilhaben wollen, die ihre Welt wieder anders erschließen und ihre fotografischen Aushängeschilder und Referenten entwickeln. Thomas Karsten hat für seine Generation alles gezeigt. Er verdient hiermit den Titel „Kinsey der Aktfotografie“.

2014 · Marina Anna Eich, An Erotic Portrait

216 Seiten
220 Abbildungen
Format 24×22,5 cm,
170g schweres Kunstdruckpapier,
Farbe (alles 4 farbig CMYK) 
Hardcover + amerikanischer Umschlag
Fotobuch mit einem kurzen Einleitungstext
Texte: Deutsch, Englisch
Preis: 49,90 Euro
ISBN: 978-3887697945
Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, 2014

Hier direkt bestellen: info@thomaskarsten.com

Marina Anna Eich: An Erotic Portrait 
By Thomas Karsten
Marina Anna Eich is one of Germany´s leading film stars in addition to being a producer and linguist. She is a very attractive woman, with flowing blonde hair and classic Nordic features. She is also shockingly comfortable with her naked body and her sexuality.
In this body of work Marina allowed photographer Thomas Karsten unrestrained access to her naked body and her most intimate moments. This book is replete with beautiful portraits of Marina as well as a superb collection of nudes. But it is the images of Marina peeing in the snow and sliding a variety of sex toys into her vagina that are the most unsettling. It feels unnatural for a woman of her classic, feminine beauty to allow such unfettered access. But Ms. Eich and Mr. Karsten brave through the natural human tendencies of privacy and inhibition and truly explore the erotic inclinations of Ms. Eich. This is brave, powerful work, and ultimately it is just as the title suggests … an erotic portrait (of a most lovely subject). 
Michelle7.com

THOMAS KARSTEN AND MARINA ANNA EICH: THE GIFT OF JOY

by 
John Wood

In “Thomas Karsten and the Gift of Joy,” the introduction to his book 
White Line, I wrote that “Karsten is a great artist who boldly takes eroticism as his theme—healthy, natural, human eroticism untrammeled by puritanical shame. He is an artist who like poets Walt Whitman and E. E. Cummings communicated the dignity of the erotic experience along with its sensuous thrill.” 1 In one of the previous century’s most joyful, passionate, and erotic poems, poet E. E. Cummings wrote,  

I like my body when it is with your
body. It is so quite a new thing.
Muscles better and nerves more.
i like your body. i like what it does,
. . . i like kissing this and that of you,

This poem reflects that same joyful, passionate, and erotic spirit of Thomas Karsten’s photographs. Erotic art, like any other visual art, is only good if it pulls us back again and again to gaze, to wonder, and to consider. Its power is the same as that of great music which demands we listen again and again, no matter how many times we already have, or great poetry whose melodies and metaphors make us read, reread, and then read again.

The mark of great art is that it is forever fresh and forever rewarding. Unlike pornography, which can lose its erotic charge upon subsequent viewings and necessitate the need for fresh, new examples, true erotic art, regardless of how often it is viewed, remains aesthetically compelling and sexually stimulating. The captured erotic instant must be so caught that the fire of passion burns through time and circumstance—just as it does in the Barberini Faun or Rodin’s similar fauness, Iris, messagère des Dieux, in Rembrandt’s etchings, in Courbet’s L’Origine du monde, the watercolors and drawings of Schiele, in Modigliani, Pascin, Balthus, Belmer, and other masters of the erotic.

Karsten’s newest work, a book of pure, sacred, and erotic hedonism, is a celebration of the sensuousness and beauty of Marina Anna Eich, one of the world’s most alluring women and one of Germany’s great film stars. Karsten’s book is truly a celebration of the original Garden of Eden, the one the great English mystic poet William Blake wrote of in his poetry, a fragrant, lush garden wrecked by a “jealous” deity more interested in mindless obedience and slavery than in independence and joy—the two necessities for a full and complete life.

Here is Eden, the real Eden, where there is no shame—only the labors of joy and pleasure. No other erotic photographer has ever so caught that Edenic moment as Thomas Karsten has. That same sense of a paradise blended with simple joy and frolicksom fun is evident in all his books. Looking at his work, one would think that he set it as his task to cleanse the photographic world of unarousing pseudo-eroticism. Karsten rescues erotic photography from its two equally boring polar opposites: bland nudes in “arty,” sexless poses that stir not the slightest thrill and extreme fetishistic images of humiliation and domination. Erotic art, as I said, is like any other visual art. It is only good if it pulls us back again and again to gaze, to wonder, and to consider the magical gift before our eyes. 

Thomas Karsten celebrates the sexual as it should be celebrated, as healthy men and women have always celebrated it. Like America’s greatest poet Walt Whitman, Karsten understands that 

Sex contains all, bodies, souls,
Meanings, proofs, purities, delicacies, results, promulgations,
Songs, commands, health, pride, the maternal mystery, the seminal milk,
All hopes, benefactions, bestowals, all the passions, loves, beauties, delights of the earth,
All the governments, judges, gods, follow’d persons of the earth,
These are contain’d in sex as parts of itself and justifications of itself.  
(from “A Woman Waits for Me”) 

In other words, the erotic is its own justification because it permeates and invigorates every aspect of our lives. Hart Crane, another great poet and singer of the authentic America before it was hijacked by the xenophobes and religious fundamentalists, wrote that “all else” but our “lusts” are “a fake and mockery.” Our lusts define us, and there should be no shame in them, in sex, or in the erotic. 

Part of the joy of erotic art, especially erotic photography, is that it—again like all the other arts—is a gift to us from the artist and the model, a gift of the emotion inherent in it. Even though erotic art can be an aphrodisiac, it is never meant to be a substitute for sex, any more so than Blake’s Prophetic Books are meant to be a substitute for actual spiritual experience. Both are emotional gifts, one meant to stimulate spiritual contemplation, the other sexual contemplation. When we look at a painting by Caspar David Friedrich or Arnold Böcklin, we do so in order to feel the emotion they felt, just as we listen to a symphony by Mahler or read a poem by Yeats in order to have their emotion recreated and transmitted to us across time. Art is a way for us to have more Life. It is the gift of life itself, for it allows us to absorb into our lives the most essential creative moments of the lives of Blake, Friedrich, Böcklin, Mahler, Yeats, Karsten, and others—but not forgetting those of the visual artists’ models.

When we look at Egon Schiele’s work, for example, at his models with their legs opened for the viewer’s eyes, or the smiling model in Die Traume-Beschaute who has spread her labia apart so that we might even more clearly see her, we can be assured these models were active partners in the creation of the works’ emotional gifts, which in those cases were erotic gifts. Karsten shaped the aesthetic dimension of his photographs and chose to capture and frame certain emotional moments while rejecting others, but part of his work’s gift to the viewer was also shaped by Marina Anna Eich, one of Germany’s leading film stars, a producer, and a linguist. Erotic art, then, is clearly the most generous of the visual arts. Artist and model jointly agree to create and share with others a moment that is usually private, hidden from view, a moment that exists behind closed doors. But it is also the kind of moment which, probably from the beginning of humanity, other people have always wanted to witness. Voyeurism is as natural to our species as is sex. We love knowing the private lives of others. The more private, the more personal the details, the more curious we are to know them. I asked Marina Anna Eich about her experience of working with Karsten. She told me she “did enjoy the project as Thomas has this skill to catch sensuality and nudity in such a nativeness. At some point I didn’t even realize that he was still there being so positively distanced and with a lot of discretion.”

Artists choose to share what they feel comfortable sharing. Rousseau could admit to despicable deeds and personal secrets, things which would have embarrassed others to reveal, just as Yeats could share the frustrations of an old man’s still vibrant lusts but waning vitality, and Musil his casual acceptance of cruelty, or Céline his conflicting anti-Semitism and kindness, or Dostoyevsky his guilt. Fortunately all artists and all models are not alike, and so our lives are enriched by whatever aspects of their personalities they have felt they could share. We take delight in Karsten’s art—and Marina Anna Eich’s generous participation in it—just as we do in the collaboration of any artist and his or her model. Each masterfully communicates what she or he was driven to say, and the result is an aesthetic, psychological, or erotic pleasure—and often a combination of the three, as we see in Eich’s and Karsten’s emotionally rich collaboration.

However, those most private of artistic gifts—the erotic ones—are always the rarest and often the most desired. In the West they have historically been the most denied and the most railed against because of the unhealthy and debilitating hostility of Judaism, Christianity, and Islam to pleasure and to the senses—or at least those three sister religions’ inability to openly acknowledge and delight in the physical. Not since the loss of the classical world has one been able to find urban wall-sculpture depicting erect penises around which is written the joyful Latin expression Hic Habitat Felicitas (Here Lives Happiness.) The triumph of those three austere, desert religions substituted the intoxicating ambrosia of life for a dry, choking, unleavened manna.

The inhabitants of Thomas Karsten’s artistic world still feed on ambrosia and are classically defined. Karsten obviously communicates the playfulness and desire of the bodies he is photographing, but like any other fine arts photographer, he also conveys their sculptural depth and density. His angle and lighting here turn Eich’s voluptuous body into marble, but marble of the most supple and tender quality. Her hands caress herself and transform her into classical sculpture, into a dream of the most rapturous Venus. And again she and Karsten evoke the poetry both of Whitman and Cummings.

In „Spontaneous Me“ Whitman wrote:

Love-thoughts, love-juice, love-odor, love-yielding, love-climbers, and the climbing sap,
Arms and hands of love, lips of love, phallic thumb of love, breast of love, bellies press’d  
and glued together with love,
Earth of chaste love, life that is only life after love,
The body of my love, the body of the woman I love, the body of the man,
the body of the earth.

What Karsten so clearly understands about the nude is a quality both John Berger and Kenneth Clark equally understood and described.  

To render the nude properly one must know the “alphabet of love,” as John Berger put it in his essay on Modigliani. “Everything begins with the skin, the flesh, the surface of the body, the envelope of the soul,” Berger wrote. And he continued to say, “Whether the body is naked or clothed . . . makes little difference. Whether a body is male or female makes no difference. All that makes a difference is whether the painter [or the photographer, I would add] had, or had not, crossed that frontier of imaginary intimacy on the far side of which a vertiginous tenderness begins. Everything begins with the skin and what outlines it. And everything is completed there too.”2 

And as Kenneth Clark famously stated, “No nude, however abstract, should fail to arouse in the spectator some vestige of erotic feeling, even if it be only the faintest shadow—and if it does not do so it is bad art and false morals.”3 

It is “the body of the earth,” it is Gaia, the sacred, living, breathing, procreating, sexually abounding planet herself that the erotic most assuredly and most touchingly celebrates.

Yet there is still more in these photographs, a quality that is so often missing from most “erotic photography” and “erotic literature”—and that is the sheer, unadulterated sense of fun, of joy, and of play—those qualities that give eros so much of its definition. Eich and Karsten were both obviously having fun in making these photographs, which was a three year project. Their pleasure is as evident as any receptive viewer’s must also be.

“The root of the root, the bud of the bud, the sky of the sky of a tree called life,” as Cummings put it—that is finally the meaning of Thomas Karsten’s art. It is the celebration and adoration of that sacred, blessed tree called Life, the tree from which no fruit is ever forbidden.


Notes


1. White Line, photographs by Thomas Karsten (Vevais, Germany: Edition
Galerie Vevais, 2006, deluxe portfolio edition  ; Edition Galerie Vevais, 2008, regular edition). Several passages or variants of them from White Line also appear in this essay.

2. John Berger, “Modigliani’s Alphabet of Love,” in John Berger Selected Essays, ed. 
Geoff Dyer (New York: Pantheon Books, 2001), 391. 

3. Kenneth Clark, The Nude: A Study in Ideal Form (New York: Pantheon Books, 1956), 17.  


Author’s Note:
John Wood is an American poet and art critic. He co-curated the Smithsonian Institution/National Museum of American Art exhibition Secrets of the Dark Chamber, the catalogue of which was a New York Times Book Review Book of the Year. He holds a Ph.D. in English literature and held the Pinnacle Professorship in Liberal Arts at McNeese University, where he directed the MFA program in Creative Writing and Graduate Studies in English for thirty years. In addition to holding a professorship in English literature, he also held a professorship in photographic history. He has frequently given lectures at Harvard and many museums including the Museu Nacional d’Art de Cataluyna (Barcelona), where his subject was the neglected field of Spanish Pictorial Photography. He is Editor of 21st Editions, a fine arts photographic press in the U.S., and a co-editor of Edition Galerie Vevais in Germany. His books of criticism as well as his books of poetry have won a variety of awards including the 2009 Gold Deutscher Fotobuchpreis. He has published books on Flor Garduño, Sally Mann, Eikoh Hosoe, Wouter Deruytter,
Brigitte Carnochan, four on Joel-Peter Witkin, including Witkin’s journals, which he edited, and many other photographers. He has a book forthcoming from EGV jointly written with Harvard poet and art critic Steven Brown on Spanish painter Dino Valls.

Ein Geschenk der Freude

In „Thomas Karsten und das Geschenk der Freude“, der Einführung zu seinem Buch

White Line, schrieb ich: „Karsten ist ein großer Künstler, der sich mutig des Themas Erotik annimmt – eine gesunde, natürliche, menschliche Erotik frei von puritanischer Scham. Er ist ein Künstler, gleich den Dichtern Walt Whitman und E.E. Cummings, die die Erhabenheit der erotischen Erfahrung mit allem sinnlichen Nervenkitzel mögen.“ 1

In einem der freudigsten, leidenschaftlichsten, erotischsten Gedichte des vergangenen Jahrhunderts formulierte der Dichter E.E. Cummings:

Ich mag meinen Körper, wenn er bei deinem

Körper ist. Er ist etwas ganz Neues.

Die Muskeln besser und die Nerven mehr.

Ich mag deinen Körper. Ich mag was er tut,

… Ich mag es, dies und das an dir zu küssen

Das Gedicht spiegelt den gleichen freudvollen, leidenschaftlichen, erotischen Geist wider, der sich in Thomas Karstens Fotografien findet.

Erotische Kunst, wie jede andere Bildende Kunst, ist nur gut, wenn sie uns dazu bringt, wieder und wieder hinzuschauen, uns zu wundern und nachzudenken. Ihre Kraft ist die gleiche wie die großer Musik, die wir immer wieder hören, egal, wie oft wir sie schon gehört haben, oder großer Dichtung, deren Melodien und Metaphern sie uns immer wieder erneut lesen lassen.

Das Zeichen großer Kunst ist, dass sie immer frisch und lohnend ist. Im Gegensatz zu Pornografie, die ihre erotische Ausstrahlung bei mehrmaliger Betrachtung verliert und darum immer wieder neue Bilder braucht, ist wahre erotischer Kunst unabhängig davon, wie oft sie angesehen wird. Sie bleibt ästhetisch überzeugend und sexuell stimulierend. Die erfassten erotischen Augenblicke werden so eingefangen, dass das Feuer der Leidenschaft durch Zeit und Raum lodert – wie beim Barberinischen Faun oder bei Rodins vergleichbarer Faunin, der Götterbotin Iris, wie in Rembrandts Radierungen, in Courbets „L’Origine du monde/Der Ursprung der Welt“ , in den Aquarellen und Zeichnungen von Schiele, in Werken von Modigliani, Pascin, Balthus, Bellmer und anderen Meistern und Meisterinnen der Erotik.

Dieses neue Buch von Thomas Karsten, ein Buch klarer, heiliger, erotischer Genusslust, feiert die Sinnlichkeit und Schönheit von Marina Anna Eich, einer der in meinen Augen reizendsten Frauen der Welt und ein Filmstar in Deutschland. Dieses Buch ist wirklich eine Zelebration des originalen Garten Eden, von dem der große mystische englische Poet William Blake in seiner Lyrik geschrieben hat, ein wohlduftender üppiger Garten – zerstört von einer „eifersüchtigen“ Gottheit, die mehr an geistloser Abhängigkeit und Sklaverei interessiert war als an Unabhängigkeit und Glücksgefühl, den beiden Notwendigkeiten für ein ausgefülltes und vollständiges Leben.

Hier ist der Garten Eden, das wahre Eden, in dem es keine Scham gibt, sondern nur die Arbeit an Freude und Genuss. Kein anderer Fotograf hat Erotik, diesen paradiesischen Moment, so eingefangen wie es Thomas Karsten macht. Die Wahrnehmung des Paradieses aus simpler Freude und ausgelassenem Spaß ist in allen seinen Büchern offenkundig. Blickt man auf sein Werk, könnte man denken, dass er seine Aufgabe darin sieht, die fotografische Welt von effekthaschender Pseudo-Erotik zu reinigen. Karsten rettet erotische Fotografie von ihren zwei gleich langweiligen polaren Gegensätzen: fade Akte in gewollt künstlerischen geschlechtslosen Posen, die nicht den geringsten Nervenkitzel auslösen, und extrem fetischisierte Bilder von Erniedrigung und Dominanz. Erotische Kunst, wie gesagt, ist wie jede andere bildende Kunst. Sie ist nur gut, wenn sie uns in den Sog zieht, sie immer wieder und wieder neu zu betrachten, zu hinterfragen, und die magische Gabe vor unseren Augen zu bedenken.

Thomas Karsten feiert das Sexuelle, wie es gefeiert werden sollte, wie Männer und Frauen es schon immer zelebriert haben. Wie Amerikas größter Dichter Walt Whitman versteht Karsten das Sexuelle so:

Sex beinhaltet alles, Körper, Seelen,

Bedeutungen, Beweise, Reinheiten, Delikatessen, Ergebnisse, Verlautbarungen,

Songs, Anweisungen, Gesundheit, Stolz, mütterliches Geheimnis, Samenmilch,

Alle Hoffnungen, Wohltaten, Schenkungen, alle Leidenschaften, Lieben, Schönheiten, Wonnen der Erde,

Alle Regierungen, Richter, Götter, Vorbilder der Erde,

Sie sind eingebunden in den Sex als Teil von sich selbst und Rechtfertigungen ihrer selbst

(aus „Eine Frau wartet auf mich“)

In anderen Worten, die Erotik ist ihre eigene Rechtfertigung, weil sie jeden Aspekt unseres Lebens durchdringt und belebt. Hart Crane, ein weiterer großer Dichter und Sänger des authentischen Amerika, bevor es von Xenophobie und religiösen Fundamentalisten überfallen wurde, schrieb, dass „alles“ außer unseren „Sinnenlüsten“ „Fälschung und Verhöhnung“ sei. Unsere Sinnenlüste definieren uns, und sie sollten nicht mit Scham verbunden sein, auch Sex und Erotik nicht.

Ein Teil der Freude an erotischer Kunst, vor allem an erotischer Fotografie, ist, dass es – wieder wie bei allen anderen Künsten – ein Geschenk des Künstlers und des Modells an uns ist, ein Geschenk der beiden innewohnenden Emotionen. Auch wenn erotische Kunst ein Aphrodisiakum sein kann, wird sie nie ein Ersatz für Sex sein, wie auch Blakes prophetische Bücher kein Ersatz für die eigentliche spirituelle Erfahrung sein können. Beide sind emotionale Geschenke, das eine möchte die spirituelle Kontemplation, das andere die sexuelle Kontemplation stimulieren. Wenn wir ein Gemälde von Caspar David Friedrich oder Arnold Böcklin betrachten, tun wir dies auch, um die Emotion, die sie fühlten, mitzufühlen, so wie wir eine Symphonie von Mahler hören oder ein Gedicht von Yeats lesen, um Emotionen nachzubilden, die uns über die Zeit hinweg übermittelt werden. Kunst ist für uns ein Weg, mehr Leben zu haben. Es ist eine Gabe des Lebens, denn sie ermöglicht es uns, in unser Leben die wichtigsten kreativen Momente des Lebens von Blake, Friedrich, Böcklin, Mahler, Yeats, Karsten und anderen aufzunehmen, und, nicht zu vergessen, des Lebens der Modelle der bildenden Künstler.

Sehen wir uns zum Beispiel Egon Schieles Arbeiten an, mit seinen Modellen, deren Beine sich für die Augen des Betrachters öffneten, oder mit dem lächelnden Modell in „Die Traum-Beschaute“ , die ihre Schamlippen gespreizt hat, damit wir sie noch klarer sehen, so können wir sicher sein, dass diese Modelle aktive Partner bei der Erschaffung der Werke, der emotionalen Geschenke, in diesen Fällen der erotischen Geschenke waren. Karsten prägt die ästhetische Dimension seiner Fotografien, er entschied sich, bestimmte emotionale Momente zu erfassen und einzurahmen, gleichzeitig andere auszulassen, aber seine Arbeiten, Geschenke an die Zuschauer, wurden gleichermaßen von Marina Anna Eich, der in Deutschland bekannten Schauspielerin, Produzentin und Sprachwissenschaftlerin, geschaffen. Erotische Kunst ist die großzügigste der bildenden Künste. Künstler und Modell vereinbaren gemeinsam, einen Moment, der meistens privat ist, einen verborgenen Blick, einen Moment hinter sonst verschlossenen Türen offen in Szene zu setzen und ihn mit anderen zu teilen. Aber es ist auch die Art des Augenblicks, den wahrscheinlich seit Anbeginn der Menschheit andere Menschen schon immer miterleben wollten. Voyeurismus ist ebenso natürlich für unsere Spezies wie Sex. Wir lieben es, etwas über das private Leben anderer zu erfahren. Je privater, je persönlicher die Details sind, desto neugieriger sind wir darauf, sie kennenzulernen.

Ich fragte Marina Anna Eich über ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Karsten. Sie erzählte mir, sie habe das Projekt genossen. „Thomas hat die Fähigkeit, Sinnlichkeit und Nacktheit in ihrer Ursprünglichkeit einzufangen. In manchen Momenten habe ich nicht einmal gemerkt, dass er noch da ist, aufgrund seiner positiven Distanz und Diskretion.“

Künstler entscheiden sich, das zu teilen, womit sie sich wohlfühlen. Rousseau konnte auch verabscheuungswürdige Taten und persönliche Geheimnisse einräumen, Dinge, die peinlich sind, sie vor anderen zu offenbaren, ebenso wie Yeats die Frustrationen der immer noch lebendigen Begierden eines alten Mannes mit abnehmender Vitalität mitteilen konnte und Musil sein gelegentliches Akzeptieren von Grausamkeit oder Céline den Widerspruch von Antisemitismus und Güte oder Dostojewski seine Schuld.

Glücklicherweise sind nicht alle Künstler und Modelle gleich, und so bereichern sie unser Leben mit unterschiedlichen Aspekten ihrer Persönlichkeit, die sie mit uns zu teilen sich entschlossen haben. Wir finden Vergnügen an Karstens Kunst und Marina Anna Eichs großzügiger Beteiligung daran, genauso wie an der Zusammenarbeit vieler Künstler und Künstlerinnen mit seinen und ihren Modellen. Beide kommunizieren beeindruckend, was sie oder er auszudrücken sich getrieben fühlte, und das Ergebnis ist eine ästhetische, psychologische oder erotische Lust – oft eine Kombination der drei, wie wir es in der emotionsreichen Zusammenarbeit von Eich und Karsten sehen.

Dennoch sind die privatesten künstlerischen Geschenke – die erotischen – immer die seltensten und begehrtesten. Im Westen wurden sie in der Vergangenheit oft abgelehnt und beschimpft, aufgrund der ungesunden und lähmenden Feindseligkeit von Judentum, Christentum und Islam, den drei Schwesternreligionen, gegenüber Freude und Sinnlichkeit – oder zumindest ihre Unfähigkeit, offen auch die Freuden des Physischen anzuerkennen. Nicht erst nach dem Verlust der klassischen Welt findet man städtische Wand-Skulpturen, die erregte Penisse zeigen und über denen der freudige lateinische Ausdruck „Hic Habitat Felicitas“ (Hier lebt das Glück) steht. Der Triumph der drei strengen Wüsten-Religionen ersetzt das berauschende Ambrosia des Lebens durch ein trockenes, Würgen erzeugendes, ungesäuertes Manna.

Die Einwohner von Thomas Karstens künstlerischer Welt ernähren sich noch von Ambrosia und sind klassisch definiert. Thomas Karsten vermittelt Verspieltheit und die Lust des Körpers, zugleich zeigt er, wie jeder andere Kunstfotograf auch, bildhauerische Tiefe und Dichte. Sein Blickwinkel und sein Licht verwandeln Eichs sinnlich-wollüstigen Körper in Marmor, einen Marmor von geschmeidigster und zartester Qualität. Mit ihren Händen liebkost sie sich selbst und verwandelt sich dabei in eine klassische Skulptur, in einen Traum der hinreißendsten Venus. Und wieder beschwören Eich und Karsten die Poesie von Whitman und Cummings herauf.

In „Spontaneous Me” schrieb Whitman:

Liebesgedanken, Liebessaft, Liebesduft, Liebesnachgiebigkeit, Liebesbesteiger und die steigende Kraft,

Arme und Hände der Liebe, Lippen der Liebe, der phallische Daumen der Liebe, Busen der Liebe, Leiber mit Liebe aneinandergepresst und zusammengeklebt,

Erde aus schlichter Liebe, Leben, das nur Leben nach Liebe ist,

Der Körper meiner Liebe, der Körper der Frau, die ich liebe, der Körper des Mannes, der Körper der Erde.

Was Karsten so klar unter Akt versteht, ist eine Qualität, die auch von John Berger und Kenneth Clark gleichermaßen so verstanden und beschrieben wurde.

Um diese Vorstellung von „Akt“ richtig wiederzugeben, muss man das „Alphabet der Liebe“ kennen, wie John Berger es in seinem Essay über Modigliani beschrieb: „Alles beginnt mit der Haut, dem Fleische, der Oberfläche des Körpers, der Hülle der Seele“ Und er fuhr fort: „Ob der Körper nackt oder bekleidet ist … macht wenig Unterschied. Ob ein Körper männlich oder weiblich ist, macht keinen Unterschied. Alles, was einen Unterschied macht, ist, ob der Maler [oder der Fotograf, möchte ich hinzufügen] die Grenze zur imaginierten Intimität der unsichtbaren Seite einer schwindelerregenden Zärtlichkeit überquert oder nicht. Alles beginnt mit der Haut und damit, wie sie skizziert wird. Und alles ist dort auch vervollständigt.“ 2

Und wie Kenneth Clarks berühmte Aussage: „Kein Akt, wie abstrakt auch immer, sollte es verfehlen, im Zuschauer die Spuren erotischen Gefühls zu erwecken, auch wenn es nur der leiseste Schatten ist – und wenn das nicht geschieht, so ist es schlechte Kunst und falsche Moralvorstellungen.“ 3

Es ist „der Körper der Erde“, es ist Gaia, die heilige, lebende, atmende, zeugende, sexuelle Gaia, personifiziert als der Planet selbst, die die Erotik am überzeugendsten und anrührendsten feiert.

Doch es gibt noch mehr in diesen Fotografien, eine Qualität, die so oft in „erotischen Fotografien“ und „erotischer Literatur“ fehlt, und das ist der schiere unverfälschte Sinn für Spaß, Freude und Spiel, diese Qualitäten, die dem eros viel seiner Definition geben. Eich und Karsten hatten beide offensichtlich Spaß bei der Entstehung dieser Fotografien, die in einem dreijährigen Projekt entstanden. Ihre Freude ist für jeden empfänglichen Betrachter offensichtlich.

„… die Wurzel der Wurzel, und die Knospe der Knospe und der Himmel des Himmels

eines Baumes namens Leben” wie E.E. Cummings es ausdrückte – das ist der finale Sinn von Thomas Karstens Kunst. Es ist das und Verehrung dieses heiligen, gesegneten Baums namens Leben, der Baum, von dem kein Obst je verboten ist.

1. White Line, photographs by Thomas Karsten (Vevais, Germany: Edition

Galerie Vevais, 2006, deluxe portfolio edition; Edition Galerie Vevais, 2008, regular edition).Einige Passagen aus White Line oder Variationen davon sind auch in diesen Essay eingeflossen.

2. John Berger, “Modigliani’s Alphabet of Love,” in John Berger Selected Essays, ed.
Geoff Dyer (New York: Pantheon Books, 2001), 391.

3. Kenneth Clark, The Nude: A Study in Ideal Form (New York: Pantheon Books, 1956), 17.

Zum Autor:

John Wood ist ein amerikanischer Dichter und Kunstkritiker. Er war Co-Kurator der Ausstellung

„Secrets of he Dark Chamber/Geheimnisse des dunklen Zimmers“ der Smithonian Institution/National Museum of American Art. Der Katalog dieser Ausstellung war eines der Bücher des Jahres der New York Times Book Review.

Er ist Ph.D. in Englischer Literatur und Leitender Professor im Fach „Liberal Arts“ an der McNeese Universität, an der er das MFA-Programm für „Creative Writing“ und die „Graduate Studies in English“ seit dreißig Jahren leitet. Zusätzlich hat er Lehrstühle in Englischer Literatur und Fotografiegeschichte. Oft hielt er Vorträge an der Harvard Universität und in vielen Museen,

unter anderem dem Museu Nacional d’Art de Cataluyna (Barcelona), wo sein Thema das weite Feld der spanischen Pictorialen Fotografie war. Herausgeber von „21st Editions”, ein Fine-Arts-Fotomagazin in den USA, und Mitherausgeber in der Edition Galerie Vevais in Deutschland. Sowohl seine Bücher mit Kritiken als auch seine Poesie-Bücher haben vielfach Preise gewonnen, wie den „Gold Deutscher Fotobuchpreis“ (2009). Er publizierte Bücher über Flor Garduño, Sally Mann, Eikoh Hosoe, Wouter Deruytter, Brigitte Carnochan, vier Bücher über Joel-Peter Witkin, darunter Witkin’s journals, die er herausgab, und über viele weitere Fotografen. Demnächst erscheint ein Buch, geschrieben gemeinsam mit dem Harvard Poeten und Kunstkritiker Steven Brown, über den spanischen Maler Dino Valls.




2011 · A Look At Myself

224 Seiten
220 Abbildungen
Format 24×32 cm,
170g schweres Kunstdruckpapier,
Farbe (alles 4 farbig CMYK) 
Hardcover + amerikanischer Umschlag
Fotobuch mit einem kurzen Einleitungstext
Texte: Deutsch, Englisch
Preis: 39,90 Euro
ISBN: 978-3887693657
Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, 2011

Hier direkt bestellen: info@thomaskarsten.com

A Look At Myself
By Thomas Karsten

This is Thomas Karsten at his most erotic – and his use of vibrant color in this work seems intentional so as to stimulate the viewer’s sexual receptors. Masturbation, lesbian sex, and gorgeous erotic nudes are all subjects featured here. And Karsten pulls it off with his usual mixture of fine art style combined with powerful erotic compositions.  

KARSTEN AT HIS BEST 
Von John Wood – Veröffentlicht auf Amazon.com

Thomas Karsten is an artist who boldly takes eroticism as his theme–healthy,
natural, human eroticism untrammeled by puritanical shame.
He, as E. E. Cummings did in his erotic poetry, communicates the dignity
of the erotic experience along with its sensuous thrill. Karsten has a genius for
capturing the eroticism of the woman. The popularity of his seventeen books
is a testament to that fact. And his newest book, A Look at Myself, may well
be his finest yet. Apart from White Line 1 it is certainly his most erotic book
thus far. Here the eroticism is broad-based. As a photographic historian who
has written on eroticism in photography, I was delighted to see in this book
something quite fresh and new: a blending of the erotic and the cute.
I am not using „cute“ in any kind of negative way–sometimes it is used that
way, but I am using it in its original positive sense of a kind of sweet charm.
Some of these models have the sweet naïve smiles of a model from the 1950’s
but with far more revealed than they would have back then. There is, of course,
a subjective element to eroticism because it has to do with what sexually excites
a particular viewer. A Look at Myself has something for most all tastes in female
eroticism. However, there is a difference in eroticism and pornography.
Erotic art, like any other visual art, is only good if it pulls us back again and again
to gaze, to wonder, and to consider. The mark of art is that it is forever fresh
and forever rewarding. Unlike pornography, which can lose its erotic charge
upon subsequent viewings and necessitate the need for fresh, new examples,
true erotic art, regardless of how often it is viewed, remains aesthetically
compelling and sexually stimulating. The captured erotic instant must be so
caught that the fire of passion burns through time and circumstance–just as
it does in the Barberini Faun or Rodin’s similar fauness, Iris, massagère des Dieux,
in Rembrandt’s etchings, in Courbet’s Origine du monde, the watercolors and
drawings of Schiele, in Modigliani, Pascin, Balthus, Belmer, and other masters
of the erotic. Thomas Karsten, like those artists, celebrates the sexual in
A Look at Myself as it should be celebrated, as healthy, unashamed
men and women have always celebrated it.
John Wood 



KARSTEN DOES IT AGAIN 
Von wiredweird – Veröffentlicht auf Amazon.com

Many photographers praise women’s bare beauty with their cameras.
None do it with the obvious affection that Karsten brings to his models
and to his art. This collection demonstrates that affection, and proves
just how inclusive it can be. It’s easy to make a firm, twenty-something
look good. Karsten does it again and again, taking positive joy in the
curves that aren’t as pronounced, or that go beyond, or that hang a bit
lower than some artificial ideal might dictate – he even celebrates
the lush curves of pregnancy.

Unlike some photographers, for whom the model is secondary to
the concept, Karsten centers every picture on the woman herself,
the way she wants to be seen. For many, that includes bold tattoos
or piercings. For others, that may mean overt expressions of sexuality
– with a same-sex partner or in solo play, sometimes with toys that might
not suit a delicate viewer. In Karsten’s hands, though, even a penetrating
toy comes across in a spirit of fun. Vulgarity simply never arises,
even at Karsten’s (and his models‘) boldest moments.

„A Look at Myself“ reaffirms Karsten’s dedication to color, but with more
subtlety than in his „Colors of Sex.“ And, in a turn I enjoy immensely,
he reaffirms his dedication to models of color. Dark-skinned beauty might
differ slightly in kind from European features and figures, but has all the
same depth and variety. Likewise, maturity takes its place next to the
sprightliness of young adults, another way in which Karsten’s range
exceeds that of other photographers. I find only one thing lacking in this
beautiful collection – the identities of the models themselves. For me,
a name and maybe a date helps to fix the subject as a real and unique person;
a photo without that attribution lacks in some slight way.
But only slight – this gorgeous book has a place in any library
of figure photography.
wiredweird 



KARSTEN AT HIS MOST EROTIC
Von Michelle7 – Veröffentlicht auf Amazon.com

This is Thomas Karsten at his most erotic – and his use of vibrant color
in this work seems intentional so as to stimulate the viewer’s sexual receptors.
Masturbation, lesbian sex, and gorgeous erotic nudes are all subjects featured
here. And Karsten pulls it off with his usual mixture of fine art style combined
with powerful erotic compositions. 



Die Frauen aus vielen Teilen der Welt, die Thomas Karsten in
seinen neuen Fotografien porträtiert, zeigen Lust: an sich, an
anderen. Und manchmal ist es auch der Blick der Kamera, der
ihre Lust antreibt. Die Bilder sind fröhlich, bunt und direkt.
„Ich habe dir etwas von mir gezeigt, von dem ich nie geglaubt
hätte, dass ich damit einmal so ungezwungen umgehen könnte.
Mit deiner Professionalität hast du mir eine warme Sicherheit
gegeben. Ich höre noch ,Smooth Operator’ und fühle mich
ungewöhnlich leicht … und du suchst mich und setzt das
perfekte Licht … und ich konzentriere mich auf mich selbst.
Das ist das Beste, was ich tun kann. Das ist, was deine Fotos
so schön macht!“, schrieb Anica an den Fotografen, nachdem
sie sich für dieses Buch hat fotografi eren lassen.
Der Blick auf sich durch das Auge der Kamera – zugleich wird
die Kamera empfunden als Blick eines Partners, einer Partnerin.
Es ist ein erotisches Wechselspiel, das sich in diesen
Bildern zeigt. Beim Blättern berührt mich, die Betrachterin,
die diesen Klappentext schreibt, die Lust immer wieder einmal
sehr direkt, in einem intellektuellen, aber genauso in einem
körperlichen Sinn. Die Bilder zaubern mir Erregung ins Hirn. Das
passiert mir nicht oft bei Bildern. Und das ist schön. Denn die
Lust dieser Frauen springt mich fröhlich an, offen und unverkrampft,
ungestellt. Sie schauen mich, sie schauen zugleich
sich an, ernst, lachend, frech oder schüchtern – und lustvoll
erregt durch den Kamerablick.


The women and some lesbian couples from many parts of the
world, portrayed by Thomas Karsten in his new photographs,
show desire for themselves, to others. And sometimes it is
also the view of the camera, which drives their desire. The
pictures are cheerful, colorful and direct.
„I have shown you something of myself, of which I never
thought I could deal with so freely. With your professionalism
you have given me a warm security. I can still hear ‚Smooth
Operator‘ and feel unusually light … and you are looking for
me and set that perfect lightness … and I concentrate on
myself. That’s the best I could do. That is what makes your
photos so beautiful!“ Anica wrote to the photographer after
having had herself to be photographed for this book.
The view of oneself through the eye of the camera – at at
the same time the camera is felt as the view of a partner.
There is an erotic interplay, shown in these pictures. Scrolling
through them, the desire touches me, the viewer, who
is writing this cover text, again and again, very directly, in
an intellectual, but equally so in a physical sense. The images
perform magic, with excitement into my brain. This
doesn’t happen often to me with pictures. And that’s really
nice. For the desire of these women jump at me happily,
open and relaxed, unrequested. They look at me, and look
to themselves at the same time, serious, smiling, cheeky or
shy – and lustfully excited by the camera view.


A look at myself? — Ein Gedankengang

Das Prinzip ist einfach: Ich der Fotograf habe Kamera, Equipment, Raum
und Erfahrung. Du das Model stehst vor der Kamera und zeigst Dich, wie
auch immer Du Dich zeigen willst. Zeig was und so viel Du willst. Zeig wie
und wer Du bist, oder wie und wer Du gerne wärst. Was ich sehe, liegt
allein an Dir und in Deiner Hand. Du entscheidest, Du füllst das Bild, Du
bist der Macher. Ich halte mich zurück.
Mit diesem Prinzip ist ein Freiraum gegeben, in dem vor der Kamera alles
entstehen kann, oder eben nur ein bisschen, oder eben je nachdem,
oder auch nichts. Meist jedoch, das zeigt ein Großteil der hier versammelten
Fotografien, passiert etwas: Sexy, aufreizend, ganz Verführung
in Körperhaltung und Blick präsentieren sich die Frauen vor Karstens
Kamera. Die Frauen, sie sind keine professionellen Models, keine Körperakrobaten,
keine Oberweitenwunder und auch keine Titelseitenschönheiten.
Ihre Körper sind nicht getrimmt. Ihre Körper sind, wie Körper
nun einmal sind. Es sind junge Frauen, wie wir sie jeden Tag auf der
Straße treffen können, beim Einkaufen, wo auch immer. Es zeichnet
diese Fotografien aus, dass Thomas Karsten die Frauen aus ihrem Alltagserleben
heraushebt und ihnen durch seine Kamera die Möglichkeit,
sich auszuprobieren, sich zu zeigen gibt.
Im Alltag ist die Möglichkeit des „Zeig dich, wie du dich zeigen willst“
selten gegeben. Wohl deshalb wird sie von den meisten Frauen genutzt,
sich in diesen Bildern einmal, und zwar so richtig, in Szene zu setzen.
Sie spielen mit Verkleidung, Schminke, Szenerie. Sie nutzen den Raum
ungeteilter Aufmerksamkeit, denen ihnen die Kamera schenkt, ihre
Kniffe und Tricks in Sachen Verführung vielleicht nicht an den Mann,
jedoch aber ins Bild zu bringen. Wenn ich sein kann, wie ich will, dann
will ich sexy sein. – So scheint die Logik zu gehen.
Wie sieht das aus? Was heißt Sexyness und wie bekommt man sie hin?
Antwort und Abhilfe liefert die Pose. Von jedermann bereits hundertfach
gesehen, sind dies die Klassiker: der Griff ins Haar, die Hand in
den Schritt, das Auge zum Schlitz geformt, von unten der Blick, leicht
schräg der Kopf, Lippen geschürzt und vor allem: Brust raus, Bauch
rein, Oberkörper ins Hohlkreuz geworfen. So geht Sexyness, ja genau! So
haben es die Medien über Jahre hinweg festgelegt. Gemeißelt sind diese
Bilder ins kollektive Gedächtnis; Frauen bedienen sich ihrer griffsicher.
Kurzum, in der Pose manifestiert sich der Wunsch nach Sexysein und
über die Pose wird er transportiert.
A look at myself und Pose – klingt das aber nicht nach Widerspruch?
Wenn der Rekurs auf die Pose das Naheliegende ist und die Devise lautet:
Zeig Du Dich mir wie Du Dich mir zeigen willst – man ahnt es schon:
wichtig ist das Du – ist es dann ums Du und damit um das je individuelle
Ich vor der Kamera aber nicht gleich auch schon wieder geschehen? Ist
da das Du nicht schon vom Anfang her verstellt?
Es kann eingewendet werden, dass es um das persönliche Du, um Individualität
und Ichsein vor der Kamera nicht gleich und zwangsläufig
gehen muss. Das je persönlich gemeinte Du, Charakterstudie, Individualität
sei kein Muss schlechthin. Vor der Kamera solle die Frau ruhig auch
als Objekt defilieren dürfen. Natürlich. Das steht auch außer Debatte.
Was aber geschieht, wenn, was die Kamera sucht, das Du ist? Wenn,
was sie bekommt, aber Pose ist?
Solcher Widerspruch bliebe aus, wenn man dem Seinwollen vor der Kamera
von vornherein den Riegel vorschöbe. Wenn Selbstinszenierung ignoriert
würde. Wenn klar wäre: Ich will nicht sehen, wie Du gerne wärst,
ich will nur sehen, wie Du bist. Nur mit solchen Regeln käme man der
Pose bei. Aber nicht nur das. Auch an der eingangs genannten Devise
verginge man sich dann. Wie es scheint, ein echtes Dilemma: Mit dem
Freiraum ist die Pose zur Stelle und das Selbst steht hinten an. Versagt
man sich aber der Pose und zeigt Interesse nur am Du, dann beschneidet
man den Freiraum arg. Dann opfert man, woran sich Karstens Fotografie
aufhängt und wovon sie zehrt.
Fragt sich, woran ein solches Patt liegt.
Vielleicht, weil es nackt vor der Kamera nicht einfach ist, man selbst
zu sein. Vielleicht, weil die Anleihe bei Pose, Rolle, Inszenierung in so
brisantem Falle ganz gelegen kommt. Vielleicht weil es, wenn’s drauf
ankommt, leichter ist zu spielen als zu sein. Vielleicht, weil die Pose
erlaubt, mit einem Schlag alles zu zeigen und gleichzeitig nichts. Vielleicht,
weil Inszenierung und Überschlag ins Extrem leichter, so viel
leichter sind, wenn man, nackt vor der Kamera, nicht nur ein Bild,
sondern auch eine Situation zu füllen hat. Wenn es nämlich heißt: Mach
was Du willst, ich guck zu und drück ab.
Aber ist es wirklich ein Patt? Schließen sich Pose und das hier so reklamierte
Du denn tatsächlich aus?
Es kommt darauf an. Jede Pose – und sei es die einfachste – verlangt,
damit sie richtig sitzt und zur genuinen Pose wird, Übung. Sie verlangt
Wiederholung, verlangt ein gewisses Training bis sie die Selbstverständlichkeit
erreicht, durch die sich jede Pose erst auszeichnet. Aufgrund
ihrer Nichtprofessionalität aber ermangeln Karstens Modelle genau dieser
Übung – und hier wird es interessant:
Denn sieht man genauer hin, dann erkennt man, dass der Griff ins Haar,
der Finger im Schritt oder der Überschlag ins Hohlkreuz von einer sehr
charmanten Verlegenheit, einer inneren und ehrlichen Verwunderung der
Frauen über sich selbst durchzogen ist. Bin das etwa ich, die das da tut?
Dieses Schüchterne, Unbeholfene und dadurch Aufrechte der Frauen vor
der Kamera lässt die Pose wieder und wieder brüchig werden. Es sprengt
ihr Starres, ihr Maskenhaftes auf und gibt den Raum frei für das, was
erst zu fehlen schien: Natürlichkeit und Du.

Karolin Sander

A look at myself? A line of thought. 

The principle is simple: I – the photographer – have a camera, equipment,
space and experience. You – the model – are standing in front
of the camera and show yourself, in whatever way you‘d like to show
yourself. Showing whatever and as much as you want. Showing how and
who you are, or how and who you‘d like to be. What I see depends on
you alone, and is entirely in your hand. You decide, you fill the screen,
you are the creator. I hold myself back.
With this principle, a free space is created, in which anything can arise
in front of the camera, or even just a little bit, or just depending on,
or even nothing. Most of the time, however, as shown by a majority of
the photographs assembled here, something happens: The women present
themselves sexy, provocative, wholly seductive in body posture
and looks, in front of Karsten‘s camera. The women are not professional
models, no body acrobats, no busty wonders and no front page beauties.
Their bodies are not trimmed. Their bodies are just how bodies are, after
all. These are young women, as we can meet every day on the street, in
shops, wherever. Thomas Karsten‘s photographs are distinctive in that
he lifts these women out of their everyday experience and gives them,
through his camera, an opportunity to try out and show themselves.
In everyday life, the possibility to „Show yourself, how you‘d like to
show yourself“ is rarely present. This is probably why it is used by most
women in these images to really put themselves once into the scene.
They play with trim, makeup, scenery. They use the space with the undivided
attention that the camera gives them, to bring their quirks and
tricks, when it comes to seduction, perhaps not to the man, but rather
into the picture. If I can be like I want to, I want to be sexy. – That
seems to be the logic.
How does that look? What is sexiness and how do you get it?
The pose provides the answer and remedy. Seen by everyone a hundred
times, these are the classics: hand in the hair, hand in the lap, eyes
formed to a slit, viewing from the bottom, head slightly tilted, lips
pursed, and above all: Breasts out, stomach in, chest thrown into a
hollow back. That‘s sexiness, yes, exactly! This way the media have set
it for years. These images are carved into the collective memory, women
use it with confidence.
In short, the posing expresses the desire to be sexy and this is transposed
through the pose.
A look at myself and posing – that sounds contradictory, doesn‘t it?
When the recourse of the pose the obvious is and the motto: Show me
how you want to show yourself to me – you guessed it: the important
thing is ‚you‘ – it is about the you and so the individual ‚I‘ in front of
the camera but isn‘t it at the same also gone again? But has the ‚you‘
not already changed from the very beginning?
One could argue that the personal you, the individuality and ‚being me‘
in front of the camera are not necessarily and inevitably the same. That
the personally meant you, character study, individuality is not absolutely
a must. In front of the camera, the woman should quietly be allowed to
parade as an object. Of course. That‘s also beyond debate.
But what happens when what the camera is looking for is you? But what
it gets is posing?
Such an argument would not exist, if from the outset, the wanting to
be in front of the camera is laid down as rule. If self-staging would be
ignored. If it would be clear: I don‘t want to see how you would like to
be. I only want to see how you are. Only with such rules would you get
to the posing. But not only that. Also the above-mentioned motto would
be passed by. It seems a real dilemma: The free space is the place to
pose and the self is at the backend. However, if one fails to pose and
shows only interest in the you, then the available space is cut back
badly. Then one sacrifices everything what Karsten‘s photography is all
about, and on which it feeds.
The question is, what is causing such a stalemate.
Perhaps because it‘s all but easy to be yourself, naked in front of the
camera. Perhaps because the bond in pose, role, staging comes in handy
in such explosive circumstances. Perhaps because, when you need it,
it’s easier to play than to be. Perhaps because posing allows to show
everything in one swoop and, at the same instance, nothing. Perhaps
because staging and transfer into the extreme lightness, are so much
easier when, naked in front of the camera, you not only have to fill just
an image, but also a situation. When it goes as: Do what you want, I‘ll
just watch and press the button.
But is it really a stalemate? Would posing and the claimed ‚you‘ really
exclude each other?
It depends. Every pose – even the most simple one – requires exercise,
so it fits properly and becomes a genuine pose. It requires repetition,
requires a certain amount of training until it reaches the self-evident,
which characterizes every pose. Because of their non-professionalism
Karsten’s models are exactly lacking this exercise – and here it gets
interesting:
For, if one focuses more closely, one realizes that the hand in the hair,
the fingers in the lap or the rollover into the hollow back resulting from
a very charming embarrassment, is penetrated by an inner and honest
wondering of women about themselves. Is it really me who is doing that?
This shyness, awkwardness, and thus honesty of women in front of the
camera makes, over and over again, the posing to become brittle. It
blasts their stiffness, mask-like behavior and provides free space free
for what seemed missing at first: Naturalness and You.

Karolin Sander

2009 · Heat

240 Seiten
300 Abbildungen
Format 18,5×24,5 cm,
170g schweres Kunstdruckpapier,
farbe + schwarz/weiss (CMYK + Lack)
Hardcover + amerikanischer Umschlag
Fotobuch mit einem Interview von Claudia Gehrke
Texte: Deutsch, Englisch und Spanisch
Preis: 39,90 Euro
ISBN: 978-3-88769-378-7
Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, 2009

Hier direkt bestellen: info@thomaskarsten.com

Heat 
By Thomas Karsten

Heat is the third book now from German photographer Thomas Karsten that documents his work with a single model. In this case her name is Bianca – a breathtakingly beautiful Spanish model whose Latin fire undoubtedly played a role in choosing the book’s title. Bianca is absolutely gorgeous and Karsten captures her beauty in a wide variety of color and black & white photographs. Ranging from soft, sensual portraits to more daring erotic nudes, we are given witness to every inch of her gleaming, olive-skinned frame. She and Karsten hold nothing back. In a few photos, Bianca shares the page with another girl or two, in what appears to be a genuine exploration of lesbian sexuality. But she makes it clear in the book’s interview (written in German, English, and Spanish) that she has a boyfriend in her private life. Such is the chemistry between her and Karsten that lead her to explore such fantasies. Karsten also comments that unlike in his previous two books created around a single woman (She and Days of Intimacy), he and Bianca are not romantically engaged. Perhaps this allowed for a different, more objective dynamic, for this is one of his most powerful bodies of work.

Heat features 300 photographs (about half are B&W and half color). Dimensions are 10″ x 7.5″ (25.5cm x 18.8cm). It is a daring, spectacular, intimate photo-study of a ravenously beautiful young woman. Don’t miss it!


Bianca (heute bekannt als Lorena Garcia) schrieb Thomas Karsten vor einem Jahr folgende E-Mail …

Hallo: 

Ich heiße Bianca. Ich bin 21 Jahre alt.
Zur Zeit wohne ich in Berlin (und studiere Deutsch). Im Juli gehe ich zurück nach Palma de Mallorca (Spanien), wo ich lebe. Ihre Arbeiten sind fantastisch und es würde mir viel Vergnügen bereiten, mit Ihnen zu arbeiten.
Es wäre für mich kein Problem zu reisen.
Ich hoffe, Sie antworten mir!
Gratulation zu Ihren fotografischen Arbeiten!

Bianca

Hieraus entstand in den nächsten Monaten eine intensive Zusammenarbeit. Herausgekommen sind wilde, fröhliche Fotos, draußen und drinnen, auf Mallorca, in Berlin und anderswo, auf der Straße, im Bett, allein und mit anderen Frauen.
Die Bilder vibrieren vor Vergnügen, erzeugen Hitze, keine „coole“ Schönheit begegnet uns in dem Buch, sondern heiße selbstverständliche Lust.

„Warum ich nackt vor einer Kamera sein wollte? Ich bin nicht sicher, ob ich es wirklich erklären kann. Ich hatte noch nie Probleme damit, nackt zu sein, auch nicht vor den Augen anderer. Ich bewundere menschliche Körper in all ihren Facetten. Und wenn ich gute Aktfotos von anderen Menschen und auch die von mir jetzt anschaue, sehe ich mehr als die Körper. Ich spüre Vertrauen, Spannung, Wonne, Lust und die Freiheit, zu sein wie man ist, ohne Scham, das mit der Welt zu teilen. Und Thomas ist einer der besten Fotografen, ich wollte unbedingt mit ihm arbeiten, habe ihn kontaktiert und wollte von ihm nackt fotografiert werden. Ich möchte auch noch von ihm fotografiert werden, wenn ich 50 bin. Es gibt ja unterschiedliche Vorstellungen von Schönheit. Jeder Körper erzählt seine Geschichte. Doch natürlich ist man umgeben von gängigen Schönheitsvorstellungen. Ich schaue auf andere Dinge als auf diese Schönheit, glaube ich.
Zum Beispiel auf die Bewegung … Die Form einer Bewegung.“

Interview mit Bianca ( bekannt als Lorena Garcia ):

von Claudia Gehrke

Was fühlst du, wenn du fotografiert wirst?

Hängt von unterschiedlichen Dingen ab, der Umgebung, meiner Laune, von Thomas Laune, haha … Ich frage mich aber nicht dauernd, wie ich fühle. Es ist mir lieber, gar nicht zu denken, also mich nicht zu fragen, was ich fühle, sondern mich einfach zu bewegen wie ich möchte. Dann fühle ich mich ruhig, ja glücklich.

Du bist in einem katholischen Land aufgewachsen. Hattest du je Probleme mit deiner offenen Einstellung zur Nacktheit?

Ich wuchs in einer spanisch-deutschen Familie auf. Klar habe ich manchmal Probleme damit zu erklären, warum ich Aktfotos von mir machen lasse. Thomas formulierte das so „es scheint, dass Nacktsein immer nur damit gleichgesetzt wird, sexuell provozieren zu wollen.”  Die Gesellschaft macht Nacktsein also nicht nur zu einem frechen Tabu, sondern zu etwas, was man kritisierten muss. Doch die spanische Mentalität hat sich in den letzten Jahren ziemlich gewandelt, man ist viel offener, auch wenn die katholische Kirche noch immer den Glauben der meisten Leute beherrscht. Ich selbst bin keine religiöse Person, doch interessiere ich mich für spirituelles Wachstum.

Hast du früher schon Aktfotos von dir machen lassen?

Nein, niemals.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Aktfotos machen zu lassen? Wie auf Thomas?

Warum ich nackt vor einer Kamera sein wollte? Ich bin nicht sicher, ob ich es wirklich erklären kann. Ich hatte noch nie Probleme damit, nackt zu sein, auch nicht vor den Augen anderer. Ich bin gerne nackt. Ich bewundere menschliche Körper in all ihren Facetten. Und wenn ich gute Aktfotos von anderen Menschen und auch die von mir jetzt anschaue, sehe ich mehr als die Körper. Ich spüre Vertrauen, Spannung, Wonne, Lust und die Freiheit, zu sein wie man ist, ohne Scham, das mit der Welt zu teilen.

Thomas ist einer der besten Fotografen, den ich kenne, ich wollte unbedingt  mit ihm arbeiten. Ich habe seine Bilder entdeckt und ihn angeschrieben. Er gibt einem alle Freiheit, man lernt, sich zu akzeptieren, wie man ist, wenn er fotografiert. Ich genoss es, vor seiner Kamera von Tag zu Tag spontaner werden zu können.

Wie war es, als du die ersten Bilder mit Thomas gemacht hast?

Es war einfach, wie ein Model zu posen. Weniger einfach war es, so zu sein wie Bianca, wie ich wirklich sein wollte in diesen Momenten.

So sagte mir Thomas am Anfang – ich hatte ja vorher nie Aktfotos machen lassen – „Ich suche nach mehr, Bianca, aber ich weiß nicht was es ist“

Ich erzählte ihm, dass ich unsicher sei, mich vor der Kamera frei zu bewegen. Doch auch diese Unsicherheit ist ein Ausdruck, der es wert ist, gezeigt zu werden. Es ist nicht so einfach, Gefühle auszudrücken, so, als wäre man allein. Denn wahr ist: Man ist nicht allein in dieser Situation. Doch im Lauf der Zeit ruhte ich immer mehr in mir selbst, ich konnte unsere gemeinsame Arbeit immer entspannter genießen. Ich kann mir gut vorstellen, auch noch von Thomas fotografiert werden, wenn ich 50 bin.

Wie es dann aberwirklich sein wird, wenn du älter bist, das weißt du jetzt natürlich noch nicht?

Klar, das ist meine jetzige Einstellung. Es geht nicht um körperliche Schönheit, sondern um eine Haltung, eine Einstellung.

Bist du verliebt?

Vollkommen.

Wie alt bist du jetzt?

Seit einer Woche bin ich 22.

Wie lang geht die Liebesgeschichte schon?

Ein halbes Jahr. Ich wusste, dass er hier war, dass die Liebe hier auf mich wartet. Und ich wollte diese Sprache gerne besser lernen.

Er hat keine Probleme damit, dass du von Thomas Fotos machen lässt?

Er hatte schon Probleme mit der Situation und ab und an kommt das hoch. Wir versuchen, an unseren Bedenken und Unsicherheiten zu arbeiten. Er ist geduldig und respektiert mich. Wir schauen die Bilder zusammen an, sprechen darüber, welche er mag, welche ich mag. Am ersten Tag mochte er nur ein paar Bilder, am zweiten Tag ein paar mehr und so weiter.

Magst du andere Bilder als er?

Ja.

Ich finde es spannend, weitere Menschen zu fragen. Eine dritte Meinung. Er mag ganz andere Bilder als ich. Das finde ich gut. Ich sage oft mal – auch bei Thomas – „nein, nein, nein“, und er wartet ab. Sagt vielleicht, „Bianca, warum, guck doch mal.“

Das Problem kennst du vielleicht auch, ein Problem, was Frauen kennen, die auf der Schwelle zum Altwerden stehen. Dieses

“ mittlere Alter“ ist schon eine Zeit mit ein bisschen Wehmut. Oft sieht man den eigenen Körper nicht für sich, sondern im Vergleich zu einem jungen Idealbild. Die richtig Alten sind davon dann wieder freier, so wie vielleicht auch du ziemlich frei bist von den Außen-Bildern der Schönheit.

Was ist also der Grund, wenn dir ein Bild von dir nicht gefällt?

Manchmal sind es Kleinigkeiten.

Es gibt ja unterschiedliche Vorstellungen von Schönheit. Jeder Körper erzählt seine Geschichte. Doch natürlich ist man umgeben von gängigen Schönheitsvorstellungen.

Ich schaue auf andere Dinge als auf diese Schönheit, glaube ich. Zum Beispiel auf die Bewegung … Die Form einer Bewegung.        

Das, was mir da nicht gefällt oder auch das, was mir besonders gefällt, bezieht sich auf die Fotografie, also nicht darauf, wie ich bin.

Wie fühlst du dich sonst, wenn du deinen Körper anschaust, gefällt dir manchmal was nicht?

Ja klar, ich habe auch mal Komplexe. Wenn man will, kann man immer etwas finden, wenn man sich mit anderen Menschen vergleicht. Aber diese Komplexe haben mit dem Denken zu tun und mit gesellschaftlichen Vorurteilen. Wenn ich das ausblende, mag ich mich und bin auch stolz auf mich. Und ich bin gesund, was ist wichtiger als das?

Wie schaust du deine Bilder an, wie eine Fremde, oder schaust du ganz neutral, empfindest du sie als aufregend oder auch erregend, sind sie autoerotisch?

Für mich ist es neutral. Ich habe versucht, in mein Inneres zu schauen und zu sehen, wie ist es. Es ist nicht in diesem direkten Sinne erregend. Es sind keine im direkten Sinn erotische Gefühle.

Aber wenn ich an den Moment denke, den ich heute, eben mit Tanja erlebt habe …

Heute gab es extreme Momente, es war ganz intensiv, schön. Ich habe die Bilder von eben natürlich noch nicht gesehen. Aber vielleicht empfinde ich diese Bilder, zusammen mit dieser Erinnerung, als erregend. Ja.

Tanja hatte zunächst Angst, weil sie ja älter ist. Aber auch sie war sehr erregt. Es war eine schöne selten intime Stimmung, also nicht harter Sex oder so … 

Und wie geht es dir, Thomas, wenn es zu solchen intimen Momenten kommt, was ja sicher nicht so oft passiert?

Nein, wirklich nicht allzu oft. Ich bin konzentriert auf die Bilder, traute mich auch kaum reinzusprechen. Es gab eine Lichtfrage in diesem Raum. Wir haben mit Tageslicht fotografiert, und wenn sie zu weit vom Licht weg waren, habe ich das ein paar wenige Male gesagt. Und dann waren wir eigentlich fertig, aber plötzlich hatten sie beide Lust, doch noch mal in den anderen Raum zu gehen. Und dort wurde es so besonders schön, so intensiv zwischen ihnen. 

Biancas Buch ist anders als meine beiden anderen Bücher über eine Frau. Bianca und ich haben keine Beziehung. Mit den beiden anderen aus „She“ und „Days of intimacy“ hatte ich eine Beziehung, die eine lang, die andere kurz. Doch Bianca kam einfach, um von mir Bilder machen zu lassen. Voller Freude.

Heute waren wir, also Tanja und ich, sofort locker. Das hätte ich mir niemals vorher so vorstellen, können, in einem ersten Shooting so locker zu sein, mich so gut zu fühlen. So natürlich aus mir herauszugehen. Ich war nicht aufgeregt, ich war ganz mit ihr, wie soll ich es ausdrücken? Wie sie schaut, wie sie ist, das alles hat mich sofort gelöst. Ich habe meine Unsicherheiten vergessen.

Auch gestern mit Jana war es gut. Aber wir waren beide scheu. Wir sind bis zu einem bestimmten Punkt gegangen, aber es gab eine Grenze in der Nähe. Diese Grenze gab es heute nicht. Dass es so schön sein kann, hätte ich mir wirklich nicht vorgestellt, ich bin noch ganz drin.

Das spüre ich auch. Diese Hitze auf euch, eine schöne gelöste Hitze, der Raum vibriert richtig vor Intensität …

Eine andere Frage. Was ist erotisch für dich?

Für mich ist Sinnlichkeit erotisch, Liebe und Gefühle sind erotisch, es ist erotisch, im Innern der anderen Person zu sein. Nicht nur innerhalb der Kleidung, sondern innerhalb der intimeren Gefühle und Empfindungen.

Wenn ich erotisch fantasiere, stelle ich mir unterschiedliche Situationen, Posen, auch unterschiedliche Kleidung vor, das regt auf, ja, aber ich möchte die Menschen, von denen ich träume, wertschätzen, mich ihnen annähern, sie nicht wie ein Stück Fleisch betrachten. Ich möchte sie ganz, nicht nur ein bisschen.

Ich mag es, etwas Angenehmes zu hören.

Wie man riecht, wie man spricht, Bewegungen, das alles ist wichtig für mich, Töne. Ineinandergehen. Das erregt mich. Details, Momente. Da werde ich heiß, wenn ich Worte und diese Stimme höre, zum Bespiel beim Sex.

Kannst du dich erinnern an erste erotische Empfindungen? Ich meine jetzt nicht das erste Mal Sex, sondern erotische Gefühle?

Als ich angefangen habe, mich anzufassen, ging es nur um das körperliche Gefühl, ganz pur, ganz „natural“, um die „pleasure“. Fantasien spielten dabei noch keine Rolle. Ich habe mich gut gefühlt, die Fantasien sind erst später gekommen.

Ich träume oft von Frauen. Und heute habe ich einen Traum erlebt.

Wir haben eben ganz tolle Bilder gemacht, glaube ich. Wir haben schon viele schöne Bilder gemacht. Und es gibt immer wieder viele neue Möglichkeiten. Manchmal möchte ich verrückte Sachen machen, sehen, wie das aussieht, lachen. Mit Jana gestern war es auch sehr schön. Doch heute war etwas Besonderes. Heute war ein Höhepunkt!

Ich kenne auch noch eine dritte Frau, die gerne mit dir fotografieren möchte.

Für mich wäre das zuviel. Es war so schön. Ich freue mich auf das Buch. Ich bin gespannt auf das, was entsteht.

Bianca wrote Thomas Karsten the following e-mail a year ago …

Hello:

My name is Bianca. I’m 21 years old.

At the moment I am living in Berlin (studying german). In July I go again to Palma de Mallorca (Spain) were I live. Your work is fantastic and it will be a pleasure to work with you. 

I am available to travel. I hope to receive news about you.

Congratulations for your photographic works!

Bianca

From this developed an intensive team-work in the next months.

Wild, cheerful pictures developed, outside and inside, on Majorca, in Berlin and elsewhere, on the street, in bed, alone and with other women.

The pictures vibrate of pleasure, produce heat, we don’t come across “cool” beauty in this book, but hot natural desire.

Why I wanted to be naked in front of a camera? I am not sure if I can actually
explain it. I have never had the problem of being naked, also not in front of

others. I like being naked. I admire human bodies in all their facets. And when I look at good nude photos of other people and also those of myself I see more than the bodies. I feel confidence, tension, delight, desire and freedom, to be

the way you are, without having shame to share this with the world.

Thomas is one of the best photographers. I absolutely wanted to work with him, contacted him, I wanted nude photos taken of me.  I  still want being photographed by Thomas when I’m 50. There are different perceptions of beauty. Each body tells its story. However we are surrounded by current perceptions of beauty. I think I focus on other things than this beauty. For example, on motion …

The form of motion.

Hace un año Bianca envió el siguiente email a Thomas Karsten

Hola: 

Me llamo Bianca. Tengo 21 años de edad.

Actualmente vivo en Berlín (y estudio alemán).

En julio regresaré a Palma de Mallorca (España) donde vivo normalmente. Sus trabajos son fantásticos y me alegraría mucho poder trabajar con Usted. Para mi no es problema viajar. Espero que me responda. 

¡Felicitaciones por su trabajo fotográfico!

Bianca

A partir de esto surgió en los siguientes meses una cooperación intensiva.

El resultado son fotos alegres y espontáneas, tanto exteriores como interiores, en Mallorca, Berlín y en otras ciudades, en la calle, en la cama, sola o con otras mujeres.

Las fotos vibran de diversión, generan calor. En el libro no nos topamos con una beldad calculante sino con el pacer caliente y evidente.

¿Por qué quería estar desnuda ante una cámara? No estoy segura si lo puedo explicar correctamente. Jamás tuve problemas con la desnudez, tampoco ante los ojos de otros. Me gusta estar desnuda. Admiro los cuerpos humanos en todas sus facetas. Además, cuando veo buenas fotos al desnudo de otras personas, así como también las mías propias, veo más que solo cuerpos. Siento la confianza, la tensión, el deleite, el deseo, y la libertad de ser tal como una es, sin vergüenza de compartirlo con todo el mundo.

Thomas es uno de los mejores fotógrafos. Quería trabajar con él a toda costa. Le escribí.

Aun a la edad de 50 podría dejarme fotografiar por Thomas.

Hay diferentes opiniones de lo que es belleza. Cada cuerpo cuenta su historia. Naturalmente una está rodeada de las típicas nociones de belleza.

Creo que yo observo otras cosas y no tanto esta belleza. Así, por ejemplo, el movimiento, la forma del movimiento. 

How do you feel when you are being
photographed?

Depends on different things, the surroundings, my mood, Thomas’ mood, haha … Though I don’t constantly ask myself how I feel. I prefer not to think, not to ask myself what I think, but to be in motion the way I want. Then I feel calm, I feel happy.

You grew up in a Catholic country. Have you ever had problems with your open attitude to nudeness?

I grew up in a Spanish-German family. Of course I sometimes have problems explaining why I have nude photos taken of me. Thomas expressed it like this “it seems that being naked is always equalized with wanting to sexually provoke.” The society makes being naked not only into an impudent taboo, but to something that has to be criticized. However, the Spanish mentality has changed quite a bit in the last few years, they are much more unreserved even though the Catholic Church still controls the beliefs of most of the people. I am not a religious person, however I am interested in spiritual development.

Have you ever had nude photos taken of you before?

No, never.

How did you get the idea of having nude photos taken of yourself? How did you get to know Thomas?

Why I wanted to be naked in front of a camera?

I am not sure if I can actually explain it. I have

never had the problem of being naked, also not

in front of others. I like being naked. I admire

human bodies in all their facets. And when I look at good nude photos of other people and also those of myself I see more than the bodies. I feel confidence, tension, delight, desire and freedom, to be the way you are, without having shame to share this with the world.

Thomas is one of the best photographers I know. I absolutely wanted to work with him.

I discovered his pictures and contacted him. He gives you so much freedom. You learn to accept yourself the way you are when he takes pictures of you. I enjoyed being able to be more and more spontaneous from day to day in front of his camera.

How was it when you made the first pictures with Thomas?

It was easy to pose like a model. It was less easy to be like Bianca, how I really wanted to be in those moments.

Therefore Thomas said to me at the beginning –

I have never before had nude photos taken of me – “I’m looking for more, Bianca, but I don’t know what it is.”

I told him that I’m insecure moving freely in front

of the camera. However this insecurity is an expression that is worth being shown. It’s not easy to express emotions as if you were alone. Because the truth is: You are not alone in this situation. However after a while I became more confident. I was able to enjoy our work more and more and became more relaxed. I can imagine very well still being photographed by Thomas when I’m 50.

But of course you don’t know yet how it really will be when you’re older?

Of course, that is my current attitude. It’s not all about physical beauty, but about a mindset, an attitude.

Are you in love?

Totally.

How old are you now?

I’ve been 22 for a week now.

How long has the love story been going on now?

Half a year. I knew he was here, that love is waiting for me here. And I wanted to learn this language a bit more.

He doesn’t have a problem with you letting

Thomas take pictures of you?

He does have problems with the situation and sometimes this comes up. We are trying to work on our concerns and our insecurity. He is patient and respects me. We look at the pictures together, talk about them, which ones he likes, which ones

I like. On the first day he just liked a few pictures, on the second day a few more and so on.

Do you like other pictures than he does?

Yes.

I think it’s exciting to ask other people. A third opinion. He likes completely different pictures than I do. I think that’s good. I often say – also to Thomas – “no, no, no”, and he just waits and sees. Perhaps says, “Bianca, why, just look.”

Perhaps you know of the problem, too, a problem women get when they are on the brink of becoming old. This “middle age” is a time period with a bit of melancholy. Often you don’t see your own body as it is, but compared to a young ideal. The really old are freer of that the way perhaps you too are relatively free of the pictures of beauty.

So why do you sometimes not like a particular picture of you?

Sometimes it’s just small things.

There are different perceptions of beauty. Each body tells its story. However we are surrounded by current perceptions of beauty. I think I focus

on other things than this beauty. For example, on motion … The form of motion.

What I don’t like about it or what I especially like, alludes to the photograph, thus not to the way I am.

How do you feel otherwise when you look at your body, do you sometimes not like something about it?

Yes of course, I also sometimes have complexes. If you want to you can always find something if you compare yourself to other people. But these complexes have to do with your thinking and with social prejudices. If I suppress that I like myself and I am also proud of myself. And I am healthy, what’s more important that that?

How do you look at your pictures, like a stranger, or do you look at them in a neutral way, do you think they are exciting, or also thrilling, are they auto-erotic?

It’s neutral for me. I tried to look inside of me and to see, how is it. It is not in a direct sense thrilling. These are not in a direct sense erotic feelings. But if I think of the moment I experienced today with Tanja … There were extreme moments today, it was totally intensive, beautiful. Of course I haven’t seen the pictures yet that had just been taken. But perhaps I will think these pictures, in connection with this memory, are thrilling. Yes.

At first Tanja was a bit scared because she is 

older. But she was also very aroused. It was a nice 

and rarely intimate atmosphere, not hard sex or something like that …

And how do you feel, Thomas, when it comes to such intimate moments, which surely doesn’t happen often?

No, really not that often. I am concentrated on the pictures, and hardly dared to interfere. There was a question of lighting in the room. We took pictures by natural light, and if they were too far away from the light I said so a couple of times. And then we were actually done, but suddenly they both felt like going to the other room to continue. And there it was especially nice between them, so intensive between them. 

Bianca’s book is different from my other two 

books about a woman. Bianca and I are not in a relationship. I was in a relationship with the other two from “She” and “Days of intimacy”, one of them was long, the other one short. However, Bianca just came to me to have pictures taken of her. Full of joy. 

Today Tanja and I were relaxed right away. I would have never before been able to imagine that I can be this relaxed in a first shooting, to feel so good. To be able to act so naturally. I wasn’t excited, I was completely with her. How should I express this? The way she looks, the way she is, all this

immediately made me relax. I forgot my insecurity.

Yesterday with Jana it was good, too. But we were both shy. We went to a certain point, but there was a limit and we were close to it. This limit did not exist today. I really wouldn’t have thought that it can feel so good, I’m still totally with it.

I feel that, too. This heat on you, a nice, relaxed heat, the room is incredibly intense …

A different question. What is erotic for you?

Sensuality is erotic for me, love and emotions are erotic, it is erotic to be inside the other person. Not only inside the clothes, but inside the more intimate emotions and sentiments.

When I have erotic visions, I imagine different

situations, poses, also different clothing, that is exciting, yes, but I want to appreciate the people I dream of, come closer to them, not regard them as a piece of meat. I want them whole, not just a bit.

I like to hear something pleasant. How one smells, how one talks, motions, all that is important to me, sounds. To move into each other. That arouses me. Details, moments. I get hot when I hear words and this voice, for example while having sex.

Can you remember your first erotic sentiments? I don’t mean the first time you had sex, but erotic emotions?

When I started touching myself, this was only for a physical felling, totally pure, totally natural, for pleasure. Then fantasies didn’t play a role yet. I felt good, the fantasies came later.

I often dream of women. And today I experienced a dream.

I think we just made great pictures. We already made many beautiful pictures. And there are many new possibilities again and again. Sometimes I want to do crazy things, see what it looks like, laugh. Yesterday it was really nice with Jana, too. But today was something special. Today was a highlight!

I know a third woman who would like to have pictures taken with you, too.

That would be too much for me. It was such a good experience. I’m looking forward to seeing the book. I’m curious about what will develop.

¿Qué sientes cuanto te fotografían?

Eso depende de diversas cosas como el

ambiente, mi antojo, anteojo, jeje… Eso sí, siempre me pregunto lo que siento. Prefiero no pensar, es decir, no preguntarme lo que siento sino tan sólo moverme tal como se me antoje. En ese momento me siento relajada y contenta.

Creciste en un país católico. ¿Has tenido alguna vez problemas por tu apertura hacia el desnudo?

Crecí en una familia española-alemana. Claro que a veces tengo problemas para explicar por qué hago fotos al desnudo. Thomas lo formuló de la siguiente manera: “parece que la desnudez sólo es interpretada como un intento de provocación sexual.” La sociedad convierte a la desnudez no sólo en un atrevido tabú sino en algo que debe

ser criticado. Pero la mentalidad española ha

cambiado mucho en los últimos años. La gente

es más abierta a pesar de que la fé católica todavía predomina en la mayoría de la gente. Yo no soy una persona religiosa pero me interesa el crecimiento espiritual.

¿Ya has hecho fotos al desnudo antes?

No, hasta ahora no.

¿Cómo se te ocurrió hacer fotos al desnudo? ¿Cómo conociste a Thomas?

¿Por qué quería estar desnuda ante una

cámara? No estoy segura si lo puedo explicar correctamente. Jamás tuve problemas con la desnudez, tampoco ante los ojos de otros. Me gusta estar desnuda. Admiro los cuerpos humanos en todas sus facetas. Además, cuando veo buenas fotos al desnudo de otras personas, así como también las mías propias, veo más que solo cuerpos. Siento la confianza, la tensión, el deleite, el deseo, y la libertad de ser tal como una es, sin vergüenza de compartirlo con todo el mundo.

Thomas es uno de los mejores fotógrafos que conozco. Quería trabajar con él a toda costa. Encontré sus cuadros y le escribí. Te da todas las libertades. Cuando él realiza las tomas puedes aprender a aceptarte, tal como eres. Me gustó mucho poder ser cada día más espontánea

delante de su cámara. 

¿Cómo fue cuando hiciste las primeras tomas con Thomas?

Fue sencillo posar como modelo. Más difícil fue ser como Bianca, tal como ella verdaderamente quería ser en esos momentos.

Debido a que hasta ese momento no había hecho fotos al desnudo Thomas me decía al principio “busco más, Bianca, pero no sé lo que es.”

Le conté que me sentía insegura de moverme libremente ante la cámara. Pero también esta inseguridad es una expresión que vale la pena presentar. No es tan fácil expresar sentimientos de la misma manera como si una estuviera sola. La cuestión es que una no está sola en esa situación. Pero a lo largo de las sesiones descansaba cada vez más en mi misma y cada vez podía disfrutar más de nuestro trabajo conjunto. Aun a la edad de 50 podría dejarme fotografiar por Thomas.

¿Pero todavía no sabes como será cuando seas mayor, no?

Claro, esto es mi posición actual. No se trata de la belleza corporal sino de una posición, una actitud.

¿Estás enamorada?

Totalmente.

¿Cuántos años tienes ahora?

Desde hace una semana tengo 22 años.

¿Cuánto tiempo ya llevas con este amor?

Medio año. Sabía que estaba aquí, que el amor me esperaba aquí. Y yo quería aprender más de este idioma.

¿No tiene problemas con el hecho que Thomas te fotografíe desnuda?

Confieso que tiene problemas con la situación y de vez en cuando toca el tema. Tratamos de trabajar en nuestros reparos e inseguridades.

Él es paciente y me respeta. Miramos los cuadros juntos, conversamos acerca de cuáles le gustan a él y cuáles me gustan a mí. El primer día sólo le gustaron unos pocos cuadros. El segundo día fueron más y así siguió la cosa.

¿Te gustan otros cuadros que a él?

Sí.

Me parece interesante preguntar a otras personas y recibir una tercera opinión. A él le gustan otros cuadros que a mí y eso me parece muy buen. A menudo digo “no, no, no”, también a Thomas. Él espera. A veces dice „Bianca, ¿por qué no? Mira, quizás se vea bien.”

Quizás conozcas también un problema que conocen mujeres que están ante el umbral del envejecimiento. Esta “edad intermedia” es un tiempo con bastante melancolía. A menudo no se ve al cuerpo como tal sino que se lo compara con una imagen ideal de la juventud. Las que ya han alcanzado una cierta edad vuelven a estar libres de esto, y tú también estás bastante liberada de las imágenes externas de la belleza.

Por lo tanto, ¿a qué se debe a que no te guste un cuadro tuyo?

A veces son pequeñeces.

Hay diferentes opiniones de lo que es belleza. Cada cuerpo cuenta su historia. Naturalmente una está rodeada de las típicas nociones de belleza.

Creo que yo observo otras cosas y no tanto esta belleza. Así, por ejemplo, el movimiento, la forma del movimiento.  Lo que no me gusta en ello o también lo que me gusta mucho se refiere a la fotografía y no en lo que soy.

¿Cómo te sientes cuando miras tu cuerpo? ¿Hay veces en las que algo no te guste?

Claro, Yo también tengo mi complejos. Si una quiere siempre puede encontrar algo, sobre todo cuando una se compara con otras personas. Pero estos complejos tienen que ver con la mentalidad y con los prejuicios sociales. Si los dejo a un lado me gusto y me siento orgullosa de mí. Además mi salud está perfecta. ¿Qué es más importante que eso?

¿Cómo miras tus fotos? ¿como una extraña o las miras totalmente neutral? ¿Las consideras emocionantes o aun excitantes? ¿Son

autoeróticas?

Para mí eso es neutral. He tratado de mirar en mi interior y ver como es. En este sentido directo no es excitante. Pero si pienso en el momento que pasé hoy con Tania… Hoy hubo momentos extremos, muy intensivos y hermosos. Todavía no he visto las fotos que hicimos esta mañana. Pero quizás considero que, en combinación con el recuerdo, estos cuadros pueden ser excitantes.

Al principio Tanja tenía miedo porque es mayor. Pero ella también estaba excitada. Era un 

ambiente muy bonito y bastante íntimo, nada de sexo fuerte o algo parecido.

 ¿Y cómo te sientes tú, Thomas, cuando surgen estos momentos íntimos que seguramente no sucede tan a menudo?

No, verdaderamente no sucede a menudo. Estoy concentrado en los cuadros, casi no me atrevía a dar alguna indicación. Era una cuestión de 

iluminación en este cuarto. Habíamos fotografiado con luz del día y cada vez que se alejaban 

demasiado de la luz se los dije. No obstante, eso no fue tan a menudo. En sí habíamos terminado pero de pronto ambas sintieron el deseo de ir al otro cuarto. Allí fue muy hermoso, tan intensivo entre las dos. 

El libro de Bianca es diferente a mis otros dos 

libros acerca de una mujer. Bianca y yo no 

tenemos una relación. Con las otras dos de “She” y “Days of intimacy” tuve una relación, la una más larga y la otra mas corta. Pero Bianca simplemente vino para dejarse fotografiar por mí. Llena de alegría.

Hoy Tanja y yo inmediatamente estuvimos

totalmente relajadas. Nunca me hubiera imaginado estar tan relajada durante el primer shooting ni sentirme tan bien. Podía salir completamente de mí misma. No estuve nerviosa, me sentí una sola persona con ella. ¿Cómo puedo expresarlo? Su manera de mirar, su manera de ser, todo esto me relajó inmediatamente. Me olvidé completamente de mis inseguridades.

Ayer, con Jana, también fue bueno. Pero ambas estabamos recatadas. Habíamos llegado hasta un cierto punto pero había un límite para la cercanía. Hoy no hubo este límite. Nunca hubiera pensado que sería tan hermoso. Todavía estoy en ello.

Yo también lo siento. Este calor sobre ustedes, un calor libre. El cuarto verdaderamente está vibrando de intensidad…

Otra pregunta. ¿Qué consideras erótico?

Para mí la sensualidad es erótica, amor y

emociones son eróticas. Es erótico sentirse dentro de otra persona. No sólo dentro de los vestidos del otro sino verdaderamente dentro de los

sentimientos y emociones más íntimas.

Cuando tengo fantasías eróticas me imagino estar en diferentes situaciones, poses y aun vestir diferente ropa. Eso me excita, sí. Pero no quiero ver a las personas con las que estoy soñando, mirando a los que me acerco como si fueran un pedazo de carne. Los quiero completamente, no sólo parcialmente.

Me gusta escuchar algo agradable. Para mí

todo es importante: el olor, la expresividad, los movimientos, los tonos. Quiero meterme en

la persona. Eso es lo que me excita. Detalles, momentos. Es allí cuando me caliento. Cuando escucho palabras y esa voz, por ejemplo durante el sexo.

¿Puedes acordarte de tus primeras emociones eróticas? No me refiero a la primera vez sino a sentimientos eróticos.

Cuando empecé a acariciarme quería alcanzar primero el sentimiento corporal, puro, totalmente natural, sólo por el placer. Las fantasías no

jugaban ningún papel. Me sentía bien. Las

fantasías recién aparecieron después.

A menudo sueño con mujeres. Y hoy he podido vivir un sueño.

Creo que acabamos de hacer fotos muy

hermosos. Ya hemos hecho muchas fotos

hermosas. Y siempre hay nuevas posibilidades. A veces quiero hacer cosas locas, ver cuál es el resultado, reír. Con Jana ayer también fue muy hermoso. Pero hoy esto fue algo especial. Hoy fue un clímax.

Conozco además una tercera mujer a la que le gustaría tener una sesión contigo.  

Para mí eso sería demasiado. Fue tan hermoso. Espero el libro con ilusión. Me interesa mucho lo que está formándose.

2008 · White Line No.1

80 Seiten
78 Fotos + Graphiken
Großformat 30×34 cm + 5 Folder (90cm),
schweres Bilderdruckpapier,
schwarz/weiss  (Triplex + Sonderfarbe + Lack)
Hardcover, weißer Leineneinband
Fotobuch mit Graphiken von Wolfgang Schultheiß
und einem Vorwort von Prof. John Wood
Signiert und nummeriert von Thomas
Texte: Deutsch und Englisch
Preis: 169,00 Euro
ISBN: 978-3-936165-39-5
Edition GALERIE VEVAIS, 2008


direkt hier bestellen: info@thomaskarsten.com

VORWORT:

von John Wood

Thomas Karsten und die Gabe der Freude 

In einem der schönsten, leidenschaftlichsten und erotischsten Gedichte des letzten
Jahrhunderts schrieb der Dichter E. E. Cummings: 

i like my body when it is with your

body. It is so quite a new thing.

Muscles better and nerves more.

Diese Zeilen passen ausgezeichnet zum vorliegenden Band von Thomas Karsten mit den Fotos von Alexander und Babett, denn hier wie da geht es um Freude und Leidenschaft bei der Erotik.

Karsten ist ein großer Künstler, und die Erotik – die von keinem puritanischen Schamgefühl verfälschte, gesunde und natürliche Erotik – erklärt er beherzt zu seinem Hauptthema.

Genau wie auch Cummings verknüpft er die Würde einer erotischen Erfahrung mit deren sinnlichem Moment – hierzu betrachte man das Foto rechts, die quasi perfekte Aufnahme eines perfekten Augenblicks. Dies ist ein Bild, das das Zeug zumKlassiker hat, und zwar aufgrund der Zartheit, die es ausstrahlt (man beachte die Art und Weise, in der Babett ihren Arm um Alex legt) sowie dem überraschend neuartigen Arrangement, in dem das Bild komponiert ist. Das Foto kann als eine Illustration zu obenzitierten Versen interpretiert werden, die im Original zwar von einem männlichen Ich gesprochen, hier jedoch laut und deutlich von beiden Liebenden rezitiert werden. Cummings‘ Gedicht geht folgendermaßen weiter:

i like your body. i like what it does,

i like its hows. i like to feel the spine

of your body and its bones, and the tremblingfirm-

smoothness and which i will

again and again and again

kiss, i like kissing this and that of you,

i like, slowly stroking the, shocking fuzz

of your electric fur, and what-is-it comes

over parting flesh … And eyes big Love-crumbs,

and possibly i like the thrill

of under me you quite so new

Alexander und Babett sind, genau wie Cummings und seine Frau Marion Morehouse, das berühmte Vogue-Mannequin, dem er auch seine Gedichte gewidmet hat, ein echtes Paar und nicht zwei für ein Fotoshooting gebuchte Modelle. An der genußvollen Art, wie sich die beiden vor der Kamera lieben, ist dies deutlich zu erkennen, als Beweis genügt bereits ein Foto: siehe oben. Und wieder wird das Bild untertitelt von E. E. Cummings’ Guter-Laune-Erotik: 

may i feel said he

(i‘ll squeal said she

just once said he)

it‘s fun said she

(may i touch said he

how much said she

a lot said he)

why not said she

(cccome? said he

ummm said she)

you‘re divine! said he

(you are Mine said she)

Das sind Liebende, die sich lachend und zufrieden einem reinen und göttlichen Hedonismus hingeben, welcher allein von den sexuellen Zwillingen Liebe und Begehren geschaffen wurde. So stellt man sich das wahre Eden vor: ohne jede Scham, nur erfüllt von Freude. Und kein anderer Fotograf kann diese paradiesischen Augenblicke besser einfangen als Thomas Karsten.

Diese seine Auffassung eines fröhlichen Garten Eden tritt auch in seinem verführerischen und wunderschönen Buch Days of Intimacy zutage, einer Sammlung der besten fotografischen Darstellungen von Weiblichkeit, die es gibt. Genau wie White Line ist auch Days of Intimacy ein äußerst erregendes Buch – ein Attribut, das eigentlich allen erotischen Bildbänden anhaften müßte, das aber genau betrachtet nur wenige aufweisen. Wenn man sich Thomas Karstens Bildbände ansieht, könnte man meinen, er habe es sich zum Ziel gesetzt, die Welt der Fotografie von steriler, unerregender Pseudo-Erotik zu reinigen. Und er befreit das Genre der erotischen Fotografie tatsächlich von seinen beiden Hauptmängeln: einerseits dem der kühlen Nacktheit, die »künstlerisch« wirken soll, aber in ihren asexuellen Posen nicht den geringsten Funken überspringen läßt, und andererseits dem der fetischistischen Darstellung von Erniedrigung und Beherrschung. Gemeinsam haben diese beiden Extreme eins: sie sind langweilig. Fotos, auf denen sich Nackte prügeln oder aufeinander urinieren, haben eine genauso limitierte Zielgruppe wie solche, die einem ungelenken Oben-ohne-Klischee frönen. Genau wie jede andere Kunst ist auch die erotische Kunst erst dann wirklich gut, wenn man sie wieder und wieder anschauen und sich in endloser Betrachtung verlieren kann. Das ist bei guter Musik genau dasselbe: man muß sie sich immer und immer wieder anhören, ganz egal wie oft. Oder gute Gedichte, deren Rhythmen und Metaphern sie uns lesen und wiederlesen lassen, bis wir sie auswendig können. Große Kunst erkennt man daran, daß sie zeitlos ist, stets frisch und stets aufs Neue belebend. Anders als Pornographie, die bei häufiger Betrachtung immer banaler wird und so den ständigen Nachschub von neuen Fotos notwendig macht, bleibt wahre erotische Kunst ästhetisch bestrickend und sexuell anregend, ganz egal, wie oft man sie sich zu Gemüte führt. Der erotische Moment, den man eingefangen hat, muß so glühend sein, daß sich das Feuer der Leidenschaft durch Zeit und Raum, ungeachtet der Umstände, bis zum Betrachter hindurchbrennt – dies ist z.B. bei Barberinis Faun der Fall, bei Rodins Iris, massagère des Dieux, einer ähnlichen weiblichen Faun-Skulptur, oder auch bei Rembrandts Radierungen, bei Courbets Origine du monde, bei den Aquarellen und Zeichnungen von Egon Schiele, bei Modigliani, Pascin, Balthus, Belmer und anderen Meistern der Erotik.

Thomas Karsten zelebriert Sinnlichkeit so, wie man sie zelebrieren muß, so, wie sie gesunde, integere Menschen seit Jahrhunderten zelebrieren. Wie Walt Whitman, einer der größten Dichter Amerikas, hat auch Karsten begriffen, daß:

Sex contains all, bodies, souls,

Meanings, proofs, purities, delicacies, results, promulgations,

Songs, commands, health, pride, the maternal mystery, the seminal milk,

All hopes, benefactions, bestowals, all the passions, loves, beauties,

delights of the earth,

All the governments, judges, gods, follow‘d persons of the earth,

These are contain‘d in sex as parts of itself and justifications of itself.

(from »A Woman Waits for Me«)

Anders ausgedrückt: Erotik begründet sich aus sich selbst, weil sie jeden einzelnen Aspekt unseres Lebens durchdringt und kräftigt. Hart Crane, ein weiterer Barde aus dem wahren Amerika (dem Amerika vor der Invasion durch Bush und seine talibanösen Bibelfundamentalistenhorden) sagte, »alles außer unserem Begehren« sei»falsch und lächerlich«.

Unser Begehren ist etwas, wodurch wir definiert werden, und deshalb sollte man sich seiner nicht schämen, weder in sexueller noch in erotischer Hinsicht. Ich kenne Alex und Babett persönlich, bin gut mit ihnen befreundet und habe ihnen erst kürzlich ein Geschenk zur Geburt ihrer kleinen Tochter geschickt; und wegen dieser Freundschaft ist es mir natürlich etwas peinlich zu sagen, wie antörnend ich ihre Fotos fand. Aber das muß gesagt werden; würde ihr sexuelles Begehren auf den Fotos mein sexuelles Begehren nicht genau so anstacheln, dann wären Karstens Fotos ungenügend, und Karsten hätte seine Pflicht als erotischer Künstler nicht erfüllt.

Das Schöne bei erotischer Kunst, besonders erotischer Fotografie, ist, daß sie – genau wie andere wahre Kunst auch – eine Gabe von Künstler und Modell an uns ist: gegeben werden die im Kunstwerk involvierten Gefühle. Dabei fungiert erotische Kunst zwar als Aphrodisiakum, aber niemals als Ersatz für Sex selbst, genausowenig wie William Blakes Prophetische Bücher ein Ersatz für eigene spirituelle Erfahrungen sind. Beide Kunstwerke sind emotionale Gaben; das eine regt den Geist an, das andere die anderen Teile.

Wenn wir zum Beispiel ein Gedicht von William Butler Yeats lesen, uns ein Gemälde von Caspar David Friedrich ansehen oder eine Symphonie von Gustav Mahler anhören, dann wollen wir dabei dasselbe fühlen, was der Künstler bei Erschaffung des Kunstwerks fühlte – wir erwarten, daß die Kunst frühere Gefühle wieder aufleben läßt und sie quer durch Zeit und Raum zu uns zu transferieren imstande ist. Kunst ist eine Möglichkeit, um mehr vom Leben zu haben. Kunst ist eine Gabe des Lebens selbst, denn durch sie können wir unser eigenes Leben mit den kreativsten Lebensaugenblicken von Karsten, Blake, Friedrich, Mahler, Yeats und vielen anderen bereichern sowie auch denen derer, die bei den visuellen Kunstwerken Modell saßen.

Sieht man sich Schieles Arbeiten an, seine Modelle, wie sie da sitzen, Beine auseinander, um dem Betrachter freie Sicht zu ermöglichen, oder auch die lächelnde Frau in Die Traum-Beschaute, die ihre Schamlippen aufspreizt, damit man noch besser sieht, dann wird einem klar, daß diese Modelle aktiv beteiligt waren an der Fabrikation der emotionalen Beigaben des Kunstwerks, die in diesem Fall erotische Beigaben sind. Der Fotograf ist verantwortlich für die ästhetische Dimension der Bilder, es obliegt seiner Entscheidung, welche emotionalen Augenblicke er hervorhebt und welche nicht, aber die Modelle, hier Alex und Babett, tragen durch ihre Leidenschaft und durch ihr Begehren wesentlich zur emotionalen Verfeinerung des Kunstwerkes bei.

Erotische Kunst ist daher die am reichhaltigsten gebende aller visuellen Künste. Ein normalerweise privater Augenblick, der sich sonst hinter verschlossenen Türen abspielt und für öffentliche Blicke nicht zugänglich ist, wird von Künstler und Modell in einem Projekt des gemeinsamen Einvernehmens geschaffen und für andere geöffnet. Das Reizvolle liegt dabei natürlich auch in diesem Augenblick selbst – zuschauen bei »dieser Sache« wollten wohl schon unsere ältesten Vorfahren. Voyeurismus ist im Grunde eine genauso natürliche Regung wie sein nächster Verwandter, der Klatsch. Wir genießen es, intime Details aus dem Leben anderer Leute zu erfahren – warum sonst sind Boulevardgazetten die auf der ganzen Welt am häufigsten verkauften Presseerzeugnisse? Je intimer die Details, desto größer die Nachfrage, desto höher die Auflage. Das ist ein genauso elementarer Vorgang der Natur wie der Geschlechtsverkehr selbst. Was ein Künstler sich preiszugeben entschließt, ist das, was ihm selbst nicht unangenehm ist. Rousseau konnte zu seinen schlimmsten Fehlern und privatesten Geheimnissen stehen und Dinge erzählen, die anderen wohl schwer fallen würden; Yeats sprach offen von seiner im Alter zwar schwindenden Potenz, aber durchaus noch vorhandenen sexuellen Lust; Musil stand zu seinem gelegentlichen Verlangen nach Qual, Céline zu seiner Menschenverachtung, Dostojewski zu seiner Schuld. Künstler sind eben, Gott sei Dank, verschieden, und somit wird unser Leben, wenn wir uns mit Kunst befassen, bereichert von denjenigen Aspekten der Persönlichkeit des Künstlers, die er mitzuteilen gewillt ist oder war. Wir genießen Karstens Kunst – mit Alex’ und Babetts Beitrag – genauso, wie wir auch die Kunst von Rousseau oder Dostojewski genießen. Jeder offenbart das, was es ihn zu offenbaren drängt, so meisterhaft er kann, und der ehemals private, intime Moment wird durch unser stilles Lesen, Betrachten und Nachdenken trotz der Veröffentlichung wieder zum Privatvergnügen.

Die Gabe der Erotik ist dabei die intimste aller künstlerischen Gaben, und selten wird sie wirklich vollkommen erreicht, wenn dies auch sehr oft versucht wird. In der Geschichte des Abendlandes war Erotik der am häufigsten verdrängte und am heftigsten bekämpfte kulturelle Beigeschmack, was hauptsächlich in der ungesunden Feindseligkeit von Judentum, Christentum und Islam dem sinnlichen Vergnügen gegenüber begründet ist beziehungsweise in der Unfähigkeit dieser drei Schwesterreligionen, das Körperliche einfach zu akzeptieren und zu genießen, wie es ist. Nicht erst seit dem Ende des klassischen Altertums gibt es in den Städten Mauerkunst, die erigierte Penisse darstellt, um die herum die schönen Worte Hic Habitat Felicitas (Hier wohnt die Freude) geschrieben stehen. Der Sieg jener drei strengen, verstaubten Religionen ersetzte das berauschende Lebensambrosia durch trockenes, zähes Manna.

Die Einwohner von Karstens künstlerischer Welt aber ernähren sich noch immer von Ambrosia und definieren sich nach den alten, griechisch-klassischen Maßstäben; hierzu möge man den Triptychon (siehe links) betrachten. Karsten kann nicht nur das spielerische Begehren seiner Modelle gut rüberbringen, sondern auch – und das ist ja die eigentliche Aufgabe eines Kunstfotografen – die bildhauerische Dichte und Komplexität des Arrangements. Den Winkel und die Beleuchtung, die er hier wählt, verwandeln Babetts Körper in Marmor, aber einen höchst geschmeidigen und zarten Marmor. Ihre Hand langt hinter ihrem Rücken nach Alex, und zusammen zerfließen sie zu einer klassisch gemeißelten Skulptur, zu einer Skulptur von Venus und Mars, diesen beiden mächtigen Liebenden, die Cupido das Leben schenkten. DasTriptychon ist ebenso monumental

–      und wieder kommen einem Verse von Walt Whitman in den Sinn:

–       

Love-thoughts, love-juice, love-odor, love-yielding, love-climbers, and the climbing sap,

Arms and hands of love, lips of love, phallic thumb of love, breast of love, bellies press‘d and glued together with love,

Earth of chaste love, life that is only life after love,

The body of my love, the body of the woman I love, the body of the man, the body of the earth.

(from »Spontaneous Me«)

Und Gaia, die Erdenmutter, der »Körper der Erde«, der geheiligte, lebende, atmende, Leben spendende, von sexueller Vitalität strotzende Planet selbst ist es, der die Erotik mit ergreifender Klarheit und Selbstsicherheit zelebriert.

Und immer noch gibt es in den Fotos von White Line mehr zu entdecken.

Wer sich in die Bilder vertieft, merkt schnell, daß sich das abgebildete Paar nicht nur körperlich nahe steht, sondern daß die Nähe auch hier tiefer hinab reicht. Und wieder kann man eine passende Bilduntertitelung in E. E. Cummings’ Lyrik finden. In einem relativ bekannten Gedicht für Marion schrieb er:

i carry your heart with me (i carry it in

my heart) i am never without it (anywhere

i go you go, my dear; and whatever is done

by only me is your doing, my darling)

i fear

no fate (for you are my fate, my sweet) i want

no world (for beautiful you are my world, my true)

and it‘s you are whatever a moon has always meant

and whatever a sun will always sing is you

here is the deepest secret nobody knows

(here is the root of the root and the bud of the bud

and the sky of the sky of a tree called life; which grows

higher than soul can hope or mind can hide)

and this is the wonder that‘s keeping the stars apart

i carry your heart (i carry it in my heart)


Die Wurzel der Wurzel, der Samen des Samens, der Himmel des Himmels über einem sogenannten »freien« Leben – das ist es, was Thomas Karstens White Line uns im Endeffekt sagen will. Das Buch ist ein Fest zur Verehrung des Lebensbaumes, jenes geheiligten und gesegneten Baumes, von dessen Früchten keine einzige verboten ist. ˜

ENGLISCH


Thomas Karsten and the gift of joy
In one of the previous century’s most joyful, passionate, and erotic poems, poet E. E. Cummings wrote:

i like my body when it is with your
body. It is so quite a new thing.
Muscles better and nerves more.

It is a poem which reflects that same joyful, passionate, and erotic spirit of Thomas Karsten’s photographs of Alex and Babett. Karsten is a great artist whoboldly takes eroticism as his theme – healthy, natural, human eroticism untrammeled by puritanical shame. He is an artist who like Cummings communicat as the dignity of the erotic experience along with its sensuous thrill. Look at the photo on the right, a perfect photograph of a perfect instant. It is an image sure to become a classic because of its tenderness (note how Babett’s arm goes around Alex) and its surprising, totally original composition and cropping. It could be an illustration of those very lines of poetry, which in the poem are spoken by a male voice, but here are clearly, loudly spoken by both lovers. Cummings’ poem continues:

i like your body. i like what it does,
i like its hows. i like to feel the spine
of your body and its bones, and the tremblingfirm-
smoothness and which i will
again and again and again
kiss, i like kissing this and that of you,
i like, slowly stroking the, shocking fuzz
of your electric fur, and what-is-it comes
over parting flesh … And eyes big Love-crumbs,
and possibly i like the thrill
of under me you quite so new

Alex and Babett, like Cummings and Marion Morehouse, Cummings’ wife and a famous Vogue model, to whom he dedicated his poetry, are also a couple, not two models employed for a photo-shoot. And that can easily be seen in the joyful play of their love-making. One need only consider one of these photographs to realize that: the photo above. One again thinks of Cummings’ good-humored eroticism:

may i feel said he

(i‘ll squeal said she

just once said he)

it‘s fun said she

(may i touch said he

how much said she

a lot said he)

why not said she

(cccome? said he

ummm said she)

you‘re divine! said he

(you are Mine said she)

These smiling, happy lovers have given themselves over to a pure and sacred hedonism born from love and lust, the sexual Gemini. This is Eden, the real Eden, where there is no shame – only joy. And no other erotic photographer could have so caught that Edenic moment as Thomas Karsten has.

That same sense of a paradise with fun is evident in his seductive and beautiful book Days of Intimacy, one of the greatest photographic celebrations of femininity that has been recorded. Like White Line it is an arousing book, as any book of erotic photographs should be, but as few, in truth, actually are. Looking at Karsten’s books, one would think that he set it as his task to cleanse the photographic world of unarousing pseudo-eroticism. Karsten rescues erotic photography from the extremes of bland nudes in clichéd, sexless poses that stirs not the slightest thrill to those equally boring fetishistic images of humiliation and domination – fisting to being urinated upon – images with as limited an audience as that for the bland, sexless nudes. Erotic art, like any other visual art, is only good if it pulls us back again and again to gaze, to wonder, and to consider. Ist power is the same as that of great music which demands we listen again an again, no matter how many times we already have, or great poetry whose melodies and metaphors make us read, reread, and then read again. The mark of great art is that it is forever fresh and forever rewarding. Unlike pornography, which can lose its erotic charge upon subsequent viewings and necessitate the need for fresh, new examples, true erotic art, regardless of how often it is viewed, remains aesthetically compelling and sexually stimulating. The captured erotic instant must be so caught that the fire of passion burns through time and circumstance – just as it does in the Barberini Faun or Rodin’s similar fauness, Iris, massagère des Dieux, in Rembrandt’s etchings, in Courbet’s Origine du monde, the watercolors and drawings of Schiele, in Modigliani, Pascin, Balthus, Belmer, and other masters of the erotic. Thomas Karsten celebrates the sexual as it should be celebrated, as healthy men and women have always celebrated it. Karsten like Walt Whitman, America’s great poet, understands that:

Sex contains all, bodies, souls,

Meanings, proofs, purities, delicacies, results, promulgations,

Songs, commands, health, pride, the maternal mystery, the seminal milk,

All hopes, benefactions, bestowals, all the passions, loves, beauties,

delights of the earth,

All the governments, judges, gods, follow‘d persons of the earth,

These are contain‘d in sex as parts of itself and justifications of itself.

(from »A Woman Waits for Me«)

In other words, the erotic is its own justification because it permeates and invigorates every aspect of our lives. Hart Crane, another singer of the authentic America, America before it and the Presidency were hijacked by a minority of Taliban-like Christian fundamentalists, wrote that »all else« but our »lusts« are »a fake and mockery«.

Our lusts define us, and there should be no shame in them, in sex, or in the erotic. I know Babett and Alex personally, am friends of theirs, and just recently sent them a gift for their new baby daughter. Because of our friendship, it makes me somewhat uncomfortable to say how sexually stimulating I found their photographs. But if I were not able to say that, were not able to tell them that their lust stirred my lust, then Karsten’s photographs would have been a failure, and Karsten would not have met his duty as an erotic artist.

Part of the joy of erotic art, especially erotic photography, is that it – again like all the other arts – is a gift to us from the artist and the model, a gift of the emotion inherent in it. Even though erotic art can be an aphrodisiac, it is never meant to be a substitute for sex, any more so than William Blake’s Prophetic Books are meant to be a substitute for actual spiritual experience. Both are emotional gifts, one meant to stimulate spiritual contemplation, the other sexual contemplation.

For example, when we look at a Caspar David Friedrich painting, we do so in order to feel the emotion he felt, just as we listen to a symphony by Mahler or read a poem by Yeats in order to have their emotion recreated and transmitted to us across time. Art is a way for us to have more Life. It is the gift of life itself, for it allows us to absorb into our lives the most essential creative moments of the lives of Karsten, Blake, Friedrich, Mahler, Yeats, and others – and all the visual artists’ models, as well.

When we look at Schiele’s work, at his models with their legs opened for the viewer’s eyes, or the smiling model in Die Traume-Beschaute who has spread her labia apart so that we might even more clearly see her, we can be assured these models were active partners in the creation of the works’ emotional gifts, which in those cases were erotic gifts. Karsten alone shaped the aesthetic dimension of his photographs and chose to capture and frame certain emotional moments while rejecting others, but part of his work’s gift to the viewer was also shaped by Babett and Alex, by their passions and desires.

Erotic art, then, is clearly the most generous of the visual arts. Artist and model jointly agree to create and share with others a moment that is usually private, hidden from view, a moment that exits behind closed doors. But it is also the kind of moment, which probably from the beginning of humanity, other people have always wanted to witness. Voyeurism is just as natural to our species as its closest cousin, gossip. We love knowing the private lives of others; why else are tabloids a world-wide, billion dollar business? The more private the detail, the more curious we are to know it, and this seems as basic to our nature as sex itself. Artists choose to share what they feel comfortable sharing. Rousseau could admit to his most despicable deeds and personal secrets, things which would have embarrassed others to admit, just as Yeats could share the frustrations of an old man’s still vibrant lusts but waning vitality, and Musil his casual acceptance of cruelty, or Céline his misanthropy, or Dostoyevsky his guilt. Fortunately all artists are not alike, and so our lives are enriched by whatever aspects of their personalities they have felt or feel they could share. We take delight in Karsten’s art – and Babett’s and Alex’s contribution – just as we do in Rousseau’s or Dostoyevsky’s. Each masterfully communicates what he was driven to say, and each is a private pleasure in the solitude of our reading, viewing, and contemplation.

However, those most private of artistic gifts – the erotic ones – are always the rarest and often the most desired. In the West they have historically been the most denied and the most railed against because of the unhealthy and debilitating hostility of Judaism, Christianity, and Islam to pleasure and to the senses – or at least those three sister religions’ inability to openly acknowledge and delight in the physical. Not since the loss of the classical world has one been able to find urban wall-sculpture depicting erect penises around which are written the joyful words Hic Habitat Felicitas (Here Lives Happiness). The triumph of those three austere, desert religions substituted the intoxicating ambrosia of life for a dry, unleavened manna.

The inhabitants of Thomas Karsten’s artistic world still feed on ambrosia and are classically defined. Consider the triptych photographs left above. Karsten can obviously communicate the playfulness and desire of the bodies he is photographing, but like any other fine arts photographer, he can also convey their sculptural depth and density. His angle and lighting here turn Babett’s body into marble, but marble of the most supple and tender quality. Her hand reaches behind her for Alex, and together they are transformed into a piece of classical sculpture, transformed into Venus and Mars, those two equal and powerful lovers who gave birth to Cupid. Also consider the equally sculptural triptych photographs right below. It again brings to mind the poetry of Walt Whitman:

Love-thoughts, love-juice, love-odor, love-yielding, love-climbers, and the climbing sap,

Arms and hands of love, lips of love, phallic thumb of love, breast of love, bellies press‘d and glued together with love,

Earth of chaste love, life that is only life after love,

The body of my love, the body of the woman I love, the body of the man, the body of the earth.

(from »Spontaneous Me«)

And it is »the body of the earth«, Gaia, the sacred, living, breathing, procreating, sexually abounding planet herself that the erotic most assuredly and most touchingly celebrates.

Yet there is still more in these White Line photographs.

In reading these photographs, anyone can see that this couple is not merely physically intimate; there is something deeper here, as well. Again, it is something one also finds reflected in the love poetry of E. E. Cummings. In a well-known poem to Marion, he wrote:

i carry your heart with me (i carry it in

my heart) i am never without it (anywhere

i go you go, my dear; and whatever is done

by only me is your doing, my darling)

i fear

no fate (for you are my fate, my sweet) i want

no world (for beautiful you are my world, my true)

and it‘s you are whatever a moon has always meant

and whatever a sun will always sing is you

here is the deepest secret nobody knows

(here is the root of the root and the bud of the bud

and the sky of the sky of a tree called life; which grows

higher than soul can hope or mind can hide)

and this is the wonder that‘s keeping the stars apart

i carry your heart (i carry it in my heart)

The root of the root, the bud of the bud, the sky of the sky of a tree called life – that is finally the meaning of Thomas Karsten’s White Line. It is the celebration and the adoration of that sacred, blessed tree called Life, the tree from which no fruit is ever forbidden. ˜

2007 · Model Years

240 Seiten
210 Abbildungen
Großformat 24,5×32,5 cm,
schweres Bilderdruckpapier,
durchgehend fünffarbig gedruckt,
gebunden mit amerikanischem Schutzumschlag,
mit einem Vorwort und Interviews von Fritz Franz Vogel
und einem Text von Linn Schumacher
Preis: 49,90 Euro
ISBN: 978–3–89602–769-6
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, 2007

direkt hier bestellen: info@thomaskarsten.com


Da ich dieses Projekt gerne fortführen möchte, können sich interessierte Frauen gerne mit einem Foto bewerben.
E-Mail: models@thomas-karsten.de | Internet: www.thomaskarsten.com




MODEL YEARS Der neue Bildband von Thomas Karsten

Der hochwertige Bildband »Model Years« zeigt anspruchsvolle Aktfotografien von jungen Frauen zwischen 20 und 25 Jahren. Der renommierte Fotograf Thomas Karsten porträtiert eine Generation junger Frauen, die selbstsicher zu ihrer Nacktheit stehen. 
Ganz bewusst entzieht sich Karsten bei der Auswahl seiner Modelle dem Druck der Norm: Nicht alle haben Modelmaße. Dem Fotografen gelingt es, seinen Modellen in die Seele zu schauen und die individuelle Schönheit jeder Einzelnen abzubilden. Gerade durch die Eigenständigkeit der Modelle gewinnt der Fotoband an Originalität und Frische, und die Nacktheit erhält ihre Natürlichkeit zurück – ohne falsche Scham. Die kräftigen Farben der Bilder machen das Durchblättern zu einem Genuss, gleichzeitig spiegeln sie das Selbstbewusstsein der jungen Frauen, die über ihre eigene Sexualität bestimmen und es genießen, sich in erotischen Posen zu präsentieren. Die Aufnahmen sind eine Hommage an ihre Schönheit und Vitalität!
Der abwechslungsreiche Fotoband umfasst zweihundert Abbildungen und ist durchgehend fünffarbig gedruckt.


»Model Years« is an exquisite book of artistic nude photography presenting young women aged 20 to 25. The renowned photographer Thomas Karsten portrays a generation of young women who are self-assured in their nakedness. Karsten has consciously chosen subjects who do not necessarily represent the norm. Not all of them have model figures. The photographer was able to successfully reveal the souls of these models and allow them to express their own unique character. It is because of this freedom that the book is fresh and original, lending the nudity a naturalness without the false modesty. It’s a pleasure to leaf through these colourful pages of self-confident young women with full control over their own sexuality. They are obviously enjoying themselves being photographed in erotic nudity. The pictures are homage to their beauty and vitality.
The 200 full-colour photography book covers many facets of modern sexuality.

SCHÖN NACKT 

Deine Brüste sind wie zwei Zicklein, 
Zwillingsjunge der Gazelle. 

will mich freun an deinen Brüsten,
welche reifen Trauben gleichen.

Du bist lieblich, meine Freundin, 
und kein Fehl ist an dir!


Das Hohelied Salomos: DIE BIBEL in heutigem Deutsch. 
Die Gute Nachricht des Alten und neuen Testaments. 
Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, 1992


Nacktheit fasziniert, und zwar nicht nur die Außenstehenden, die Angezogenen, sondern weit mehr die Nackten selbst. Dies geht aus den Gesprächen hervor, die ich mit jungen Erwachsenen führte. Ob man sich vor einer Kamera nackt auszieht, oder doch nicht oder vielleicht später, oder dann nicht mehr – das scheinen Fragen zu sein, die sich Frauen dann und wann stellen. Nicht nur diejenigen, die Aktfotos machen, haben dazu ihre eigene Meinung, meist natürlich eine positive, sondern auch unbeteiligte Frauen. Letztere äußern sich zum Teil klarer, gerade weil sie sich aus Überzeugung nicht fotografieren lassen wollen. Sie halten ihren Körper bedeckt, weil sie die Entblößung mit Unmoral gleichsetzen. Dabei sind heute weit weniger moralische Altlasten für das oppositionelle Gebaren verantwortlich, als viel mehr die Einschätzung über die eigene Attraktivität. Schönheit, Jugendlichkeit, Sportlichkeit fördern nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Bereitschaft, nackt zu posieren. Aktfotografie kann als ein Reflex auf das individuelle Körperbewusstsein gesehen werden.

Dabei geht es letztlich nicht mehr um ein Posieren, wie man das noch aus älterer Fotografie, vor allem aus Aktstudien, kennt. Zwar wird diese Art von Fotografie noch landauf, landab betrieben, indem ambitionierte Hobbyfotografen junge Modelle suchen, sie pro Stunde bezahlen, um ihren jugendlich-straffen Körper ins richtige Licht zu rücken. Diese Aufnahmen erscheinen dann in Hobbyzeitschriften oder auf Websites von Foto-Communities mit allen Angaben technischer Rahmenbedingungen. Diese formalisierte Fotografie ist aber nicht das Feld von Thomas Karsten. Er bietet weit mehr als die Fleischlichkeit des Leibes, nämlich eine Plattform, damit sich die Menschen vor seiner Kamera austoben, ausleben, inszenieren, ja, eigenwillig erfinden können. 

Es sind biografische Beweggründe, Launen und Lebensentwürfe, die hier verwirklicht werden. Die Menschen gehen zum Fotografen, um etwas über sich zu lernen, in Erfahrung zu bringen. Der Fotograf ist sozusagen das Medium, das Selbstbewusstsein zu entdecken. Es sind Momente, in denen die Frauen sich nicht nur der Kamera gegenüber öffnen, sondern auch etwas mit sich klären wollen. Sie finden zu ihrem Körper, sie erkennen ihre Schwächen und Stärken. Die Bilder sind Zeugnis einer biografischen Selbsterkenntnis und Stellungnahme – eine gar nicht so leichte Aufgabe angesichts der durch Glamour-Postillen global verbreiteten Schönheitsideale.

Sich auszuprobieren gehört in die Adoleszenz. Während sich junge Männer eher dem dumm-dreisten Geschwindigkeitsrausch und dem lauten Gelage verschreiben, ihre Männlichkeit also in Testosteron-Exzessen unter Beweis stellen, steht bei den jungen Frauen meist eine andere Erlebenshaltung im Vordergrund. Das Interesse an Kleidern, der Hang und Zwang zum Shopping, die Fixierung auf den Körperausdruck etc. verdichten sich zu einem Katalog körperanalytischer Fragen (von dem viele dann gar nicht mehr loskommen): Wie sehe ich heute aus, wie wirke ich, was passt zu mir, wie verführe ich, wie fühle ich mich, wie spüre ich Intimität, wie fühlt sich die Haut einer andern Frau an usw.

Der Körperbezug, das ist leicht festzustellen, ist bei Frauen stärker als bei Männern. Der Körper war von jeher ein Bezugspunkt weiblicher Kommunikation und als solcher wichtig für die Selbstfindung und -darstellung. Daraus ergeben sich Neugier und die Wissbegierde an der weiblichen Oberfläche. 

Dass der Mann seinerseits ebenfalls den weiblichen Körper als Referenzpunkt männlicher Kommunikation wählte – wenn auch aus anderen Interessen –, gipfelte in einem stetig zunehmenden Körperkult, der sich durch alle Gesellschaftsschichten und Kulturen zieht. Diese Körperkultur, die Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts noch eher von Männern initiiert wurde, wird seit über zwei Generationen zumeist von Frauen aufs Tapet gebracht, von ihnen mit Sexismus-Vorwürfen torpediert oder, im Sinne einer Retourkutsche auf die Feminismusdebatten der siebziger und achtziger Jahre, von jungen Ausziehwilligen erneut als individuelle Freiheit verteidigt (siehe Bauchnabel-Freiheiten der Miss-Sixty-Fraktion). Ein Blick in Modezeitschriften und auf Plakate verweist auf das gesellschaftlich-mediale Zusammenspiel von Sinnlichkeit und Jugendlichkeit, Glamour und Glitzerwelt, Unschuld und Extravaganz, Sport und Erotik. 

Der weibliche Körper als Projektionsfläche umfasst heute praktisch jedes Alter: Teenies und Girlies, Missen und Musen, Schönheitsköniginnen und Starlets, die perfekte Mutter, die reife Geschäftsfrau, die liebevolle Großmutter, die weise Alte. Was vor hundert Jahren noch als Frechdachs oder mit einem Schuss Laszivität als Fräulein Backfisch oder Wildfang durchging, ist längst bloß noch ein Andenken an eine »gute alte Zeit«. Die jungen Frauen probieren sich aus … Selbstdarstellung, Rollen, Laufsteg, modeln … Da und dort schimmern Modelle durch. Rollenfiguren wie Venus, Ophelia, Eva, Baubo oder Aphrodite werden mehr oder weniger bewusst in Attitüde und Haltung zitiert. Es werden Anleihen gemacht beim Vamp, bei der Femme fatale, bei der Nixe, beim Playboy-Bunny und bei der leichten Muse. Das vermeintlich Natürliche ist stets auch etwas Gemachtes, Geformtes und In-Szene-Gesetztes, gespeist aus dem Reservoir der Kultur- und Geistesgeschichte.

All diese Teststreifen und Lackmuspapiere haben einen gemeinsamen Nenner: die Selbstbestimmung über den eigenen Körper und den weiteren Lebenslauf. Wenn man mit 20 Jahren seine Haut zu Markte trägt, dann ist die Reibungsfläche programmiert. Vielleicht entflieht man in gewissem Maße den elterlichen Zwängen, ihren Vorschriften und Kontrollen. Doch stellt die Gesellschaft selbst genügend Vorbilder zur Verfügung, die mit ihrer blinkenden Scheinwelt für die meisten unerreichbar bleiben, auch wenn sie einen stets präsenten Bezugspunkt darstellen. All diese perfekt ausstaffierten und ausgeleuchteten Subjekte füllen den öffentlichen Nahraum mit betörender Nacktheit und gespielter Schamlosigkeit. In ihrem Überformat mehren sie unser schlechtes Gewissen hinsichtlich unseres Aussehens und unseres unsportlichen Freizeitverhaltens und packen uns an der immer lebendigen Eitelkeit. Mit dem kleinen Unterschied, dass die Werbung auf immer neue Ware und formbares Frischfleisch zurückgreifen kann, während wir von Tag zu Tag der Vanitas, der nie still stehenden Vergänglichkeit, unterlegen sind und uns womöglich ernsthaft mit Body Mass Index, Botox und Busenlifting beschäftigen. Deshalb ist es von Vorteil, möglichst schnell ein wahres, gutes, schönes Bild von sich anfertigen zu lassen, bevor die Zeit verronnen und das Ansinnen vergessen sind.

Dass der Fotograf nicht nur ein abbildender ist, sondern auch einer, der Wünsche erfüllt, weil er das sichtbare Kapital in einer visualisierten Welt ins richtige Licht rückt, ist nicht von der Hand zu weisen. Seine schönen, bisweilen da und dort digital geschönten Resultate entschädigen dafür, dass man nicht im Jetset geboren ist. Die Bilder sind Ausweis einer Lebensfreude, ein Bekenntnis zur Stimmungslage und eine Imagekampagne für das eigene, stets neu zu erfindende Ich. Mit den Bildern bin ich wer, weil ich es wert bin, abgelichtet worden zu sein. Dieser latente Geniekult steckt in den autobiografischen Bildern, und fast scheint es so, als ob frau sich heute lieber nackt dem Fotografen anvertraut, als altertümlich Tagebuch zu schreiben. Beides zeugt von Intimität und setzt individuelle Erkenntnisse frei. Damit wird offensichtlich, dass ein Wandel stattgefunden hat, vom stillen Kämmerlein, in dem Probleme schreibend bewältigt werden, hin zum offerierten Podest, auf dem das narzisstische Ich öffentlich verhandelt, verglichen und beurteilt werden will. Was im Tagebuch noch toleriert wird, nämlich Tintenkleckse und Tränenflecken, ist auf dem öffentlichen Podium geächtet. Hier ist alles rein und sauber, hygienisch rasiert, schamhaarlos glücklich. Die glatte Oberfläche und makellose Retusche – das Tierisch-Wilde ist nur modische Masche – versprechen mehr Erotik, Anziehung, Sexappeal. Mehr noch: Durch die Bilder wird eine Spur in die Zukunft gelegt, die sich zu einer kurzzeitigen Celebrity entwickeln und auswachsen kann. Denn wer narzisstisch und extrovertiert veranlagt ist, den/die drängt es nach einem Beruf im Rampenlicht, wo er/sie diese Neigung ausleben kann. Doch es geht hier nicht um Psychologie, auch wenn ein nackter Frauenkörper jede Menge Gelüste und Begehren freisetzen und Lebensgeister in Wallung bringen kann. 

Einen gesellschaftlichen Nachweis, ein kulturelles Resultat, haben diese Belles du jour zwar noch kaum realisiert; noch sind sie erst Körper, schön, bewundernswert, anzüglich, jedoch unberührbar. Nehmen wir diese Fotografien jenseits der betörenden Sehnsucht, die sie zu erzeugen vermögen, auch als Spiel einer freizügigen jungen Erwachsenenwelt. Versuchen wir keine Kulturkritik anzuwenden, angesichts einer Gesellschaft, in der die Vielzahl nackter Waren ob des Überflusses kaum mehr Begehren erzeugt, sondern im Gegenteil eher etwas Groteskes darstellt. Lesen wir unvoreingenommen die Einschätzungen, das Selbstverständnis dieser nackten H&M-Generation.

Eine letzte Beobachtung ist zu treffen: Kultur- und fotohistorisch fällt auf, dass in diesem Buch erstmalig in der Geschichte des Aktfotobuches eine globalisierte Welt junger Erwachsener vorgeführt wird. Diese jungen Frauen leben als Vertreter von Zweit- und Drittgenerationen von Einwanderern unter uns und haben sich nolens volens ihre Rechte erkämpft. Zwar wird die eigentliche Herkunft aus Asien, Russland, Nord-, Mittel- und Südeuropa, aus Nord- und Schwarzafrika nur halbwegs mit dem Vornamen erschlossen, doch findet sich bei genauerem Hinsehen eine ethnische Vielfalt in Gesicht und Hautfarbe. Zwar wissen wir, dass ein nacktes Stelldichein ethnischer Verschiedenartigkeit noch nicht der Beweis einer Integration ist, doch ist bemerkenswert, dass das Tabu der Nacktheit so weit über den zentraleuropäischen Zirkel hinauszuwachsen vermochte.

Wie sich junge Frauen hier in Szene setzen, verdient Respekt.

Fritz Franz Vogel, Fotohistoriker
www.fritzfranzvogel.ch


PRETTY NAKED

Your two breasts are like two fawns,
like twin fawns of a gazelle.

May your breasts be like the clusters of the vine.

All beautiful you are, my darling;
there is no flaw in you.

The Song of Soloman: The Bible in Contemporary German
Die Gute Nachricht des Alten und neuen Testaments
(Good News from the Old and New Testaments.)
Deutsche Bibelgesellschaft. (The German Bible Society) Stuttgart, 1992


It appears that nudity not only intrigues the observer, but the nude to
a far greater extent. Interviews confirm that young women at some
point contemplate whether to appear naked in front of a camera or
not. And it is not only those who don’t mind being photographed in the
nude who voice an opinion. Some women distinctly choose never to be
photographed in the nude. They keep their bodies covered because
they equate bareness with immorality. Yet the assessment of one’s own
beauty is far more at fault for opposing nudity than yesterday’s societal
confines. Beauty, youthfulness and fitness promote not only health but
also a willingness to pose in the nude. Therefore nude photography can
be viewed as a natural reflex of an individual’s body-awareness.
Ultimately we are not talking about the postures as we know them from
earlier photography, or nude studies. This type of picture-making is still
common all over the country; determined hobby photographers search
for youthful models with beautiful bodies and pay them by the hour. The
photos appear in hobby mags or on photo community websites stating
all the technical settings and specifications. This type of photography
is not Thomas Karsten’s field. He presents far more than just a body in
carnal poses, he offers a platform for individual expression. The model
is given the freedom to have a ball, to live an adventure, to show off,
yes, even to find its own style!
Personal motives, moods and life designs are being realized here.
People work with a photographer to learn and experience something
about themselves. The photographer is the medium, so to speak,
on their journey to self-discovery. These women do not only want to
open themselves to the camera; they want to clarify something within
themselves. They accept their bodies and realize their own strengths
and weaknesses. These photos are witness to an autobiographical
statement and self-conception – not a very simple task in the face of
glamour magazines all over the world postulating beauty ideals.

Testing oneself is an essential part of adolescence. While young men
are more devoted to brazen speed thrills and loud drinking binges
to prove their masculinity awash in an excess of testosterone, young
women are given to express themselves in a different way. A heightened
interest in clothing, a fondness for shopping, a figure fixation, all build
to body-obsession issues (which can turn into a serious problem): Does
this look right on me? How do people see me? What suits me? How
can I be seductive? How do I feel? How do I experience intimacy? What
does the skin of another woman feel like? and so on.
It is easy to conclude that a woman’s relationship to her body is stronger
than a man’s. The body has always been a reference point of female
communication and is therefore important for identification and selfexpression.
From this a curiosity about the female surface and a thirst
for knowledge emerges.
Because the male in his own way views the female body as a reference
point for male communication (albeit with a different agenda) a steadily
growing cult of the body spanning all cultures and social stratum is
peaking. This physical culture, which was primarily initiated by men at
the start of the 20th century, had been taken up again by women of the
70s and 80s and torpedoed with accusations of sexism. As a tit for tat
knee-jerk response to this feminist era, the cult is now being defended
as individual freedom by the young who are willing to drop their clothes
(read: young belly-button fashion exhibitionists). A glance in any fashion
magazine or at any poster reveals the interplay of sensuality and youthfulness,
glamour and glitter, innocence and extravagance, and sports
and eroticism.
Today the female body is being used as a projection screen for practically
every age type: teens and girlies, misses and muses, beauty queens
and starlets, the perfect mother, the mature business woman, the
loving grandmother, the wise golden-aged. What passed a hundred
years ago as cheeky or perhaps as young flapper or wild child is now a
mere souvenir of the »olden days«. Young women are taking chances…
Promoting their public image in roles, on the runway, in modelling…
The Venus, Ophelia, Eve, Baubo and Aphrodite attitude role model are
more or less summoned with a mixture of the vamp, the femme fatale,
the water nymph, the playboy bunny and the art muse. The »natural«
look is therefore in actuality something performed, shaped and chic,
springing from cultural and intellectual sources.
All these indicators have one common denominator: autonomy over
one’s own body and the subsequent course of life. If the 20-year-old
takes her own skin to market conflict is predictable. Perhaps she wants
to escape parental pressures, regulations and controls. Nevertheless,
society itself sets enough examples of a glittering illusionary world that
almost always remains unattainable even though it is the omnipresent
reference point. All these perfectly decked out and illuminated subjects
fill public spaces with infatuating nakedness and studied shamelessness.
In its larger-than-life format, our guilty conscience increases in
proportion to our appearance, our non-athletic behaviour, and attacks
our ubiquitous vanity. There is one small matter not to be forgotten:
Advertising has a huge reserve of fresh malleable flesh. Meanwhile,
we feel inferior to the beautiful people while seriously assessing our
body mass index, and maybe considering Botox injections or breast
implants. That’s why it is perhaps beneficial to take a true, good and
beautiful picture of oneself as soon as possible, before time passes
and the suggestion is best forgotten.
It can’t be denied that the photographer does not only take pictures but
also fulfils dreams: He takes one‘s visible assets in a visual world and
puts them in the right light. The digitally enhanced results sometimes
compensate for the fact that one was not born into the jet set. The
pictures are evidence of a joie de vivre, a belief in the current frame of
mind and an image campaign for the continuously reconfiguring self.
Because of these pictures I matter – I was worth it to be photographed.
This latent cult of genius is concealed in the autobiographical pictures;
it almost seems as if one would rather trust the photographer with one’s
nakedness than write an archaic diary. Both create intimacy and allow
for individual discoveries, but there has been a transition: away from the
quiet chamber in which problems were managed in the written form on
to the public pedestal, from which the narcissistic self publicly demands
negotiation, comparison and assessment. What is still tolerated in the
diary (ink spots and tear stains), is ostracised on the public podium.
Here everything is pure and clean, hygienically shaved, pubic-hairless
happy. Smooth surfaces and impeccable retouching (naturalness was
only a fad) promise more eroticism, attraction and sex appeal. But
there’s more: The pictures could lead to short-lived celebrity status.
Extroverted narcissists need to be in the limelight where they can act
out this affinity. But we’re not talking about psychology here, even
though a naked woman’s body has to do with cravings and desires
enough to make the blood course faster.
Though these belles du jour have hardly made their mark, a cultural
outcome if you will, on society, they are still first of all only bodies,
beautiful, admirable, personal, but untouchable. Let us perceive these
photographs as going beyond the beguiling desire that they seem to
create, and as a game in a permissive young adult world. Let us try
not to apply cultural critique in the face of a society where excess
nakedness scarcely creates desire but merely seems grotesque. Let
us remain unbiased when inputting the assessments, the self-image
of this naked MTV Generation.
One more observation needs to be made: Looking at it from a cultural
and photographic history point of view, it is evident that for the first time
in nude photography, this very book presents young adults of a globalized
world. These young women, second- and third-generation immigrants
living among us, had to struggle for their rights – if they wanted to or
not. Though their first names only sometimes reveal their ethnic origins
(Asia, Russia, North, Middle and South Europe, North and Central Africa),
cultural diversity shows with closer examination. Though we know that a
naked rendezvous with ethnic diversity isn’t exactly proof of integration,
it is still remarkable that the taboo of nudity has managed to reach far
beyond the boundaries of Central Europe.
The way these young women put on a show earns our respect.

Historian of photography 
www.fritzfranzvogel.ch



: Lia May
Ich bin 27 Jahre alt und arbeite seit sieben Jahren als Model. Damit
bin ich wohl eher eine Ausnahme in diesem Buch. Dass Modeln schon
immer mein Traum war, kann man eigentlich nicht sagen, es hat sich
eher so ergeben. Ich fühle mich allerdings sehr wohl vor der Kamera.
Es hat mir immer Spaß gemacht und es schien mir ganz natürlich, mich
vor der Kamera zu bewegen.
Die Fotografien von Thomas Karsten kannte ich schon vor »Model Years«
und die Originalität seiner Bilder hat mich sofort fasziniert. Ich wollte sehr
gerne einmal mit ihm zusammenarbeiten und mich von ihm fotografieren
lassen, also habe ich übers Internet Kontakt zu ihm aufgenommen.
Das Shooting hat insgesamt fünf Stunden gedauert. Es war überhaupt
nicht anstrengend, sondern hat sehr viel Spaß gemacht. Thomas hat mich
morgens vom Flughafen abgeholt und wir sind gemeinsam in sein Studio
gefahren. Wir haben uns sofort gut verstanden, alles war ganz natürlich
und ungezwungen. Wir haben Verschiedenes ausprobiert, Requisiten,
Motive und Hintergründe ausgesucht, die miteinander harmonieren,
aber auch viele Pausen gemacht, um uns zu unterhalten und
miteinander zu essen.
Thomas Karsten kümmert sich um seine Modelle, er baut vor dem Shooting
eine Beziehung zu ihnen auf und ist sehr aufmerksam. Ich denke, das
muss sein, wenn man Menschen fotografieren und ihre Persönlichkeiten
wiedergeben möchte. Es war ein toller Tag, ohne viele Worte hat alles
wunderbar geklappt.
Die Fotos in »Model Years« strahlen eine besondere Unbefangenheit
aus, die sich von der Künstlichkeit der Hochglanzmagazine abheben.
Natürlich ist gutes Aussehen wichtig. Wenn man jemanden kennenlernt,
schaut man immer erst mal auf das Äußere – gepflegt sein ist
wichtig, Kleidung, gute Manieren und wie man sich gibt, all dies ist von
Bedeutung. Es ist aber das Zusammenspiel, nicht nur Kleider machen
Leute. Wenn man jemanden kennenlernt, der toll aussieht, kann man
nach zehn Minuten trotzdem zu Tode gelangweilt sein. Aber im ersten
Moment ist das Äußere enorm wichtig, man wird abgecheckt beim
Vorstellungsgespräch, bestimmte Berufe kann man sogar nur ausüben,
wenn man gut aussieht.
Ich habe wirklich Achtung vor Thomas Karstens Kunst, da er auch Frauen
fotografiert, die keine professionellen Modelle sind und die nicht der
Norm entsprechen. Er fotografiert einfach Menschen, bringt dabei aber
das Schöne in ihnen zum Vorschein und das finde ich wunderbar.
Ich wohne mit einer sehr guten Freundin zusammen, die alle meine Bilder
begutachtet. Von den Bildern für »Model Years« war sie begeistert.
Sie bringen nicht nur die körperliche Schönheit der Modelle zum
Ausdruck, sondern sie haben auch menschliche Ausstrahlung und sind
nicht gekünstelt. Ich glaube, Thomas Karsten sieht in den Modellen die
Menschen. Das macht Kunst aus. Man fühlt sich bei ihm wohl und entspannt,
das ist ganz wichtig. Wenn man unentspannt ist, kann man keine
Fotos machen, das bringt nichts.
Was ich erotisch finde, ist vor allem die Ausstrahlung einer Person.
Ausstrahlung ist das A und O. Ein Lächeln, ein Blick können ungemein
erotisch sein. Ich bin eine Romantikerin. Versteckte Erotik, Blumen,
Spaziergänge am Meer, das mag ich. Mit einem geliebten Menschen
allein sein ist immer erotisch. Aber jeder Mensch ist vielfältig und hat
verschiedene Seiten. Ich bin auch ein wenig exhibitionistisch. Es macht
mir Spaß, meinen Körper zu zeigen.

Interview: Linn Schumacher


: Lia May

I’m 27 and have been working as a model for seven years. That makes
me a bit of an exception compared to the others in this book. I can’t
say that modelling has always been my dream, it just happened. I feel
very comfortable in front of the camera. It’s always been fun for me
and I feel completely at ease.
I discovered Thomas Karsten’s photographs before »Model Years«, and
it was the originality of his pictures that fascinated me straight away.
I’ve always wanted to work with him and be photographed by him, so
I contacted him over the Internet.
The photo shoot took five hours in all. It wasn’t at all exhausting. I had
a lot of fun. Thomas picked me up at the airport in the morning and
drove me to the studio. We clicked immediately, the atmosphere was
very casual and we were at ease. We tried out a few things, different
props, costumes, themes and backgrounds that fit together. But we
also took a lot of breaks and talked or ate something together.
Thomas Karsten cares about his models. He develops a relationship to
them before the shoot and is very attentive. I think that’s what’s important.
If you want to photograph the person to express what’s behind
the persona, it’s essential to get to know them first. It was a great day;
it went without a hitch and without a lot of words.
The pictures in »Model Years« are wonderfully unselfconscious, which
sets them apart from the artificiality of glossy magazines.
Of course looking good is important. The first thing you notice in a person
is always what’s on the surface. It’s important to look well groomed,
have nice clothes and good manners – all these are essential. But it’s
not just what’s outside that counts, it’s all of these things put together.
You could meet someone that looks fabulous and then be bored to
death ten minutes later. But still, first impressions are extremely important,
like a job interview for instance. Some professions depend on
how good you look.
I have a lot of respect for Thomas Karsten’s art because he includes
women who aren’t professional models or who don’t exactly represent
the typical woman. He brings out the beautiful in the ordinary people
he photographs. I think that’s pretty wonderful.
I live with a very good friend who thoroughly scrutinizes all of my photographs.
She was particularly excited about my »Model Years« pictures.
They not only bring out the physical beauty of the subject but they
reveal the human aspect. And they don’t seem fake. I believe Thomas
Karsten sees the person behind the facade. That’s the difference
between art and artificial. He makes you feel at ease and relaxed.
This is important, because if you aren’t relaxed then you can’t make
good photos at all.
I think what makes a person erotic is their aura or charisma. Charisma
is the be all and end all. That certain smile or look can be extremely
erotic. I happen to be a romantic. Veiled eroticism, flowers, a walk on
the beach – I like that. Being alone with a person you love is always
erotic. But then every person is multi-faceted – their personalities
have many sides. I am also a bit of the exhibitionist. I like showing my
body in public.

Interview: Linn Schumacher


Interviews 

: Na klar, ich hab keine Topfigur. Es müssen ja auch nicht alle gleich aussehen.
: Of course I don’t have the best figure. There’s no reason for us all to look the same.

: Ein gutes Bild ist ein Blickfang. Der Blick verfängt, das ist meine körperliche Qualität und Attraktivität. Jetzt bin ich jung und da macht mir die Nacktheit nichts aus, denn ich mag meinen Körper wie er ist. Mit 50 stelle ich mich nur nackt vor die Kamera, wenn ich körperlich noch genauso attraktiv und verführerisch bin wie heute – also
wahrscheinlich nicht. Schönheit ist nämlich das Kriterium für Attraktivität. 
: A good photo catches the eye. The gaze is caught; that’s my physical quality and attraction.
I’m young right now and my nakedness doesn’t bother me because I like my body the way it is. But at 50 I’d only let myself be photographed if my body is as attractive and
seductive as it is today – so I guess I won’t. Beauty is the main criterion for attractiveness.

: Für mich war das Fotoshooting eine Premiere. Es ist eine Momentaufnahme in meiner Biografie, und sie wird haften bleiben. Die Fotografien von Thomas sind eine künstlerische Arbeit und die kann nur in einer angenehmen Atmosphäre gedeihen. Er macht nicht nur schöne Fotos, er holt auch etwas aus den Menschen heraus, was
sie sonst nicht über sich erfahren. 
For me the photo shoot was a premiere. It is a snapshot in my own biography that I will not soon forget. Thomas’ photographs are art and they can only thrive in an agreeable atmosphere. He not only takes beautiful photos, but he brings a part of the person into the open that they otherwise would not have
experienced about themselves.

: Klar rufe ich als Frau mit Glatze und Piercings Widerstand hervor. Ich fühle mich nicht unwohl, wenn ich auffalle. Das ist ein Teil von mir. In Berlin macht mich niemand an, in München fühle ich mich wie ein Alien und in Augsburg wurde ich als Nazi beschimpft. Es gibt eben kulturelle Unterschiede in der Wahrnehmung.
Der Exhibitionismus ist etwas, was ich über die Fotografie ausleben kann, denn da kann ich mitgestalten und kreativ sein. Es ist eine Plattform, mich selbst zu entdecken. Ich spiele nichts vor, sondern möchte zu meinen Grenzen vordringen, mich selbst erfahren. Insofern ist eine solche intime Bildarbeit auch ein Heilungsprozess, eine Narbenarbeit. Sie löst meine Barrieren, meine Hemmungen. Ein stimmiges Bild ist sozusagen ein Glücksmoment … oder anders gesagt, ein therapeutischer Erfolg. 
: Sure, being a woman with piercings and a shaved head people react with rejection. I do not feel uncomfortable that I attract attention. It’s a part of what I am. In Berlin nobody notices me, in Munich I feel like an alien, and in Augsburg people call me a Nazi. This just shows the differences in cultural perception. Exhibitionism is something that I can use to express myself through the photographs, because I can be creative and help in their design. It is a platform I can use to discover myself. I am not acting – but want to go to test my own limits, to discover my inner self. In this way this type of intimate photography is a healing process, working on the scars in my life. It frees my barriers, my inhibitions. An eloquent photo is a stroke of luck … or in other words, a therapeutic success.


: Nacktbilder zu machen, macht mir nichts aus, denn ich war als Kind schon am FKK-Strand. Dank dieser Erfahrung mit meinen Eltern bin ich unverklemmt. Ich denke, dass man mit 20 nach dem eigenen Ausdruck sucht und zu sich selber findet. Es ist ja die so genannte Sturm-und-Drang-Zeit, wo sich der Mensch in verschiedenen Lebenslagen beweisen muss und daran reift. Auch Aktfotos gehören dazu. Ein Blick von außen ist manchmal ganz gut. 
: I don’t mind allowing myself to be photographed naked, after all I went to nude beaches when I was still a kid. I am uninhibited because of having done this back then with my paren.